#28 Beach-Time in Río de Janeiro

Von einer Großstadt direkt in die nächste! Gerade haben wir Buenos Aires hinter uns gelassen und einen kurzen Zwischenstopp in Iguazú eingelegt, schon sind wird in Río de JaneiroCopacabana, Caipirinha und Christus-Statue wir kommen!

Schätzungsweise 13 Millionen Menschen leben in dieser Megacity direkt am Atlantik, die berühmt ist für ihren Karneval im Februar, natürlich die kilometerlangen Strandabschnitte und den 394 Meter hohen Granitfelsen „Zuckerhut“. Auf dem 700 Meter hohen Berg Corcovado steht die Christusstatue, die zu einem der Weltwunder der Moderne gekürt wurde, und schaut auf die Stadt herab.

Bevor wir uns an den Strand fläzen, wollen wir erstmal die Stadt kennenlernen. Dafür buchen wir uns zwei Tage im Stadtviertel Lapa ein, von dem man zu Fuß ins Zentrum und das hippe Viertel Santa Teresa laufen kann. Früh morgens gegen 8.30 Uhr kommen wir in Río an und gehen ins berühmte Café do Alto hoch oben in Santa Teresa, um ein typisch brasilianisches Frühstück zu probieren: Es gibt Grillkäse, Couscous, Yuca, einen süßen und sehr matschigen Kuchen und natürlich Kaffee, Saft und Mate-Tee. Vom Café aus schlendern wir durch die bunten Straßen von Santa Teresa, eine historische Trambahn fädelt sich durch die schmalen Gassen, wo sich rechts und links an den Mauern farbenfrohe Graffiti und Straßenkunst befinden. Es ist Samstag und Río wirkt ein bisschen schläfrig, doch dann kommen wir zu dem Parque dos Ruinas, wo sich viele Menschen zwischen den Verkaufsständen tummeln oder auf die Ruinen hinaufsteigen, um einen tollen Blick über die Stadt zu erhaschen. Die riesige Stadt schlängelt sich am Strand entlang und zwischen den Granitfelsen hindurch, ohne dass man einen Anfang oder ein Ende sieht. An den Hügeln wurden die Favelas hochgezogen, die „Armenviertel“ der Stadt, die illegal errichtet wurden und wo meistens eigene Gesetze herrschen. Wir kaufen für Felix ein buntes Hemd, damit er sich unauffällig unter die Einheimischen mischen kann und schlendern weiter durch die Hitze.


Als nächstes gehen wir zu den berühmten Treppen, der Escandería Selarón, die nach dem für sie verantwortlichen Künstler Jorge Selarón benannt wurden. Dieser begann in den 1990er Jahre die heruntergekommene Treppe vor seinem Haus mit Fliesen in den Nationalfarben zu bekleben. Das Projekt nahm immer größere Dimensionen an und Selarón begann, Fliesen aus aller Welt zu sammeln und in sein Werk einzuarbeiten – unter den 2000 Fliesen finden sich Stücke aus 60 Ländern. Es dauerte Jahre, bis die 125 Meter lange Treppe fertig war und bis heute werden immer wieder Fliesen ersetzt und erneuert. Etwa 300 der Fliesen wurden von Selarón selbst per Hand bemalt. Die Treppe ist heute eines der bekanntesten Fotomotive in Río und die Leute stehen Schlange, um ein Bild zu machen, wo der Río de Janeiro-Schriftzug eingearbeitet ist. Auch der Rapper Snoop Dogg war begeistert von dem Kunstwerk und wählte die Treppen als Ort für eines seiner Musikvideos (mit dem Rapper Pharrell Williams – überhaupt sieht man in dem Video viel von Río, wenn auch die eher schönen Seiten: https://www.youtube.com/watch?v=_FE194VN6c4). Tatsächlich hat man das Gefühl, in Río laufen eigentlich alle den ganzen Tag in Bikinis und Badeshorts herum und in den ikonischen Hawaiana-Flipflops. Doch die Straßen sind dreckig, es liegt einiges an Müll herum und menschliche Ausscheidungen finden sich an vielen Ecken – da vergeht uns die Lust auf offene Schuhe und wir geben uns lieber als Ausländer zu erkennen und erkunden die Stadt in Sneakern.

Unser nächster Halt ist die Katholische Kirche von Río, die Catedral de São Sebastião do Rio de Janeiro, ein wirklich außergewöhnliches Bauwerk, wobei außergewöhnlich hier nicht zwingend ästhetisch ansprechend meint. Die 96 Meter hohe Kirche wurde 1979 nach etwa 15 Jahren Bauzeit fertig gestellt und hat die alte Catedral Metropolitana, die noch aus der Kolonialzeit stammt, ersetzt. Direkt daneben befindet sich das Aquädukt, das früher für die Wasserversorgung zuständig war und heute mit Schienen bestückt wurde, damit die Tram von Santa Teresa darüber fahren kann.

