#29 Zwei Wochen Pura Vida! in Costa Rica

Pura Vida! – So wird man in Costa Rica häufig begrüßt und verabschiedet. Übersetzt könnte da so viel wie „das reine Leben“ bedeuten, aber dahinter steckt vielmehr eine Philosophie oder ein Lebensgefühl und der Ausdruck wird auch häufig anstelle eines Dankes, als Ausdruck der Begrüßung oder Verabschiedung verwendet. So richtig übersetzen kann man die das Motto des kleinen Landes mit nur etwas mehr als 5 Millionen Einwohner*innen also nicht. Bei Pura Vida geht es darum, das Leben in vollen Zügen zu genießen und dankbar für die Fülle und die Reichhaltigkeit der Erde zu sein.

Im kürzlich erschienenen World Happiness Report belegt Costa Rica den 12. Platz und ist damit als einziges süd- oder mittelamerikanisches Land in den Top 20 – und auch 12 Plätze vor Deutschland. Die Menschen dort sind also zufrieden mit ihrem Leben und schätzen sich glücklich ein – daran lassen sie ihre Besucher*innen auch gerne teilhaben. In unseren zwei Wochen in Costa Rica, der „reichen Küste“, sind wir vielen freundlichen und hilfsbereiten Menschen begegnet, die meistens ein Lächeln und ein herzliches Pura Vida! auf den Lippen haben. Wir sind uns also schnell einig, dass man es hier offenbar gut aushalten kann.

Das nur 51.000 km² kleine Land, das zwischen Panama im Süden und Nicaragua im Norden liegt, grenzt im Osten an das karibische Meer und im Westen an den Pazifik. Im Landesinneren gibt es Gebirge, Vulkane und Nebelwälder, an den Küsten finden sich tropische Regenwälder und Mangrovensümpfe. Die Vielfalt der Landschaft spiegelt sich auch in Flora und Fauna wieder – Costa Rica ist ein unglaublich biodiverses Fleckchen auf unserem Planeten – 6% der weltweiten Artenvielfalt finden sich hier, obwohl Costa Rica nur etwa 0,03% der Landoberfläche der Erde ausmacht. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten sind endemisch, sie kommen nur hier vor. Costa Rica hat es sich seit Langem zum Auftrag gemacht, die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt zu konservieren, daher stehen 27% der Fläche des Landes unter Naturschutz und es gibt 160 Schutzreservate und ganze 26 Nationalparks!
Außerdem möchte das Land bis 2050 klimaneutral sein und gewinnt schon heute 98% seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien, auch Plastikstrohhalme und Plastiktaschen sind verboten. Costa Rica könnte also ein Vorbild für viele anderen Länder in Sachen Nachhaltigkeit zu sein.

