#16 Auf den Spuren der Inka: Fünf Tage Salkantay Trek nach Machu Picchu

Zugegebenermaßen waren wir nur auf wenigen hundert Metern tatsächlich den Inka auf der Spur, denn anders als der echte „Inka Trail“ wandert man beim Salkantay Trek nicht dieselbe Strecke wie die Inka vor gut 600 Jahren. Am Ende landet man aber auch bei der weltberühmten Inka-Stätte Machu Picchu. Seit 1983 zählt die Inka-Stätte in der Nähe von Cusco zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eine der größten Touristenattraktionen Südamerikas mit bis zu 2 Millionen Besucher*innen jährlich. Seit 2007 ist Machu Picchu auch eines der „Sieben Weltwunder der Neuzeit“. Die Wahl fand im Rahmen einer Fernsehshow statt, bei der angeblich 100 Millionen Menschen abstimmten – so richtig offiziell klingt das also eigentlich nicht und tatsächlich ist die Wahl auch umstritten, da sie jeglicher wissenschaftlicher Grundlage entbehrt. Neben Machu Picchu zählen das Kolosseum in Rom, die Felsenstadt in Petra, das mexikanische Chichén Itzá sowie die chinesische Mauer, das Taj Mahal und die Christusstatue in Rio de Janeiro dazu. Mit Machu Picchu besuchen wir also unser viertes Weltwunder der Neuzeit!

Nun aber zunächst ein wenig zu dem Ort selbst: Erbaut wurde die Stätte vom neunten Inka-König Pachacútec im 15. Jahrhundert. Beeindruckend liegt sie zwischen den massiven Bergen der Region auf 2430 m Höhe. Der Name bedeutet so viel wie „alter Berg“, wurde dem Ort jedoch erst später verliehen, da man bis heute nicht weiß, wie die Inka die Stätte selbst einst tauften. Auch über den Nutzen der Stätte gibt es verschiedene Theorien. Besonders imposant ist, dass die Gebäude extrem gut erhalten sind – was auch daran liegt, dass die spanischen Eroberer die Stadt einst nicht in den Bergen entdeckten und sie so vor der Zerstörung bewahrt wurde. Die Entdeckung von Machu Picchu wird meist dem US-amerikanischen Forscher Hiram Bingham zugeschrieben und auf das Jahr 1911 datiert. Dieser entdeckte im Jahr 1909 bereits die weitaus größere, aber schwerer zu erreichende Siedlung Choquequirao. Tatsächlich gibt es aber zahlreiche Belege und Urkunden, die bezeugen, dass bereits im Laufe der vorangegangenen Jahrhunderte immer wieder Forscher*innen nach Machu Picchu gelangten und darüber berichteten. Als Bingham selbst in Machu Picchu eintraf, lebten dort auch Familien aus der lokalen Bevölkerung. Es existiert sogar ein Foto von Bingham mit seinem „Führer“ durch die damals noch völlig überwucherte Stätte, dem elfjährigen „Pablito“, der als der erste Guide Machu Picchus in die Geschichte eingehen würde. Bingham selbst war sich allerdings nicht bewusst, was er da vermeintlich entdeckt hatte, denn er war auf der Suche nach der letzten Stätte der Inka, dem sagenumwobenen Vilcabamba, das man jedoch erst gut 50 Jahre später per Luftaufnahme entdeckte. Über Machu Picchu gibt es natürlich noch allerlei Spannendes zu berichten, daher füge ich heute mal eine Doku-Empfehlung für alle Maximalinteressierten von ZDF-Info hinzu.

Wie gelangt man nun aber zum berühmten Machu Picchu? Die einfachste Möglichkeit ist die Anreise mit Bus und Bahn. Von Cusco aus kann man nach Ollantaytambo fahren und dort den Zug nach Aguas Calientes nehmen. Ein weiterer Bus bringt einen dann an den Eingang der archäologischen Stätte. Ganz billig ist das nicht, dafür aber einfach und schnell. Wer nicht den Zug nehmen will, kann natürlich auch mit dem Bus nach Hidroelectrica fahren – muss dann allerdings spätestens den Zug nach Aguas Calientes nehmen oder drei Stunden bis dorthin wandern.
Wer es etwas sportlicher und ausgedehnter mag, der wandert allerdings nach Machu Picchu. Viele bevorzugen den viertägigen Inka Trail, bei dem man wirklich die einstigen Straßen der Inka entlangwandert bis man schließlich direkt in Machu Picchu ankommt. Dieser Trail ist aber auf 500 Personen pro Tag begrenzt, sodass man sehr weit im Voraus seinen Trek buchen muss. Zudem muss man für den beliebten Inka Trail auch noch recht tief in die Tasche greifen. Wer also weder weit im Voraus planen noch viel Geld bezahlen will, der kann einen der anderen Treks machen. Der beliebteste davon ist der viertägige Salkantay Trek, der am über 6000 Meter Hohen Salkantay-Berg vorbeigeht und schließlich in Aguas Calientes endet, sodass man am fünften Tag Machu Picchu besuchen kann. Andere, zum Teil weniger anstrengende Treks sind der Lares Trek oder der Inka Jungle Trek.
Den Salktantay-Trek kann man auch ohne Tour machen und wir haben nicht wenige Wander*innen getroffen, die das auch gemacht haben. Allerdings hatten wir dieses Mal Lust, in einer Gruppe zu wandern und uns nicht um die ganze Organisation kümmern zu müssen. Unsere Rucksäcke haben wir trotzdem selbst getragen und nicht an die Pferde abgegeben, schließlich wollen wir ja selbst den Trek bewältigen! Dafür war aber für Essen, Unterkunft und Transport gesorgt. Etwa zehn Tage vor der Reise haben wir unsere Tour mit Machu Picchu Reservations gebucht, einer Agentur in Cusco, die zahlreiche Touren im Programm hat.