Um etwas mehr über die Geschichte Brasiliens zu erfahren, gehen wir ins Nationale Geschichtsmuseum. Interessanterweise sind alle Cafés und Geschäfte im Zentrum auch am Samstag geschlossen, aber das Museum ist zum Glück geöffnet. Wir erfahren etwas über die indigene Bevölkerung, die von den im 16. Jahrhundert ankommenden Portugiesen kolonialisiert wurden und über die Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1822. Auch Río wurde von den Besetzern im Jahr 1680 gegründet und war nicht nur ein wichtiger Handelshafen, sondern auch ein Umschlagsplatz für den Sklavenhandel, der erst im Laufe des 19. Jahrhunderts verboten wurde. Brasilien war zwischenzeitlich Hauptabnehmer von Sklaven aus afrikanischen Kolonien und fast 40% aller Sklaven wurden nach Brasilien verschifft. Heute erinnert der Valongo-Kai, der historische Hafen als UNESCO-Weltkulturerbe an die grausame Praxis des Sklavenhandels. Insgesamt ist die brasilianische Kultur auch stark von der afrikanischen Kultur beeinflusst, der berühmte Nationaltanz Samba etwa basiert auf afrikanischen Musikstilen und Rhythmen.

Nach unserem kurzen Eintauchen in die Geschichte von Stadt und Land wollen wir eigentlich zum Hotel zurücklaufen, doch wir bleiben am Samstagmarkt stecken. Hier kann man allerhand bunte Textilien, Schmuck, Taschen und sonstigen Krimskrams kaufen. Viele Locals sind hier unterwegs und die Familien sitzen in Bars und Restaurants an den Straßen. Es wird getanzt, gegessen und Bier getrunken. Wir sind neugierig, hungrig und durstig und genehmigen uns ein lokales Bier und ein paar Pommes. Kulinarisch ist es mit Brasilien nicht so ergiebig für uns, denn auch hier wird gern und viel Fleisch und Wurst gegessen…

Für den nächsten Tag haben wir uns erstmal vorgenommen, auszuschlafen. Nach einem ausgiebigen Frühstück wollen wir dann noch das Zentrum kennenlernen und buchen uns in eine Free-Walking-Tour ein. Zusammen mit einem deutschen Rentner-Ehepaar, die gerade auf Kreuzfahrt sind, führt uns Pablo durch die City, zum Theaterplatz und an den Hafen. Dann entdecken wir noch ein Kulturzentrum mit einer Foto-Ausstellung über die indigenen Völker der brasilianischen Regenwalds und sind begeistert von den einfühlsamen und authentischen Fotos, welche die beiden Künstler von den Menschen geschossen haben.

Nach zwei Tagen haben wir genug vom lauten, stickigen und dreckigen Stadtzentrum – jetzt geht es an die berüchtigte Copacabana! Und tatsächlich ist es hier schon etwas sauberer und es fühlt sich etwas sicherer an als im Zentrum. Wir spazieren am Strand entlang und erkunden ein bisschen die Gegend, bevor wir zum Corcovado fahren, um endlich den berühmten steinernen Jesus Christus aus der Nähe zu sehen. Mit einer Tram geht es durch den Dschungel hoch auf den Berg. Es ist brechend voll, wie zu erwarten war und nach 15 Minuten wollen wir eigentlich nur wieder zurück – doch erstmal müssen wir eine ganze Stunde anstehen, um wieder mit der Tram nach unten zu gelangen. Eigentlich wollten wir laufen, doch aufgrund von Sicherheitsbedenken wurde uns davon abgeraten…

Für den nächsten Tag haben wir den Strand eingeplant. Weil uns die Copacabana ein bisschen zu voll und die Zahl der Strandverkäufer ein bisschen zu hoch war, sind wir 45 Minuten nach Ipanema geschlendert. Hier haben wir uns einen Sonnenschirm und Stühle gemietet und uns beim Caipi-Trinken die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.

Obwohl das jetzt eigentlich alles ganz in Ordnung klingt, wird Río sicherlich nicht mein Herz erobern. Während Felix arbeitet, kann ich am Hotelpool chillen und lesen oder durch Ipanema schlendern und vielleicht auch noch einen Bikini made in Brazil kaufen, mit dem ich dann zurück in Deutschland am Baggersee angeben kann.

Und natürlich ist da auch noch die Vorfreude: Am Freitag geht es nach C O S T A R I C A – und nicht nur das: Dort treffen wir endlich auch Anna, die uns die Ehre erweist, mit uns ihre Osterferien zu verbringen. Weil wir die Zeit natürlich vor allem am Strand, bei Exkursionen durch den Dschungel und Schnorcheltouren verbringen wollen, gibt es nächste Woche auch keinen Blogpost, dafür aber in zwei Wochen einen ganz besonders ausführlichen Costa-Rica-Bericht!

Wir hoffen, ihr verzeiht uns das lange Warten auf den nächsten Bericht und schicken euch sonnige und Caipirinha-geschwängerte Grüße vom vielleicht berühmtesten Strand der Welt!

Hannah y Felix

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