Costa Rica wird gerne auch als die „Schweiz“ Mittelamerikas bezeichnet. Der Lebensstandard der Ticos, wie sich die Bewohner*innen Costa Ricas nennen, ist im Vergleich zu anderen süd- und mittelamerikanischen Ländern hoch. Schon seit Jahrzehnten hat das Land ein gut funktionierendes und kostenloses Gesundheits- und Bildungssystem, die Demokratie ist stabil und die Sicherheit im Land hoch. Seit 70 Jahren gibt es auch keine bewaffnete Armee mehr, man hat sich dem Frieden verpflichtet. Zu den Schweizer Verhältnissen zählt auch, dass das Land ungleich teuer ist. Eine Flasche Wasser kostet im Café schnell mal umgerechnet 4 € und ein schnelles Mittagessen in einer Soda, den traditionellen Kantinen mit landestypischem Essen startet bei 3500 Colones – das sind etwa 6,50 €. Das mag für deutsche Verhältnisse wenig sein, für Lateinamerika ist das aber schon ganz schön ordentlich. Auch die Preise in den Supermärkten erinnern uns eher an Deutschland als an Kolumbien.
Sicherlich sind auch die happigen Preise ein Grund, warum wir hier eher weniger Backpacker*innen treffen, sondern Pärchen, Familien und Reisegruppen. Außerdem sind gerade überall Ferien, weshalb gerade High Season ist. Aber auch sonst ist hier immer etwas los, man kann Costa Rica aufgrund des Klimas das ganze Jahr bereisen, dann eben mal mit mehr oder mal mit weniger Regen.
Jährlich kommen gut 3 Millionen Tourist*innen in das Land mit nur 5 Millionen Bewohner*innen. Trotzdem wird darauf geachtet, dass sich die Besucher*innenzahlen in den Parks im Rahmen halten und sind deshalb streng begrenzt, denn zu viele Touris sind für die empfindlichen Ökosysteme eine Bedrohung. In manche Parks darf man auch nur mit einem zertifizierten Guide. Das führt dazu, dass je nach Quelle etwa 6-8% des BIP aus Einnahmen aus dem Tourismus stammen.
Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor ist der Export von tropischen Früchten wie Ananas, der Export von qualitativ hochwertigem Kaffee (dazu später mehr) und der Anbau von Ölpalmen. Auch dies trägt natürlich dazu bei, dass Flächen gerodet werden und damit weniger Platz für die gefährdete Tierwelt ist.

Wir starten unsere Reise, wie die meisten Tourist*innen in San José, der Hauptstadt mit gut 2 Millionen Einwohner*innen, die direkt im Zentrum des Landes liegt. Von hier aus kann man bequem einen Mietwagen leihen und alle interessanten Gebiete des Landes erkunden. Während einige Ecken, wie etwa die Halbbinsel Osa bis vor Kurzem noch kaum mit dem Auto zu erreichen waren, sind die Straßen mittlerweile besser ausgebaut und über die Flüsse wurden Brücken geschlagen.

Von San José aus geht es mit Anna dann zunächst nach Monteverde und Santa Elena. Die beiden Dörfer liegen im tropischen Nebelwald auf etwa 1300 Metern Höhe. Die zwei gleichnamigen Schutzgebiete sind Heimat der berühmten Quetzals, einer Vogelart, die eine auffallende Färbung und eine charakteristische, bis zu 80 cm lange Schwanzfeder habt. Sie sind typisch für die Wälder Mittelamerikas, aber schwer zu entdecken – wir hatten jedoch Glück und konnten eines der bunten, männlichen Exemplare im Reservat Santa Elena erspähen. Zum Glück hatte Anna auch immer ein Fernglas dabei, mit dem wir Hobby-Ornitholog*innen die vielen bunten Vögel des Landes aus der Nähe betrachten konnten. Das Reservat ist außerdem reich an Pflanzen, insbesondere findet man hier 500 (!!) verschiedene Orchideenarten.
In Monteverde angekommen trinken wir erstmal einen Kaffee, den die Region ist bekannt für den Kaffeeanbau in geringen Mengen, aber dafür mit hoher Qualität. Dann beziehen wir unsere Lodge mitten im Wald, von deren Terrasse wir eine herrliche Sicht über das Gebiet bis zum Pazifik haben. Die Terrasse eignet sich auch perfekt als Platz, um den Sonnenuntergang zu beobachten und weil wir alle so müde von der Reise sind, werden wir an diesem Tag auch nicht alt.


