Woche #34+35: Colombia Shutdown

Unser Wohn- und Esszimmer und Lebensmittelpunkt während der Qurantäne

Wie ihr euch sicherlich denken könnt, hält sich die Zahl der Erlebnisse und Ereignisse, über die wir euch etwas berichten könnten, deutlich in Grenzen. Trotzdem möchten wir euch mit einem kleinen und verspäteten Blogeintrag (möglicherweise wissen wir so langsam nicht mehr, welcher Tag jeweils ist) ein paar Infos und Eindrücke schicken. Und im Moment habt ihr ja auch keine Ausrede, dass ihr „keine Zeit“ habt, den Blog zu lesen.

Alle unsere Reisen im In- und ins Ausland sind bis auf Weiteres abgesagt oder verschoben. Seit letztem Freitag herrscht in Bogotá, ab Dienstag dann in ganz Kolumbien, eine strenge Ausgangssperre. Nur noch alleine darf man auf die Straße, joggen oder spazieren ist verboten und es darf nur noch erledigt werden, was dringend muss. Wie auch in Deutschland sind die Geschäfte und Restaurants für Besucher geschlossen, ebenso wie alle anderen Einrichtungen des öffentlichen Lebens, mit Ausnahme von Apotheken und Supermärkten. Unsere letzte Hoffnung, wenn die Motivation zum Kochen nicht reicht, ist der Lieferservice, der dank des niedrigen Verkehrsaufkommens überraschend schnell bei uns ist.

Unsere Dachterrasse haben wir in den letzten Tagen so oft genutzt wie noch nie, um wenigstens etwas frische Luft und Sonne zu tanken. Meine liebe Kollegin Katrin wohnt ja zum Glück im selben Haus und so können wir uns wenigstens ein bisschen bei Kaffee oder Wein über den virtuellen Unterricht austauschen, den wir in den letzten zwei Wochen gemacht haben. Das hat überraschend gut funktioniert, war aber auch ganz schön anstrengend und auch ein bisschen langweilig. Schließlich ist man es als Lehrer*in nicht gewohnt, den ganzen Tag vor einem Bildschirm zu sitzen und schon gar nicht, dass es eine „Stummschalten“-Funktion für die Schüler*innen gibt – es hat eben alles Vor- und Nachteile. Da wir jetzt die Chance hatten, uns mithilfe verschiedener Apps und Websites unterrichtsmäßig kreativ auszutoben, um unseren Schützlingen ein bisschen Abwechslung im virtuellen Schulalltag zu liefern, haben wir in den letzten zwei Wochen sicherlich alle viel gelernt und Neues ausprobiert. Aber so richtig an den normalen Unterricht mit sozialer Interaktion kommt es eben doch nicht ran.

Jetzt wird es daher erstmal Zeit für die wahrscheinlich langweiligsten Ferien der Welt. Kein Urlaub, keine kultureller, kein soziales Austausch, nein, einfach zwei Wochen in der Isolation mit Felix im Home Office. Da kommt Freude auf. Nach den Ferien soll es dann auch einmal erst mit virtuellem Unterricht weitergehen und wir sind alle gespannt, wie sich die Lage hier in Kolumbien noch weiter entwickeln wird – und letztlich natürlich auch, ob die Grenzschließung wier angekündigt wirklich nur bis zum 31. Mai durchgezogen wird oder die Quarantäne gar noch ausgeweitet wird und wir hier noch länger in der Wohnung festsitzen. Über die möglichen Langzeitfolgen möchten wir lieber gar nicht nachdenken.

Da sich an der jetzigen Situation nichts ändern lässt und wird, müssen wir, wie alle anderen auch, das Beste daraus machen. Während Felix also (wenigstens) arbeiten muss, stellt sich für mich die Frage: Was tun in zwei Wochen Ferien in der Isolation? Also habe ich mich rangesetzt und ein bisschen Brainstorming gemacht, wie ich diese zwei Wochen rumkriege, ohne geistig und körperlich völlig zu verwahrlosen. Das also habe ich mir für die Ferien vorgenommen (vielleicht fühlt sich der ein oder andere ja jetzt inspiriert):

