Woche #17: El Día del Paro & Eine Mine mit Kreuzen

El Día del Paro (Der Tag des Stillstands)

Kolumbien gilt als eines der stabilieren Länder in Südamerika. Das diese Stabilität aber ganz schnell ins wanken kommen kann, haben wir letzte Woche miterlebt. Viele Menschen und auch Organisationen sind unzufrieden und haben und haben letzte Woche Donnerstag zu einem Massenprotest aufgerufen. Von Umweltschutzaktivisten über Vertreter von indigenen kolumbianschen Völkern bis hin zu Studierendenvertreter*innen haben alle dazu aufgerufen die Arbeit nieder zu legen und zu demonstrieren – Für mehr Umverteilung und gegen Korruption.

Leider gab es unter den Demonstranten auch ein paar gewaltbereite, die dem Ganzen einen negativen Anstrich gaben. Da diese ein Sicherheitsrisiko darstellten, wurde am Freitag nach 20.00 Uhr eine Ausgangssperre von der Regierung verhängt, denn auch am Freitag gingen die Proteste noch weiter.

Persönlich haben wir von den Protesten fast nichts mitbekommen. Hannah hatte zwar schulfrei und Felix wurde dazu aufgefordert, am Freitag früher nach Hause zu gehen. Das war allerdings mehr dem Verkehrschaos geschuldet, das durch die Demonstrationen verursacht wurde und weniger der Sicherheit. Die gewaltbereiten Demonstranten hielten es nämlich für eine gute Idee, die Busstationen im Süden und Westen der Stadt am Donnerstag mutwillig zu zerstören. Schlussfolgerung: Keine Busse und dafür Verkehrschaos am Freitag …

Klar ist es schon etwas komisch, früher nach Hause zu gehen wegen einer Demo (so etwas passiert ja in Deutschland nicht unbedingt), aber sonst war es für uns nichts Dramatisches. Das änderte sich allerdings, als wir davon erfahren haben, dass sogar in den deutschen Nachrichten von der Ausgangsperre berichtet wurde. Als dann Freitagnacht auch noch ununterbrochen Militärhubschrauber über unserem Haus geflogen sind, wurden wir dann schon etwas stutzig.

Die Kathedrale in der Mine

Trotz etwas Unsicherheit, ob alle Busse am Sonntag wieder ordnungsgemäß unterwegs sein würden, haben wir uns dazu entschlossen nach Zipaquirá zu fahren. Die Stadt liegt nur ein Stündchen nördlich von Bogotá und hat ein paar schöne alte Häuser samt Marktplatz. Die Hauptattraktion aber ist eine Kathedrale unter Tage mit dem größten unterirdischen Kreuz der Welt! Die Catedral del Sal wurde von Minenarbeitern in einer Salzmine über Jahrzehnte angelegt. Bei dem rekordverdächtigen Kreuz bleibt es aber nicht.

Die ganze Mine ist versehen mit in Stein gemeiselten Kreuzen, denen jeweils eine Station auf dem Leidensweg Christi zugeordnet ist. Das wurde uns Nichtreligiösen dann doch irgendwann etwas zu monoton. Mit dieser Meinung waren wir allerdings alleine, denn die erzkatholischen Kolumbianer waren von allen Kreuzen hellauf begeistert und knipsten mit jedem einzelnen Kreuz ein Foto …

Die Salzkathedrale in Zipaquirá gehört zu den wohl bekanntesten Touristenattraktionen Kolumbiens. Leider hat dies Auswirkungen auf die Gestaltung der Kathedrale. Um mehr Touristen anzulocken, wurden diverse Lichtinstallationen, die uns sehr an Weihnachtsbaumschmuck erinnerten, in der gesamten Kathedrale aufgehängt. Dazu kommen zum Teil fragwürdige Lichtshows, die so gar nichts mit dem Leidensweg Christi zu tun haben.

Hier ein kurzer Ausschnitt des Ausmaßes an Kitsch:

Ein Ende der Streiks ist derzeit übrigens nicht in Sicht. Die Kolumbianer*innen, die sonst nicht als sehr protestfreudiges Volk gelten – so wurde es uns zumindest erzählt – wollen auch weiterhin auf die Straße gehen und für ihre Anliegen demonstrieren. Wer weiß, ob wir uns nicht auch noch mitreißen lassen.

Marschieren heißt es für uns übrigens auch wieder am nächsten Wochenende. Zwar ohne Plakate, dafür aber mit Wanderschuhen. Wir freuen uns nämlich schon auf unsere Wandertour im Chingaza Nationalpark.

Bis dahin wünschen wir euch eine gute Zeit und wie immer einen schönen und entspannten Sonntag!

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