Ausgeschlafen starten wir mit einer kleinen Wanderung zu einem Wasserfall und zu einer riesigen Ficus-Wurzel. Schon gut durchgeschwitzt landen wir dann im Fledermaus-Institut, wo Fledermäuse gerettet und wieder aufgepäppelt werden. Die junge Frau an der Rezeption ist ein echter Fledermaus-Fan und ihre Begeisterung ist sofort ansteckend. Aufmerksam lesen wir die Infotafeln und erfahren, dass nicht alle Fledermäuse Blutsauger oder Fleischfresser sind, viele ernähren sich von Samen und Früchten oder von Nektar – und tragen damit wesentlich zur Verbreitung von Pflanzensamen bei. Im Terrarium können wir die kleinen Tiere dann mit eigenen Augen betrachten, nur für Fotos eignet sich die Dunkelkammer schlecht.
Nach unserer Fledermaus-Tour steht dann die Kaffee-Tour auf der Kaffeefarm El Trapiche auf dem Plan. Zwei Stunden laufen wir mit dem Guide durch die Plantagen und lernen viel über Kaffee, Kakao und Zuckerrohr. Am Ende dürfen wir unsere eigenen Zuckerrohr-Süßigkeiten herstellen, Kakaobohnen und Schokolade probieren und natürlich noch einen hausgemachten Kaffee und Zuckerrohrschnaps kosten. Obwohl früher auch Kakao und Zuckerrohr hier angebaut wurden, ist es für die Familie heute wirtschaftlicher, nur Kaffee zu ziehen, der Rest wird nur noch für die Besucher*innen zur Show ausgestellt. Wir begleiten auf unserer Tour das Zuckerrohr vom Feld bis zur Süßigkeit, essen Kakaobohnen und erfahren, wie eine gute Schokolade zusammengesetzt sein sollte. Im Zentrum steht natürlich aber der Kaffee, der hier nicht nur angepflanzt, sondern auch sortiert und geröstet wird. Mehr über die einzelnen Schritte erzählen wir euch in der Bildgalerie.

Am nächsten Tag steht unsere Wanderung durch den Santa Elena Park an. Wie schon erwähnt, sehen wir direkt einen der scheuen Quetzals, ansonsten erspähen wir andere Vögel und Tausendfüßler. Die Wanderung durch den Nebelwald ist wunderschön, vor allem, wenn das Sonnenlicht durch die Baumkronen fällt. Auch an einem Aussichtspunkt kommen wir vorbei, doch es ist – oh Wunder – neblig im Nebelwald und so wirklich viel können wir nicht erkennen. Faszinierend sind wie immer die Blattschneider-Ameisen, die mit grünen Blattschnitten beladen eine breite Straße durch die Wälder bilden. Mit den Blättern legen sie in ihrem Bau Pilzgärten an, welche eine symbiotische Beziehung zu den Ameisen eingehen. Eine Ameisenkolonie besteht aus 2-3 Millionen Arbeiterinnen, ein Nest kann eine Ausdehnung von bis zu 50 Quadratmetern haben und bis zu 8 Meter tief sein.

Abends haben wir noch eine Nachttour geplant. Wir fahren dafür zu einem Hotel, das auf einem riesigen Grundstück steht, auf dem sie die Touren anbieten. Erst schauen wir noch den Sonnenuntergang an, doch sobald es dunkel wird, startet unser Guide die Tour. Unser erster Stopp ist ein Erdloch, aus dem eine riesige Tarantel herauslugt. Sie lebt schon seit zwei Jahren in diesem Loch und wir sind beruhigt, als wir erfahren, dass sie von dort aus jagt und das Erdloch nicht verlässt. Wenn sie nicht von einem ihrer natürlichen Feinde, etwa den Nasenbären, gefressen werden, können die Weibchen bis zu 30 Jahre alt werden. Männchen hingegen überleben die Paarung mit den Weibchen nicht (Triggerwarnung: Die Tarantel-Fotos sind in der Bildgalerie die letzten beiden Fotos, falls sich jemand den Anblick ersparen will. Ehrlicherweise sehen sie aber doch recht flauschig und gar nicht so widerlich aus wie erwartet). Der Durchmesser der zu den Vogelspinnen gehörenden Art entspricht gruseligen 8 Zentimetern und die Tarantel kann bis zu 15 Gramm wiegen. Damit ist sie schwerer und größer als einige Kolibri-Arten (der Hummelkolibri wiegt beispielsweise nur 1,8 Gramm), die sie sicherlich auch verspeisen könnte, viel lieber isst sie aber wirbellose Tiere, Echsen und sogar kleine Nagetiere (Hilfe!).
Kolibris sehen wir auf unserer Nachttour auch, sie sitzen schlafend auf den Ästen der Bäume. Sie sind unglaublich schwer zu erkennen, aber unser Guide hat extrem gute Augen. Kolibris nicht in Bewegung zu sehen ist ein außergewöhnlicher Anblick, denn normalerweise sind sie permanent auf Achse und düsen von Blüte zu Blüte, immer hungrig und auf der Suche nach Nektar. Dabei schlagen sie 40-50 Mal pro Sekunde (!!) mit ihren Flügeln und können Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 98 Stundenkilometern im Flug erreichen. Dafür brauchen sie natürlich haufenweise Energie und ihr Herz muss bis zu 500 Mal pro Minute schlagen. Sie im Flug zu fotografieren ist deshalb ziemlich schwierig, immerhin können wir sie mit dem Fernrohr und einer Handylupe ausgestattet dann im Schlafen aufs Foto bringen.

