#15 Cusco und drumherum

Nun erreichen wir also den letzten Stopp auf unserer Peru-Reise, die nun schon über sechs Wochen dauert: Cusco. Schon in Arequipa haben wir bemerkt, dass es in diesem Teil Perus wesentlich touristischer zugeht als im Norden und in Cusco angekommen wird einem schnell klar, dass man sich hier in der wohl touristischsten Region Perus befindet. Der Hauptgrund dafür ist sicherlich die nahegelegene Ausgrabungsstätte Machu Picchu, deren Erreichen und Besichtigung wir jedoch einen eigenen Blogeintrag widmen werden. Aber auch über Machu Picchu hinaus zieht es viele Besucher*innen nach Cusco, etwa um von dort aus das Heilige Tal mit seinen zahlreichen Inka-Ruinen zu erkunden oder den Regenbogen-Berg zu besuchen. In unserer ersten Woche in Cusco haben wir uns mit größeren und kleineren Wanderungen erstmal akklimatisiert, denn in der kommenden Woche möchten wir dann vier Tage lang den Salkantay-Trek zum Machu Picchu wandern und dafür wollen wir natürlich fit sein.

Unseren ersten Ausflug machen wir zum Alternative Rainbow Mountain. Das bedeutet, wir besuchen nicht den klassischen Regenbogenberg im Roten Tal, sondern gleich drei Berge in Palccoyo, die aber definitiv genauso den Namen verdient haben. Sie stellen aber eine angenehme Alternative zum klassischen Regenbogenberg Vinicunca dar, aus zweierlei Gründen: Zum Einen gibt es deutlich weniger Tourist*innen und zum Anderen ist die Wanderung wesentlich kürzer und somit besser für eine erste Akklimatisierungs-Wanderung geeignet. Um 4.00 Uhr morgens machen wir uns also auf zum Treffpunkt und fahren erstmal gute zwei Stunden zu unserem ersten Halt, einem kleinen Frühstücksrestaurant, von wo aus wir nach einer guten weiteren Stunde dann den Ausgangspunkt der Wanderung auf 4780m Höhe erreichen. Von dort aus müssen wir aber weitere Höhenmeter erklimmen, bis wir schließlich auf den fast 5000m hohen Gipfel gelangen. Die Farben sind wirklich spektakulär und kommen von unterschiedlichen Mineralschichten, die aufgrund der Plattentektonik nach oben in eine senkrechte Position gedrückt wurden.

Unsere zweite Wanderung soll dann schon deutlich länger werden; es geht zum Berg Ausangate, wo wir eine Wanderung zu sieben Lagunen machen. Wesentlich beliebter als die Besteigung des 6384 Meter hohen Berges, welcher der fünfthöchste in Peru ist, ist ein fünf- bis siebentägiger Trek um den Berg herum, den wir aber leider nicht antreten können.
Für die 12 Kilometer sind vier Stunden eingeplant, denn auch hier befinden wir uns wieder in beachtlicher Höhe deutlich über 4000 m über dem Meeresspiegel. Nach dem Frühstück startet unsere Gruppe mit den drei Guides und extra Sauerstoff für Notfälle im Gepäck bei gutem Wetter in Richtung der Lagunen. Die Landschaft ist ebenso atemberaubend wie die Höhe und wir kommen ganz schön schnell aus der Puste. An den Lagunen haben wir jeweils etwas Zeit, durchzuschnaufen und Fotos zu machen, während unser Guide uns mit Details über die Lagunen versorgt. Das Wetter wird etwas ungemütlicher und es beginnt zu tröpfeln, aber glücklicherweise hält die Wolkendecke dicht und wir werden nicht völlig nass.

Anders ergeht es uns an unserem dritten Wandertag. Es soll nach Maras gehen, dieses Mal ohne Tour und Guides. Von dem Dorf Maras aus wollen wir zunächst zu den Ruinen Moray und dann von dort zu den Salzminen Salineras de Maras wandern. Doch bereits in Cusco schüttet es wie aus Eimern, aber wir bleiben zuversichtlich und fahren mit dem Colectivo, dem Sammeltaxi, in Richtung Maras. An einer Kreuzung lässt uns der Fahrer im Regen raus und wir finden schnell ein weiteres Sammeltaxi, das uns nach Maras bringt. Der Regen wurde bisweilen eher schlimmer als besser und so bitten wir den Fahrer, uns noch bis zu den Ruinen zu fahren und dort auf uns zu warten, damit wir auch wieder zurückkommen. Wir haben Glück, denn wir sind früh gestartet und es ist noch nicht einmal 8.30 Uhr, als wir in Moray ankommen – gut für uns, denn gegen 9.30 Uhr treffen hier die vollen Tourenbusse ein.