Am Abend vor dem circa 75 Kilometern langen Trek trafen wir uns also im Büro der Agentur für ein kurzes Briefing – schließlich sollten wir alle wissen, auf was wir uns da einlassen. Unsere 13 Personen umfassende Gruppe verringerte sich in der folgenden Nacht auf nunmehr zwölf Personen, da einer der „Griechen“ (wie wir sie später nennen würden) sich nicht bereit fühlte, diese Wanderung zu machen. Zu zwölft ging es also am nächsten Morgen gegen 5 Uhr los. Nach einem kurzen Frühstück begannen wir dann gegen 8.00 Uhr unsere Wanderung. Sanft stiegen wir mit einer kurzen Distanz von etwa 6 Kilometern in unser Wanderabenteuer ein, allerdings bei strömendem Regen, was unsere Sicht auf den Humantay Lake leider sehr trübte. Nach dem Mittagessen gegen 14.30 Uhr waren wir auch alle ziemlich kaputt und durchgefroren und mussten erstmal ein Nickerchen machen, während die drei verbliebenen „Griechen“ sich erstmal ein Bierchen gönnten. Nach einer Teepause und dem Abendessen gab es dann das Briefing für den nächsten Tag: 22 Kilometer und bis zu 4600 Höhenmeter sollten auf uns warten.

Humantay Lagune im Regen

Zum Glück wanderten wir am nächsten Morgen bei klarem Himmel und Sonnenschein los und auch den Tag über sollte das Wetter uns wohlgesonnen bleiben. Die ersten drei Stunden ging es steil bergauf, weshalb ein Teil des Weges auch „Gringo Killer“ genannt wird. Die Griechen entschieden sich daher lieber für das Pferd als Fortbewegungsmittel, um den Pass schließlich zu erreichen. Danach ging es den größten Teil des Weges bergab und nach eben 22 Kilometern erreichten wir dann gegen 16.30 Uhr das Camp für die Nacht.

Den angeblich schwierigsten Teil des Treks sollten wir damit als überstanden haben (dachten wir!). Für den dritten Tag waren „nur“ etwa 16 Kilometer angesetzt und wegen Erdrutschen mussten wir die Autostraße anstatt des Wanderwegs nehmen, was unsere Wanderstrecke aber auf etwa 11 Kilometer herabsetzte. So kamen wir gegen Mittag bereits bei unserem ersten Stopp an, wo wir über das Herstellen von Kaffee belehrt wurden und möglicherweise auch den ein oder anderen Pisco Sour probierten. Das Wetter war gut und als wir im Camp ankamen, genehmigten wir uns direkt ein Bierchen zum Mittagessen und bei dem ein oder anderen weiteren Getränk schauten wir den heimischen Jungs beim Fußballspielen gegen die Touristen zu, die letztlich mit 16:2 nur knapp dem lokalen Team unterlagen. Zum Entspannen fuhren wir dann bei guter Laune zu den Thermalquellen etwa eine Stunde von unserem Camp entfernt und versuchten, so dem einsetzenden Muskelkater entgegenzuwirken.