Dann wird es für uns ziemlich spannend, denn wir sehen zwei Säugetiere, von denen wir bis dato noch nicht einmal gehört hatten: Den Kinkaju und den Olingo. Was klingt wie ein Gericht in einem exotischen Restaurant, sind zwei Verwandte des Waschbären. Kinkajus werden auf Deutsch „Wickelbären“ genannt und sind nachtaktiv, weshalb wir sie genau jetzt in Aktion erleben können. Nur etwa 40-60 cm werden die Pflanzenfresser groß, haben dafür aber überdimensional große Augen, mit denen sie prima in der Nacht sehen können. Der etwas kleinere Verwandte Olingo, zu Deutsch „Makibär“ ist ebenfalls nachtaktiv und deutlich schneller unterwegs als sein Verwandter. Das liegt daran, dass der Olingo neben Früchten auch gerne mal das ein oder andere Insekt oder Wirbeltier zu sich nimmt und entsprechend flott auf der Jagd sein muss.

Um die kleine grüne Schlange zu erkennen, die sich in der Bromelie versteckt, braucht man Adleraugen. Ebenfalls gute Tarnkünstler sind die Gottesanbeterinnen und einige Arten der Stabheuschrecken, die sich als Äste, Blätter oder Moos tarnen, um nicht entdeckt zu werden. Ein wirklich sonderbarer Bewohner ist der Glasfrosch, der so heißt, weil man tatsächlich durch ihn hindurchschauen kann. Von oben leuchtet er giftig-grün, doch von unten kann man in das Innenleben des winzigen Waldbewohners hineinschauen.

Unsere Tour beenden wir, wie wir sie begonnen haben: Bei einer Spinne. Die Kescherspinne ist länglich, hat beängstigend große Augen und „wirft“ ihr Netz auf ihre Beute, was ihr den Namen Kescherspinne eingebracht hat. Ihr Netz leuchtet aufgrund der Zusammensetzung bläulich. Wie alle Tiere, denen wir begegnet sind, ist auch sie nachtaktiv. Wir sind nach der Tour zwar müde, aber ziemlich zufrieden. Nicht nur haben wir echt coole Tiere gesehen, unser Guide war auch noch ein wahres Schätzchen und hat uns mit großer Freude und Begeisterung viele Fakten über die Tiere, die wir entdecken durften, erzählt. Wer einmal nach Monteverde kommt, der sollte dringend diese Nachttour buchen, finden wir.

Hier sehen wir den Kinkaju
Der Olingo ruht sich kurz von der Jagd aus und ermöglicht es uns so, ihn zu filmen

Das nächste Ziel ist La Fortuna. Der Ort ist eines der beliebtesten Ziele für Touris, denn hier kann man Wanderungen durch die Parks machen und dabei Tiere und Vulkane bestaunen. Bevor wir aber in La Fortuna ankommen, machen wir einen Zwischenhalt am Río Celeste, der sich im Tenorio Nationalpark befindet. Der Fluss hat eine intensive türkisblaue Färbung und ist daher ein echter Hingucker!