Die Ruinenstätte Moray ist eines der rätselhaftesten Gebilde der Inka. Der Komplex besteht aus drei Senken, die jeweils mit Terrassen versehen sind. Die größte hat eine Tiefe von 149 m und einen Durchmesser von 183 m und sie liegen auf etwa 3500 m über dem Meeresspiegel. Erbaut wurde der Komplex wohl zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert von den Inka, aber es wird vermutet, dass die Senken auch bereits von früheren Kulturen besiedelt waren. Über den Zweck der Anlage kann man nur spekulieren. Eine der verbreitetsten Theorien ist, dass die Terrassen für landwirtschaftliche Experimente genutzt wurden – dafür spricht auch das Bewässerungssystem, das ausgegraben wurde. Möglicherweise erforschten die Inka hier das Pflanzenwachstum bei unterschiedlichen Temperaturen (zwischen den höchsten und niedrigsten Terrasse herrschen etwa 5°C Temperaturunterschied!) und unterschiedlicher Sonneneinstrahlung. Während wir im Regen also die Ruinen erkunden, wartet unser Fahrer auf uns und nach gut einer Stunde fährt er uns zurück nach Maras. Von dort können wir dann zu den Salzminen und schließlich nach Pichingote wandern. Glücklicherweise wird auch der Regen schwächer, wenn er auch nicht ganz aufhört.

Die Salzminen von Maras sind ein weiteres Highlight in der Gegend. Etwa 3000 bis 4000 Salzbecken mit einer Tiefe von 10 bis 20 cm entstanden hier am Hang und werden schon seit etwa 1000 Jahren für den Abbau von Salz genutzt. Man geht davon aus, dass die Terrassen von der Wari-Kultur bereits vor den Inka errichtet wurde. Später bauten die Inka hier Salz ab, das sie aber nicht zum Würzen, sondern zum Konservieren von Fleisch und für das Balsamieren von Körpern verwendeten. Auch noch heute gibt es Familien, die das Recht haben, das hiesige Salz abzubauen und zu verkaufen. Ein Salzwasserfluss speist die Terrassen mit Wasser und das Salz bildet an den aus Lehm und Stein errichteten Becken eine weiße Kruste, die dann abgeschabt werden kann. Jedes der Becken liefert angeblich 150 Kilogramm Steinsalz pro Monat, das am örtlichen Markt verkauft und auch ins Ausland exportiert wird.
Mittlerweile dürfen Tourist*innen nur noch von einer Aussichtsplattform aus die Salzterrassen bewundern. Es gibt aber eine Möglichkeit, die gigantische Größe der Felder zu erfassen, indem man nämlich von den Minen aus nach Pichingote wandert. Dafür muss man die Minen über einen ansteigenden Schlammpfad verlassen und gelangt so in den hinteren Teil der Salzterrassen, von wo aus man einen Blick über die gesamte Anlage erhaschen kann. Von dort aus geht es dann bergab und über einen Fluss zur Hauptstraße, wo uns ein weiterer Colectivo aufsammelt und nach Ollantaytambo bringt.

In Ollantaytambo wollen wir auch die Nacht verbringen, um von dort aus eine Wanderung hinauf zum Sonnentour Inti Punku zu machen, doch dazu später mehr. Zunächst stärken wir uns mit einem Mittagessen, denn Frühstück war bisher leider nicht drin. Dann machen wir uns auf, die Ruinenanlage Ollantaytambo zu besuchen und sind erschrocken davon, wie viele Menschen sich auf der Anlage tummeln – ein Geheimtipp scheint das Dörfchen also nicht zu sein. Das mag zunächst daran liegen, dass viele Besucher*innen von hier aus den Zug zu Machu Picchu nehmen. Des Weiteren gibt es einige Touren, die in einem Tagesausflug ins Heilige Tal einen Besuch der Salzterrassen mit Besuchen der drei Ruinenstätten Moray, Ollantaytambo und Pisac kombinieren. Außerdem ist Ollantaytambo als die letzte Stadt der Inka auch historisch von großer Bedeutung. Immerhin scheint mittlerweile die Sonne, während wir uns durch die Menschenmengen schieben und die Ruinen bewundern. Nicht nur der riesige Festungs-Komplex, sondern auch Teile der Altstadt und die Straßen stammen noch aus der Inka-Zeit.
Weiter auf Entdeckungstour geht es für uns nun den Berg hinauf nach Pinkullyuna. Diese am Hang gebauten Gebäude wurden von den Inka wohl aus Lagerstätten genutzt. Von dort aus hat man auch einen fantastischen Blick auf die große Ruinen-Anlage!
Nun haben wir erstmal genug von Ruinen und außerdem brauchen wir dringend (!!) einen Kaffee. Wir landen im Latente, einem Café etwas versteckt in den engen Gassen, wo uns André einen köstlichen Cappuccino mit Bohnen aus der Region macht. Der aus Lima stammende Barista ist ein echter Coffee-Lover und deshalb müssen wir dann auch noch einen Espresso probieren, um die Aromen (Früchte, Karamell, Schokolade) besser herausschmecken zu können. Leider ist uns der Kaffee ohne Milch viel zu säuerlich und weit entfernt vom italienischen Espresso, an den wir eher gewöhnt sind.