  • Jeden Tag Yoga üben und den Kopfstand („Sirasana“) endlich lernen
  • Felix täglich zu einer kleinen Sporteinheit mit unserer Freundin Pamela überreden
  • Fleißig Spanisch üben (jetzt gibt es wirklich keine Ausreden mehr). Dafür nutze ich diesen gratis Online-Kurs und mein Grammatik- und Übungsbuch von Langenscheidt. Schauen wir mal, was da in zwei Wochen so bei rauskommt und wie viele neue Eselsbrücken Felix erfindet.
  • Ganz ohne Arbeit geht es dann auch nicht. Ich werde natürlich auch meinen virtuellen Unterricht für die kommenden Wochen vorbereiten. Außerdem will ich mich in das Erstellen von Lernvideos mit einer entsprechenden Software einarbeiten.
  • Außerdem wollen wir den E-Reader mal wieder etwas mehr nutzen. Felix hat sich jetzt erstmal ein Zeit-Probeabo bestellt (und angefangen, Faust I zu lesen, na viel Spaß!). Also viel lesen steht auf jeden Fall für uns beide auf dem Programm. Ich habe mir zum Glück noch vor der Quarantäne den Wälzer „Hundert Jahre Einsamkeit“ des kolumbianischen Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Marquéz ausgeliehen und bin gespannt, nachdem ich das wesentlich kürzere Werk „Chronik eines angekündigten Todes“ von ihm schon mit Begeisterung gelesen habe.
  • Auch habe ich mir vor der Reise nach Kolumbien je ein Fachbuch zum Thema „Deutschsprachiger Fachunterricht“ und zum Unterricht „Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ gekauft und immer noch nicht angerührt. Wird wohl mal Zeit…
  • Außerdem soll auch der Blog nicht zu kurz kommen: Der Hiking Guide soll endlich mit Leben gefüllt werden, dann können wir wenigstens in schönen Erinnerungen schwelgen. Außerdem haben wir schon vor Monaten angefangen, eine Seite zum Thema „Auswandern nach Kolumbien“ zu kreieren, auf der wir nützliche Tipps und Erfahrungswerte teilen wollen. Spätestens jetzt wäre es langsam Zeit, das Projekt mal abzuschließen.
  • Zu guter Letzt habe ich mir noch etwas vorgenommen, worauf ich sehr gespannt bin. Über die Plattform Coursera kann man online Kurse verschiedener Universitäten weltweit kostenlos absolvieren und gegen eine Gebühr auch ein Zertifikat erwerben. Also warum nicht einmal ausprobieren und sich weiterbilden? Ab Montag startet mein Kurs „What future for education?“ der University of London, mit wöchentlichen Videos, Literatur und Aufgaben.
  • Und auch die Kreativität soll nicht zu kurz kommen. Deshalb werden wir wohl ab und an die Wasserfarben rausholen und ein bisschen an unserer Dekoration arbeiten.

Also Langweile steht hoffentlich nicht auf dem Programm. Außerdem haben wir uns auch Gedanken gemacht, wie wir unsere Abendgestaltung angehen. Schließlich sehen wir uns seit 1,5 Wochen und weiterhin für mindestens zwei Wochen 24/7. Also haben wir uns ans Werk gemacht und ein paar Date Night Ideas aufgeschrieben. Vielleicht gefällt euch ja die ein oder andere Idee:

  • Themenabend: Una notte italiana (mit italienischem Essen, Film und Musik)
  • Themenabend: Una noche espanola (mit Tapas, spanischer Musik, Salsa, Film usw.)
  • Candle-Light-Dinner auf der Dachterrasse
  • Themenabend: Indische Nacht (mit indischem Essen, Bollywood-Film und einem Themenbeitrag von jedem)
  • Comedy Night (mit Stand-Up-Comedy z.B. über Youtube oder Netflix)
  • Fotoabend (über den Beamer)
  • Ein Indoor-Picnic machen
  • Themenabend: Deutschland (mit Spätzle und Kartoffelsalat und natürlich einem deutschen Film oder was auch immer. Wir schauen grade übrigens den Dreiteiler „Unterleuten“ in der ZDF-Mediathek, eine fantastische Adaption des gleichnamigen Buches von Juli Zeh)
  • Eine Karaoke-Nacht
  • Wine-Tasting
  • Eine Präsentation zu einem Thema vorbereiten
  • Ein Konzert schauen (über Youtube oder den kostenlosen Probezugang zu den Livekonzerten der Berliner Philharmonika, es gibt ja auch sonst viele Liveübertragungen)
  • Einen Musikabend veranstalten

Wenn das alles irgendwas Gutes beinhaltet, dann, dass wir jetzt die Zeit haben, kreativ zu werden und uns ohne großen Aufwand in neue Gebiete aufmachen können, weil wir ja im Prinzip keine andere Wahl haben. Um so mehr hoffen wir, dass alles so schnell wie möglich wieder „normal“ ist. Viel mehr hoffen und wünschen wir uns natürlich, dass wir und ihr alles gesund übersteht.

Wir freuen uns übrigens, wenn ihr uns einmal mehr einen Kommentar dalasst, vielleicht habt ihr ja noch ein paar gute Ideen und Tipps für uns.

In diesem Sinne: Stay home, stay safe and stay in contact with us!

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2 Kommentare

  1. Guten morgen zusammen,
    Also bei uns hat sich gar nicht soviel verändert. Das schlimmste ist eigentlich, dass wir unsere Enkelin nicht mehr sehen können, außer in den Videos. Ansonsten fallen die Livemusik an den Wochenenden weg, das war’s dann schon. Ich darf/muss weiterhin mein RNZ und den Rest austragen und Mom geht weiterhin zur Oma, nicht ganz soviel wie vorher, aber ein zwei Mal in der Woche auf jeden Fall. Das hängt aber auch damit zusammen, dass Conrad andere Arbeitszeiten hat oder Monika öfters frei hat.
    Wir gehen öfters raus in die Natur, siehe WhatsApp Status von gestern.

    Ich schlafe nochmal ein bisschen.

    Gruss Paps

  2. Na, da habt ihr euch ja ganz schön was vorgenommen. Felix?.. echt Faust???..Aber die Pamela kennt ich glaub ich auch, hat mir Alina „vorgestellt“, oh was hatte ich Muskelkater???‍♀️…nach 10 Min.Training.?
    Lasst euch net unterkriegen, und danke für die tollen Berichte. Freut mich immer drauf.

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