Kurzer Ausflug in die Welt der Physik: Die intensive türkise Farbe des Río Celeste kommt durch den Zusammenfluss zweier Flüsse, die unterschiedliche Mineralien mit sich führen, zustande: Der Río Buenavista ist farblos, enthält aber eine hohe Konzentration an Aluminosilikat-Verbindungen mit einer sehr kleinen Partikelgröße. An einer Stelle trifft er auf den ebenfalls farblosen Quebrada Agría, der einen sauren pH-Wert hat. Je kleiner der pH-Wert auf einer Skala von 0 bis 14 ist, desto saurer ist eine Lösung.
Durch das plötzliche Absinken des pH-Werts „verklumpen“ die Aluminosilikat-Partikel. Es kommt zur sogenannten „Mie-Streuung“, bei der das einfallende Licht auf Partikel trifft, die eine ähnliche Größe wie die Wellenlänge des einfallenden Lichts haben (die Partikel hier haben eine Größe von um die 500 nm (1 Nanometer sind 0,000000001 m) und die Wellenlänge von Tageslicht beträgt 380 nm bis 780 nm). Schaut man sich das Spektrum von sichtbarem Licht an, dann fällt auf, dass die Wellenlänge von Licht, das wir als türkis wahrnehmen, etwa im Bereich zwischen 490 und 550 nm liegt. Die Aluminosilikat-Partikel streuen also das Licht dieser Wellenlänge, weshalb wir die Farbe des Flusses als türkis-blau wahrnehmen.
Lange hatte man übrigens geglaubt, dass die Farbe von Schwefelverbindungen, die aus dem vulkanischen Umfeld in den Fluss gelangen, herrühren. Doch da das Wasser seine Farbe verliert, wenn man es entnimmt, schlossen Forscher*innen diese These bald aus und man einigte sich auf die obige Erklärung.
Ausflug in die Physik Ende.

Eine weniger wissenschaftliche Erklärung liefert natürlich die lokale Legende. Diese besagt, dass Gott gerade dabei war, den Himmel blau zu bemalen, als er seinen Pinsel in die Gewässer des Río Celeste tauchte. Im Fluss kann man auch zahlreiche Stellen entdecken, in denen schwefelhaltige Gase aus dem Fluss austreten. Besonders beeindruckend ist die Stelle am Fluss, an der er als Wasserfalls mehrere Meter in ein türkisblaues Becken hinabstürzt.

Nach diesem kurzen Ausflug fahren wir weiter nach La Fortuna. Wir haben wieder eine kleine Cabana, eine Holzhütte gemietet, von der aus wir am nächsten Tag zum El Silencio Trail aufbrechen. Zwar gibt es in der Umgebung verschiedene Wanderungen in verschiedenen Reservaten, aber das Internet hat uns verraten, dass der Eintritt zu diesem Trail nicht nur wesentlich günstiger ist, er ist auch mit Abstand der schönste und am wenigsten besuchte Weg. Zunächst geht es durch den Wald, wo wir erstmal nicht viele Tiere sehen, dafür aber hören. Das ändert sich jedoch schnell: Auf einer Lichtung angekommen entdecken wir die hier heimischen Guane, das sind große schwarze Vögel mit roter Färbung am Hals. Ein Fahrer macht uns auf einem Parkplatz, wo wir stoppen, um einen kleinen Snack zu essen, dann auf einen Nasenbär aufmerksam, der bald auf einen zweiten Nasenbär trifft und es zum Showdown zwischen den beiden Coatís, wie sie hier heißen, kommt.
Schließlich haben wir noch richtig viel Glück und begegnen einer Horde Kapuzineräffchen, die sich teilweise einen Spaß daraus machen, die Vögel zu jagen und vergnügt in den Baumkronen herumklettern.