Am nächsten Morgen haben wir dann eine anstrengende Wanderung zum Sonnentor Inti Punku vor uns. Neun Kilometer geht es steil bergauf und fast 1200 Höhenmeter müssen wir bewältigen, um schließlich oben auf dem Berg anzukommen und das Sonnentor bestaunen zu können. Bei gutem Wetter kann man den fast 6000 Meter hohen Berg La Veronica sehen, bei uns ist es aber zu wolkig, als wir oben ankommen. Richtig nass werden wir heute aber zum Glück nicht. Der Weg nach oben entpuppt sich auch wirklich als anstrengend, aber erstens sind die Blicke über das Heilige Tal von oben aus fantastisch und zweitens ist das ja auch ein gutes Training für den uns bevorstehenden Salkantay-Trek.

Um uns nicht völlig auszupowern legen wir dann auch noch ein bisschen Pause ein, bevor unsere Mehrtageswanderung startet und machen eine Free-Walking-Tour in Cusco, denn auch hier gibt es viele beeindruckende und historisch bedeutende Gebäude, die einer genaueren Beschäftigung würdig sind. Cusco war einst die Hauptstadt der Inka und auch der heutige Name leitet sich vom ursprünglichen Namen der Siedlung auf der damaligen Sprache Quechua ab. Aufgrund der zum Teil noch erhaltenen Gebäude aus der Inka-Zeit und der prächtigen Kolonialbauten, die weitestgehend aus den Steinen der zerstörten Inka-Gebäude errichtet wurden, zählt ein Teil von Cuscos Innenstadt seit 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die ursprüngliche Stadt wurde vom neunten Inka-König Pachacútec in Form eines Pumas zwischen zwei – mittlerweile unterirdisch verlaufenden – Flüssen angelegt, die man auch heute noch von oben erkennen kann. Heute ziert eine goldene Statue des einst mächtigsten Inka-Herrsches den Plaza de Armas. Vermutlich stammt die Stadt aus dem 11. oder 12. Jahrhundert nach Christus, aber da es von den Inka oder den davor dort angesiedelten Völkern keine schriftlichen Belege gibt, kann man sich nur auf die Aufzeichnungen der spanischen Kolonialisten und archäologische Funde stützen.
Die Stadt wurde im Jahr 1533 von Francisco Pizarro eingenommen und zunächst durften die Inka-Könige ihre Privilegien behalten. Das gemeine Volk wurde jedoch zu Zwangsarbeit und Abgaben verpflichtet. Nach und nach verloren aber auch die Inka-Könige ihre Privilegien und wurden von den Spaniern aus der Stadt vertrieben, die einst prächtigen, mit Gold verzierten Paläste wurden zerstört und geplündert und mussten den Bauten der spanischen Eroberer und den Kirchen den Jesuiten oder Franziskanerorden weichen. Einige Inka-Herrscher zogen sich in den Dschungel zurück, um Widerstand zu formieren, andere kooperierten. Die Spanier ließen jedoch nichts aus, um die Inka zu bezwingen und machten sich auf, die Inka-Könige im Dschungel aufzuspüren und nicht selten brutal und öffentlichkeitswirksam hinzurichten.
Trotz zweier großer Erdbeben in den Jahren 1650 und 1950 wurde die Stadt immer wieder aufgebaut und weist auch heute noch eine Vielzahl historisch relevanter Gebäude auf innerhalb und um die Stadt herum auf. Neben sieben bedeutender Kirchen verschiedener Orden, unter anderem zwei am Hauptplatz, die anstelle des ehemaligen Inka-Palastes erbaut wurden, befindet sich auch eine auf dem Hügel über Cusco, wo einst der Palast des ersten Inka-Herrschers stand. Denn jeder Inka-Herrscher baute sich einen eigenen, neuen Palast, während die Familie des vorigen Herrschers im alten Palast verblieb.
Auch kann man auf den Spuren der Inka durch die Stadt wandern. Eine Straße etwa stammt noch aus der Inka-Zeit und führte einst bis an die Pazifik-Küste. Die Straßen der Inka waren wesentlich enger als die heutigen Straßen, denn sie nutzten keine Wagen oder Pferde, sondern lediglich Lamas und ihre eigenen Rücken für den Transport von Gütern. Unsere Tour hat uns jedenfalls einen interessanten Einblick in die Zeiten der Inka und spanischen Eroberung gegeben und uns Cusco noch einmal von einer anderen Seite gezeigt.

Wir kommen am Dienstag wieder zurück von unserer Machu-Picchu-Tour und berichten euch dann am kommenden Sonntag Genaueres von unserem letzten Ausflug in Peru – dann schon von Bolivien aus!

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!

Hannah y Felix

#nassaberglücklich

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