Bogotá selbst mag mit einem breiten Angebot an Kunst, Musik und Kultur daherkommen, doch für Freunde der Natur ist die 9-Millionen-Stadt nicht unbedingt ein Paradies. Das Gute ist: Wer nur etwa eine Stunde Fahrt in Kauf nimmt, der gelangt in eindrucksvolle Naturschutzgebiete und Nationalparks, die sich rund um Bogotá befinden. So auch der Nationalpark mit dem schwierigen Namen Matarredonda, den wir am vergangenen Samstag besuchten. Dieser ist Teil eines sogenannten Páramos, einem einzigartigen Ökosystem, das sich nur in der Andenregion Südamerikas findet. Sie sind nicht nur eine Heimat für Pflanzen und Tiere, sondern auch eines der wichtigsten Wasserreservoirs der Region.
Um zum Park zu gelangen, muss man zunächst mit dem Transmilenio bis zur Station Tercer Milenio fahren und dann rechts an einer Polizeistation vorbeilaufen. So gelangt man zum Terminal Transporte Transoriente, das eher einer Garage als einem Busterminal ähnelt. Mit einem der Busse dort fährt man in Richtung Choachí. Dafür bezahlt man etwa 6,000 COP (also 1,50€). Der Bus fährt aber erst ab, wenn er voll besetzt ist. Wer allerdings nicht bis nach Choachí fährt und am Park aussteigen will, der darf sich nicht hinsetzen, sondern muss warten, bis der Bus voll ist und dann die Fahrt über stehen. Für die Rückfahrt muss man sich einen der zurückfahrenden Busse heranwinken.
Mit einiger Wartezeit auf einen vollen Bus erreichten wir dann aber noch am Vormittag den Matarredonda Park. Der Eintritt kostet 15,000 COP pro Person, also nicht einmal 5,00€. Dort gibt es zwei Hauptwanderwege, von denen einer zu einer Lagune und einer zu einem Wasserfall führt. Beide sind nicht schwer zu begehen und dauern insgesamt jeweils 1,5 bis 2 Stunden, sodass man locker beide an einem Tag schaffen kann – wenn einem nicht das Wetter in die Quere kommt. Denn so schön der Tag begann, so wurden wir, gerade an der Lagune angekommen, von heftigen Regenfällen überrascht, die auch gar nicht mehr aufhören wollten. So mussten wir im Regen zurücklaufen und kamen völlig durchnässt wieder am Eingang an. Die zweite Tour zum Wasserfall fiel daher im wahrsten Sinne des Wortes leider ins Wasser…
Um uns aufzuwärmen und zu stärken, gab es am kleinen Restaurant ein typisch kolumbianisches…oder venezoelanisches, man steht anscheinend im Streit darüber, Essen für die Höhe: Arepas mit heißer Schokolade oder Aguapanela und Käse. Genau das Richtige!
Gestärkt, aber nass und durchgefroren, machten wir uns dann auf den Rückweg nach Bogotá. Unsere 5 Tipps für den Ausflug in den Matarredonda Park haben wir euch hier aufgelistet:
- Wasserfeste Schuhe mit gutem Profil tragen!
- Einen Regenponcho dabei haben!
- Auf jeden Fall im Restaurant für 4,000 COP eine Combo mit Arepa und Aguapanela bestellen!
- Auf jedes Wetter gefasst sein und Wechselklamotten mitnehmen!
- Früh losgehen und beide Wanderungen an einem Tag machen. Genug Zeit für die Hinfahrt einplanen, da man nie weiß, wann der Bus voll ist und losfährt.
Weil uns die Wanderung am Samstag dann aber viel zu kurz war, beschlossen wir, am Sonntag unsere erste Ciclovía zu machen, heißt: Mit dem Fahrrad durch Bogotá fahren, wo normalerweise die Autos unterwegs sind. Das Gute ist: Durch unseren Rhythmus unter der Woche, sind wir auch am Wochenende immer schon früh wach und können bereits die Morgenstunden nutzen, um tolle Dinge zu unternehmen.