Obwohl die Region bekannt für ihre zahlreichen und luxuriösen Thermalquellen ist, ist es uns ehrlich gesagt viel zu warm, um uns in 40 Grad heißes Wasser zu legen. Auch so fühlt man sich schon wie in einer Sauna, sobald die Klimaanlage ausgestellt ist. Wir schmoren also nicht im Thermalbad, sondern im eigenen Saft. Dass es noch heißer werden würde, war uns bis dahin nicht klar.

Unser dritter Halt auf der Rundreise ist Sámara. Hier nächtigen wir in einer bezaubernden Eco-Lodge außerhalb des kleinen, aber touristischen Dörfchens. Es ist heiß und sonnig und uns ist nicht klar, was man hier den ganzen Tag machen soll, ohne einen Hitzeschlag zu bekommen. Das einzig vernünftige scheint zu sein, an den Strand zu fahren und sich abwechselnd mit einer kalten Kokosnuss und einem Bad im Pazifik zu erfrischen. Das Pazifikwasser hat jedoch Badewannentemperatur und daher bleibt von Erfrischung keine Spur. Am nächsten Morgen geht es für uns früh los in Richtung Isla Chora. Mit einem Kajak fahren wir zur Insel, wo wir Iguanas sehen und schnorcheln. Das Schnorcheln ist ganz nett, doch die erhofften Schildkröten sehen wir dann doch nur vom Kajak aus.

So langsam wird es Zeit, dass wir uns einmal mit der einheimischen Küche beschäftigen. Natürlich haben wir uns auch bisher reich an den heimischen tropischen Früchten bedient und uns mit Wassermelonen, Mangos, Ananas und Papaya vollgestopft. Es wird Zeit für Gallo Pinto! Das herzhafte Frühstück ist so etwas wie das Nationalgericht Costa Ricas und die Rezeptur denkbar einfach: Reis vom Vortag (praktisch!) wird mit schwarzen Bohnen im eigenen Saft, gewürfelten Zwiebeln, Paprika und Koriander angebraten und mit der landestypischen Salsa Lizano, Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Dazu serviert man frittierte Kochbanane, Avocado, Pico de Gallo (eine Art Salat aus gewürfelten Tomaten, Zwiebeln, Koriander) und wahlweise Grillkäse, Hühnchen oder Rühreier. Schnell wird das preiswerte und nahrhafte Frühstück zu unserem Lieblingsessen in Costa Rica.

Hier sehen wir die kleinen Krabben beim Fressen


Unser nächstes Ziel heißt Uvita. Auf dem Weg machen wir einen kurzen Zwischenstopp am Río Tarcoles – hier liegen im seichten Wasser fast zehn riesige Krokodile herum, die man von der Brücke aus von oben bestaunen kann. Warum die Tiere ausgerechnet hier liegen, wissen wir nicht, aber es ist ziemlich cool, die furchteinflößenden Riesen so nahe und bei Tag zu sehen.
Es wird gefühlt immer heißer und schwüler und wir möchten uns am liebsten gar nicht bewegen. Schließlich schaffen wir es doch noch zum Strand im Reservat Marino Ballena. Wir bleiben nur einen Tag hier und fahren dann weiter zu unserem letzten Ziel, dem Bahía Drake in der Nähe des Nationalparks Corcovado, dem artenreichsten Teil Costa Ricas.

Unsere Hütte im GreenPoint ist gemütlich, aber einfach ausgestattet und leider nicht klimatisiert. Nicht mal einen Ventilator haben wir und so schwitzen wir von morgens bis abends und von abends bis morgens. Dafür werden wir mit Vogelgezwitscher geweckt und frühstücken zwischen Kolibris, Tangaren, Tukanen und Spechten und in der Stadt können wir sogar die prächtigen Aras beobachten! Auch eine Horde Affen kommt vorbei und bedient sich an den für sie bereitgestellten Bananen.

