Auf der Suche nach Ideen, wie man das heiß ersehnte lange Wochenende verbringen könnte, fiel unsere Wahl schließlich trotz einiger – wie sich herausstellen sollte berechtigter – Warnungen auf Villavicencio. Die Hauptstadt des Bezirks Meta hat mehr als eine halbe Million Einwohner und liegt südlich von Bogotá. Da es aber weitaus tiefer liegt als die Hauptstadt, erwarteten uns dort angenehm warme Temperaturen und ein beeindruckendes Flachland, die sogenannten Los Llanos.
So brachen wir am Freitag nach der Arbeit direkt auf zum Busterminal Salitre, von wo aus man mit mehreren Buslinien „direkt“ nach Villavicencio fahren kann. Leider waren wir etwas zu spät dran: Der direkte Weg (128km und 3,5 Stunden) wird nur bis 13.00 Uhr mittags befahren, sodass wir einen Bus nehmen mussten, der einen „kleinen Umweg“ von gerade einmal 200km nehmen mussten. Das bedeutete für uns 320 km Busfahrt, was in Kolumbien aufgrund der Straßenverhältnisse etwa 8 Stunden dauert. So wurde uns schnell klar, dass wir nicht vor Mitternacht im Hotel ankommen würden. Leider blieb es nicht bei den 8 Stunden.
Da unser Bus einen Motorschaden hatte, mussten wir mehrmals anhalten und es wurde versucht, im Dunkeln mit einer Taschenlampe bewaffnet, den Motor zu reparieren. Doch jedes Mal, wenn wir dachten, der Busfahrer hätte die Reparatur erfolgreich beendet, mussten wir nach 10 Kilometern wieder anhalten, weil die Reparatur leider nicht so erfolgreich war, wie zunächst gedacht.
Glücklicherweise konnten wir nach dem vierten Mal Anhalten in einen anderen Bus umsteigen, der uns dann gegen 3.00 Uhr in der Früh endlich in Villavicencio absetzte, sodass wir gegen 4.00 Uhr völlig erschöpft in unseren Betten im Hotel lagen.
Nach einer kurzen Nacht wurden wir am Morgen mit einem leckeren und reichhaltigen Frühstück belohnt. Das Wetter meinte es an diesem ersten Tag leider nicht so gut mit uns und so beschlossen wir, das Baden im gigantischen Pool erstmal auf später zu verschieben und mittlerweile zu fünft in den Tierpark Los Ocarros aufzubrechen. Weil sich das Wetter mittlerweile eher verschlechtert hatte, liefen wir in Regenponchos durch den Park und beobachteten die heimischen Tierarten. Das bedeutet in den Llanos: Krokodile, Jaguare, Anacondas, allerhand Schlangen und ein Gürteltier.
Das Gebiet Los Llanos ist bekannt für seine „Cowboy-Kultur“. Auf den weiten Flächen grasen Kühe und Pferde und man kann auch Reittouren und Safaris durch das Gebiet machen. Die Gegend ist außerdem bekannt für ihre Fleisch, das angeblich zu dem besten Kolumbiens gehört. Weder Felix noch ich haben uns davon eigens überzeugt, aber unsere Mitreisenden Markus, Nicole und Anna können sicherlich unterschreiben, dass es ein überaus köstliches Mahl war.
Am zweiten Tag hatten wir glücklicherweise besseres Wetter und das hieß für uns mal wieder: Wandertag! Eine gute Möglichkeit hierfür bietet der Wanderweg Vereda del Carmen. Der Weg ist gut begehbar und nicht zu lange, allerdings geht es stellenweise schon ein bisschen bergauf. Dafür wird man oben mit einem traumhaften Blick über die Stadt belohnt. Während für unsere drei Mitreisenden damit der Wandertag beendet war, liefen Felix und ich noch ein kleines Stückchen weiter, wofür wir mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt wurden.
Leider stellte sich heraus, dass die Straße, auf die wir am Ende der Wanderung durch die Berge wieder treffen sollten, ein Bergtunnel war, sodass wir noch ein Stückchen weiter zum Dörfchen Buenavista von wo aus wir dann glücklicherweise mit einem öffentlichen Bus zurück in die Stadt fahren konnten.
Um uns von unserer Wanderung zu erholen, gingen wir zum besten Mexikaner in Villavicencio, wo Felix sich erstmal mit einem Cocktail stärken musste, bevor wir zurück ins Hotel fuhren, um uns dort bereit für einen Tanzabend in der Stadt zu machen. Das heißt natürlich: Einige cerverzas am Pool trinken und dann los! Merke hierfür: Wer in Villavicencio in einen Club möchte, der möge bitte keine Shorts tragen!
So endete unser zweiter und letzter Abend in einem Barviertel mit zahlreichen Salsabars und Clubs. Um nicht den gleichen Fehler wie bei der Anreise zu machen, fuhren wir schon morgens von Villavicencio zurück nach Bogotá und siehe da: In gerade einmal 3,5 Stunden waren wir wieder zuhause!
Unser Fazit: Wer sich nach Villavicencio aufmacht, wird mit einem angenehmen Klima, einer wunderschönen Landschaft und freundlichen Menschen belohnt. Wer sich ein Hotel mitten in der Stadt nimmt, hat den Vorteil, dort mit kurzen Wegen zum Wanderweg, zum Barviertel oder zum Aussichtspunkt Mirador La Piedra del Amor rechnen zu können. Zu den Aussichtspunkten haben wir es aber leider nicht geschafft. Ansonsten würden wir Villavicencio nicht unbedingt als „schöne Stadt“ bezeichnen.
Entscheidet man sich für ein Hotel weiter außerhalb, so wie wir, ist man direkt in der Natur und hat die prächtige Tier- und Pflanzenwelt grade vor der Haustür. Wenn nicht gerade morgens ein Gottesdienst auf der Hotelanlage stattfindet, es ist zudem angenehm ruhig und entspannt.
In diesem Sinne wünschen wir euch einen entspannten Sonntag, den ihr hoffentlich mit einem leckeren Frühstück startet und freuen uns schon darauf, euch nächste Woche wieder aus Bogotá zu berichten!