Weil mein Biorhythmus mich bereits um 6.00 Uhr aus den Federn gerissen hat, beschlossen wir, direkt um 7.00 Uhr, wenn die Ciclovía startet, aufzubrechen und erstmal frühstücken zu gehen. Dafür können wir wärmsten das Café Brot in der 97. empfehlen. Sie haben eine fantastische Auswahl an Backwaren, Rührei, Obst, Säften und Kaffee. Nach einem ausgiebigen Frühstück stieß auch meine Kollegin Nicole dazu und gemeinsam radelten wir bis zur Calle 26, wo der Parque de la Independencia liegt, in dem man wunderbar das noch gute Wetter genießen konnte. Unser Plan war eigentlich, in das Museo de Arte Moderna (MAMO) zu gehen und uns dort eine Kunstausstellung anzusehen. Das Museum war zwar ab 12.00 Uhr mittags geöffnet, leider aber gab es keine Ausstellung. Also keine Bilder. Nicht ein einziges.
Ohne also die moderne Kunst Kolumbiens betrachtet zu haben, gingen wir dann weiter zum Antiquitätenmarkt San Alejo. Hier kann man wirklich alles kaufen. Vom Schrank über Bilder, Koffer, Plattenspieler, Medizinbesteck, Militärausrüstung….einfach alles. Felix und ich verliebten uns dort so sehr in einen alten Nachtschrank, dass wir am Abend, nachdem wir unsere Fahrräder zurück nach Cedritos buchsiert hatten, direkt noch einmal hinfuhren, um das gute Stück zu ergattern. Das wurde am Montag direkt zum Weinregal umgebaut und schmückt jetzt unser Wohnzimmer.
Leider meinte es auch an diesem Tag das Wetter nur teilweise gut mit uns. Auf der Rückfahrt nach Hause wurden wir ganz schön nass. Aber wir haben dazugelernt und nun immer unsere Ponchos dabei, um dem miesen Wetter zu trotzen!
Weil auch wir hier immer wieder Anfängerfehler machen, unsere 3 Tipps für eine gelungene Ciclovía:
- Sucht euch ein gutes, solides Fahrrad. Am besten ein Mountainbike, um all die Schlaglöcher heil und gesund zu überstehen.
- Die Ciclovía endet um Punkt 14.00 Uhr. Ihr solltet da möglichst nicht mehr auf der Hauptstraße auf der bis eben noch autofreien Gegenfahrbahn unterwegs sein, denn die Autos stehen schon in den Startlöchern. Also lieber um 13.55 vorsorglich die Straße verlassen und euch den Schock eures Lebens ersparen.
- Früh losgehen und die entspannten Morgenstunden in Bogotá genießen. Am besten bei einem leckeren Frühstück.
Obwohl wir uns entschieden hatten, an diesem langen Wochenende nicht wegzufahren, haben wir trotzdem viel gemacht und gesehen. Auch am kommenden Wochenende wollen wir wieder wandern gehen und neue Ecken Bogotás entdecken.
Wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, vergeht die Zeit rasend schnell. Schon über drei Monate sind wir jetzt hier und natürlich vermissen wir unsere Familie und Freunde zu Hause. Gleichzeitig freuen wir uns natürlich enorm, wenn sich der eine oder andere aufmacht, den langen Flug nach Bogotá auf sich zu nehmen, und uns zu besuchen. Deshalb haben wir nun endlich einen Kalender hier auf der Website eingerichtet, auf den ihr mit einem streng geheimen Passwort zugreifen könnt. Dort findet ihr unsere langen Wochenenden und meine Schulferien. Denn so gerne wir euch einladen und bei der ein oder anderen Reise begleiten wollen, so müssen wir doch beide leider hier auch arbeiten und können uns nicht einfach mal so freinehmen. Um es euch und uns also zu erleichtern, euren Besuch zu planen, hat Felix euch diesen Kalender mit allen wichtigen Terminen zur Verfügung gestellt:
In diesem Sinne hoffen wir natürlich, dass auch der ein oder andere von euch einmal auf ein Desayuno en Bogotá vorbeikommt und wünschen euch bis dahin ein schönes Sonntagsfrühstück, wo auch immer ihr gerade seid!
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