Unser Highlight ist aber definitiv der Besuch im Corcovado Nationalpark. Bereits drei Wochen im Voraus haben wir die Tour organisiert, denn nur 200 Personen dürfen täglich in den Park. Nach einer sehr nassen einstündigen Bootsfahrt durch den Regen legen wir am Eingang des Parks an. Noch ehe wir uns versehen, läuft uns direkt eine Tapir-Mama mit Kind über den Weg – was für ein sensationeller Auftakt für diese Tagestour. Auch im weiteren Verlauf der Tour haben wir ziemlich viel Glück: Wir können einen Ameisenbär beim Futtern beobachten, schließlich sogar ein Stachelschwein beim Schlafen erspähen und dann bekommen wir alle vier Affenarten, die den Park bewohnen, nacheinander zu Gesicht: Die Brüllaffen hört man dem Namen alle Ehre machend, bevor man sie sieht. Ihr Gebrüll kann man bis in 5 Kilometer Entfernung hören und dient dazu, anderen Affenhorden anzuzeigen, dass ein Revier gerade belegt ist und sie sich fernhalten sollen.
Die nächste Gruppe Affen, die uns begegnet, sind die Spinnenaffen. Die bis zu 15 Kilogramm schweren Tiere sind die größte Affenart in der Region und stark gefährdet. Es gibt nur noch um die 2000 Exemplare in freier Wildbahn. Wir sind ziemlich ergriffen, diese seltenen und majestätischen Kletterer beobachten zu können. Die Kapuzineräffchen sind dagegen viel häufiger und uns schon öfter begegnet. Die kleinen Allesfresser mit dem weißen Gesicht und dem bräunlichen Körper sind in Mittelamerika weit verbreitet. Noch etwas kleiner und daher schwieriger zu finden sind die Totenkopfäffchen, die meistens nicht einmal ein Kilogramm wiegen.
Natürlich dürfen auch hier die Nasenbären nicht fehlen, die wir auch schon in La Fortuna getroffen haben. Dann haben wir aber noch Glück und treffen auf ein ziemlich nasses Faultier, das man ohne das Wissen über seinen Aufenthaltsort sicherlich nicht erkannt hätte. Es handelt sich um ein pitschnasses Dreizehenfaultier. Wir hatten schon Sorge, gar kein Faultier mehr zu sehen, obwohl es doch das Nationaltier Costa Ricas ist! Über Faultiere gibt es übrigens ziemlich viele Fun-Facts, denn die Baumbewohner sind schon etwas merkwürdige Zeitgenossen. Zunächst einmal ist die Maximalgeschwindigkeit des Faultiers von 0,25 km/h und eine zurückgelegte Strecke von 133 m pro Tag ein ziemlicher Negativrekord im Tierreich. Sie sind nur etwa 10% der Tageszeit überhaupt aktiv und schlafen insgesamt ziemlich viel. Ihr Stoffwechsel ist jedoch so langsam, dass es für sie gar nicht möglich ist, sich schneller fortzubewegen. Der langsame Stoffwechsel führt auch dazu, dass sie nur einmal pro Woche ihr Geschäft verrichten müssen – was sie merkwürdigerweise auf dem Boden tun, obwohl sie sonst ausschließlich in den Bäumen leben. Der Gang aufs stille Örtchen wird so zu einem lebensgefährlichen Ausflug für die Faultiere, denn am Boden sind sie Fressfeinden schutzlos ausgeliefert und bewegen sich nicht nur langsam, sondern auch ziemlich unbeholfen mit ihren überlangen Armen fort. Es ist bis heute eines der größten Rätsel rund ums Faultier, warum sie ausgerechnet zum Defäkieren auf den Boden krabbeln und sich dabei in Lebensgefahr begeben. Außerdem wohnen nicht nur Motten und andere Insekten in ihrem Fell, sie legen sich auch einen Überzug mit Algen an, der ihnen bei der Tarnung hilft.
Mit den Tapiren haben wir an diesem Tag richtig Glück, denn wir erwischen zwei weitere Tapire beim Mittagsschlaf in eine Tümpel. Tapire sind ziemlich große Säugetiere mit einem kurzen Rüssel, die mit Pferden und Nashörnern verwandt sind. Ihr Körperbau ähnelt aber eher dem eines Schweins. Die Tiere werden ein bis 2,50 m lang und können bis zu 300 kg wiegen. Die Tapire haben Pumas, Krokodile und andere große Jäger als Feinde, wie so oft stellt aber der Mensch die größte Bedrohung für die Tiere dar und alle Arten gelten als mehr oder weniger gefährdet. Hinzu kommt, dass die Tiere mehr als ein Jahr trächtig sind und meistens nur ein Junges gebären, sodass die Fortpflanzung eher langsam verläuft. Im Corcovado-Park sind die Tiere jedoch gut geschützt und können sich in Ruhe fortpflanzen.