Erst nach dem Abendessen teilte uns unser Guide Ronaldo dann mit, dass wir am nächsten Tag stolze 25 Kilometer und einige Höhenmeter vor uns haben würden – das ein oder andere Bier wurde da natürlich sofort bereut. Bereits um 5 Uhr sollten wir für Tag 4 zum Frühstücken bereit sein, um es rechtzeitig nach Aguas Calientes zu schaffen. Es folgte dann der unserer Meinung nach anstrengendste Tag des gesamten Treks und die „Griechen“ beschlossen, einen Teil davon lieber mit dem Auto zurückzulegen. Wir quälten uns indessen die Berge im Dschungel hinauf und schwitzten das ein oder andere T-Shirt durch. Auch bergab war der Weg uneben und sehr anstrengend und die Gruppe begann geschlossen über schmerzende Knie zu klagen. Dieser Teil der Strecke war jedoch sicherlich einer der schönsten des ganzen Treks und von unserem Aussichtspunkt konnten wir sogar hinüber nach Machu Picchu und die umliegenden Berge sehen. Das Wetter blieb sonnig und es war angenehm warm und so erreichten wir erschöpft, aber trocken Hidroeletrica, wo wir schließlich Mittagessen konnten. Doch dann die Hiobsbotschaft: Ein riesiger Erdrutsch hat die Gleise zwischen Hidroeletrica und Aguas Calientes zerstört und der Zug, der eigentlich das Gepäck befördern sollte, würde nicht fahren können. So mussten alle Teilnehmenden ihr gesamtes Hab und Gut selbst tragen (was für uns kein Problem war, denn wir hatten das ja von Anfang an so gemacht). Voll beladen traten wir also die letzten 10 Kilometer an und nach etwa drei Stunden erreichten wir endlich Aguas Calientes! Glücklicherweise durften wir den Weg entlanglaufen, obwohl der Erdrutscht die Gleise zerstört hatte und als wir an der Unfallstelle vorbeikamen, konnten wir kaum glauben, was wir da sahen: Gartenhaus-große Felsen waren hinabgefallen und in den Fluss gestürzt, im Prinzip war der halbe Berg samt Vegetation einfach zusammengebrochen. Ein Wunder, dass auf der vielbewanderten und befahrenen Strecke niemand zu Schaden kam.

Wir waren also stolz und völlig im Eimer, aber mussten auf unseren Erfolg erst einmal anstoßen, denn die Wanderung war nun im Prinzip geschafft! Felix und ich wollten aber am nächsten Morgen nicht mit dem Bus hinauf zum Machu Picchu fahren, sondern die letzten paar Kilometer auch noch wandern und so mussten wir schon um 4 Uhr frühstücken, um es rechtzeitig bis 6 Uhr nach oben zu schaffen, was wirklich mehr als anstrengend war, denn es geht steile Treppen hinauf (auf dem Rückweg entschieden wir uns dann aber für den Bus, denn unsere Beine spürten wir dann kaum noch). Mit unserem Guide ging es dann hinauf zum Aussichtspunkt und leider steckten wir in einer dicken Wolkendecke und so sah man: nichts. Nach etwa einer Stunde klarte es zum Glück zunehmen auf, aber meistens nur für wenige Minuten, bevor die nächste Wolke die Sicht versperrte. Ein kurzes Zeitfenster nutzte dann unser Gruppenmitglied Dan, um seiner Freundin Beth vor der perfekten Machu Picchu Kulisse einen Heiratsantrag zu machen, den sie glücklicherweise auch annahm, und so hatten wir am Abend noch einen Grund mehr zum Feiern. Traurig wurde es jedoch auch ein bisschen, denn wir mussten uns von unserem Guide Ronaldo verabschieden, den wir während der fünf Tage sehr ins Herz geschlossen haben.

Um 14.30 Uhr mussten wir dann unseren Zug zurück nach Machu Picchu nehmen und damit das Ende des Abenteuers einleiten. Wir hatten nicht nur einen tollen Guide, sondern auch eine fantastische und gutgelaunte Gruppe, sodass wir wirklich viel Spaß bei unserer Wanderung hatten. Bei Pizza und Getränken besiegelten wir dann am Abend noch unseren Trip als Gruppe und im letzten Moment kam sogar noch Ronaldo vorbei, um ein letztes Bierchen mit uns zu trinken. Wir sind von der gesamten Tour hellauf begeistert und froh, es genau so gemacht zu haben.

Alles in allem war es ein krönender Abschluss für unsere Peru-Reise. Nun steht ein kurzes Abenteuer durch den Südwesten Boliviens an, aber erstmal müssen wir uns ein bisschen erholen.

Ihr hört also wieder von uns aus Bolivien, bis dahin wünschen wir euch natürlich einen schönen Sonntag und eine geruhsame Vorweihnachtszeit!

Hannah y Felix

P.S.: Nein, das ist kein Blut auf Felix‘ Stirn und auch kein neues Tattoo. Das ist das Chakana, das Inka-Kreuz. Ronaldo hat es ihm mit der Farbe einer Beere auf die Stirn gemalt.

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2 Kommentare

  1. Wow, ich hab riesen Respekt vor so langen Wanderungen, aber das Ergebnis spricht für sich. Das sind einfach tolle Bilder.

    Mit brüderlichen Grüßen
    Theo

  2. Hallo ihr beiden, ihr könnt echt stolz sein auf EUCH!!! Was für eine große Herausforderung diese anstrengende Wanderung …. sehr schöne Fotos!! und wie immer sehr informativ!!!…..DANKE 🤗

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