Ameisenbär unterwegs
Ameisenbär beim Fressen aus der Nähe
Ein Totenkopfäffchen mit Jungtier auf dem Rücken
Spinnenaffe
Nochmals ein Spinnenaffe

Die Tour in den Nationalpark war ein voller Erfolg! So viele Tiere an einem Ort haben wir selten gesehen. Für den nächsten Tag haben wir eine Wanderung an der Küste entlang geplant und auch hier treffen wir auch Spinnenaffen, Brüllaffen und Kapuzineräffchen. Obwohl wir noch eine Nacht im GreenPoint haben, entscheiden wir uns dann aber, am Nachmittag abzureisen. Obwohl die Unterkunft wirklich schön ist und wir vom Besitzer kulinarisch ziemlich verwöhnt werden (denn er ist Koch!), wollen wir die lange Rückfahrt nach San José ein bisschen aufteilen und ehrlicherweise auch eine Nacht mal halbwegs durchschlafen. Wir fahren also noch am Mittag los nach San Isidro, das auf halber Strecke nach San José liegt. Und siehe da: Am nächsten Tag haben wir nochmal richtig Glück und sehen direkt noch ein Faultier aus der Nähe, das an einem Baum am Straßenrand herumhängt!

Tukane im Abendrot

Wieder in San José angekommen erledigen wir noch ein paar Einkäufe und Anna packt noch mehr Kaffee für Freunde und Familie ein. Ein letztes Mal gehen wir zusammen essen, bevor wir früh schlafen gehen. Für uns geht es morgens weiter nach Nicaragua und Anna muss zwanzig Stunden Rückweg nach Deutschland antreten. Am Ende brauchen wir dann auch nicht wie geplant 8 Stunden nach San Juan del Sur, sondern 15 Stunden. Zwei Lastwagen und ein Pick-Up-Truck sind am Osterwochende auf der Hauptverkehrsstraße zwischen Nord und Süd in einen dramatischen Unfall verwickelt und die Straße ist ganze fünf Stunden gesperrt. Wir harren also im Bus aus und kommen mit gut sieben Stunden Verspätung in unserem Hostel an. Wie es uns in Nicaragua ergeht und was wir hier so in San Juan und Granada erleben, das erzählen wir euch nächste Woche wie gewohnt zum sonntäglichen Frühstück und auch vermutlich nicht in Romanlänge so wie diese Woche.

Wer bis hierhin durchgehalten hat, dem hat der ausführliche Bericht diese Woche hoffentlich gefallen! Wir senden liebste Grüße nach Deutschland und melden uns wieder wie gewohnt am nächsten Sonntag!

Pura Vida!

Hannah y Felix

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Ein Kommentar

  1. Sehr, sehr schade, dass wir das nicht gemeinsam erleben konnte.
    Ich denke wir holen das nach.
    Sehr beeindruckender Bericht und wunderbare Fotos

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