Zugegebenermaßen unterscheiden sich die beiden größten Städte Perus in ihrer Größenordnung doch um einiges: Lima hat je nach Quelle über 7 Millionen Einwohner*innen und Arequipa etwa eine Million. Dafür gewinnt Arequipa eindeutig, was die Höhenmeter angeht, denn es liegt immerhin auf stolzen 2350 Metern über dem Meeresspiegel – und definitiv, was die Schönheit der Stadt anbelangt. Natürlich hatten wir schon eine leise Ahnung, was auf uns zukommen würde, wenn wir unseren Zwischenstopp in Perus Hauptstadt einlegen, schließlich kennen wir ja bereits einige süd- und mittelamerikanische Großstädte.
Für Tourist*innen sind in Lima vor allem die Bezirke Miraflores, Barranco und das historische Zentrum relevant. Da wir insgesamt vier Tage in Lima verbringen würden, beschränkten wir uns auch auf diese Bezirke. Nach guten 25 Stunden Busfahrt checkten wir in unser Hostel ein, das wir glücklicherweise vorsichtshalber nur für eine Nacht gebucht hatten. Mit der restlichen Energie, die wir noch hatten, suchten wir uns erstmal was zu Essen und erkundeten die Gegend Miraflores. Noch vor der ersten Nacht im Hostel, beschlossen wir bereits, für die folgenden drei Nächte in ein anderes Hostel zu wechseln, denn die Zimmer waren winzig und das Personal furchtbar unfreundlich. Also zogen wir an unserem zweiten Tag in ein anderes Hostel um. Dort frühstückten wir erstmal und machten uns dann am Nachtmittag auf, das historische Zentrum zu erkunden. Eigentlich hatten wir dafür eine Free Walking Tour gebucht, doch zunächst trafen wir niemanden am Treffpunkt an. Auf unsere Nachfrage bei WhatsApp erschien dann ein wirklich zwielichtiger Typ und irgendwie gab es auch keine weiteren Teilnehmer*innen. Wir entschieden uns dann dafür, nicht mit dem Herrn mitzugehen und stattdessen eine andere gruselige Tour zu unternehmen, nämlich ins Kloster San Francisco. Das Kloster selbst ist eigentlich nicht gruselig und tatsächlich sogar schön und war für uns überraschend interessant (denn wenn wir mal ehrlich sind, zählen wir uns nicht zu den Kirchen- und Klosterfans), was nicht zuletzt an unserer ebenfalls überraschend guten Führerin lag, die man obligatorisch zum Eintrittspreis dazu erhielt. Relativ gruselig sind jedoch die Katakomben: Unter dem Klosterkomplex befindet sich ein Gewölbe, das als ein Friedhof diente und wo man bis heute zehntausende Skelette bestaunen kann. Fotos sind jedoch im gesamten Kloster und auch in den Katakomben verboten, deshalb können wir leider keine präsentieren.
An unserem zweiten vollen Tag nahmen wir uns dann das Künstler*innenviertel Barranco vor. Zunächst besuchten wir das Museum der modernen Kunst und dann wollten wir nach einem Kaffee eigentlich weiter ins Museum des Fotografen Mario Testino, das aber leider dauerhaft geschlossen ist.
Also schlenderten wir weiter durchs Viertel und am Meer entlang und genehmigten uns ein Bierchen mit Blick aufs Meer. Später besuchten wir noch das Dédalo, einen Shop mit Kunst und allerlei Krimskrams, der gleichzeitig ein Café ist. Zufällig stießen wir dann noch auf die Galerie Jade Riviera, ein lokaler Künstler, der durch seine Street Art und Murals in Lima und auf der ganzen Welt bekannt wurde.
Am späten Nachmittag begann dann unsere Food Tour durch Barranco, die wir uns dank unseres Hochzeitsgeschenks von Linus und Theo dann gegönnt haben. Die kulinarische Reise durch Peru begann mit einer Verkostung von Schokolade, verschiedenen in Peru heimischen Früchten und einem Getränk aus Kakaobohnenschalen. Mit geschärften Sinnen ging es dann weiter zum „Frühstück“ – es gab Kaffee (natürlich!) und eine Empanada im Alanya-Café.
Für das „Mittagessen“ ging es weiter in das Restaurant Ayahuasca. Das Restaurant liegt in einem ehemaligen Herrenhaus spanischer Kolonialisten, das durch den Kauf und Umbau zum Restaurant vor dem Verfall gerettet wurde. In dieser einzigartigen Kulisse durften wir dann auch dem Chefkoch beim Zubereiten von „Lomo saltado„, irgendeinem fleischigen Gericht zuschauen. Für uns gab es dann aber zum Glück eine vegetarische und überaus leckere Variante – und dazu die schreckliche Inca Cola, das nationale Zuckergetränk.
Schon gut gesättigt liefen wir dann durch die Straßen Barrancos und machten schließlich Halt im Restaurant Republica del Pisco, um unser „Abendessen“ zu verspeisen. Es gab natürlich Ceviche, eine kalt servierte Fisch-Speise, die traditionell aus dem Fisch des Tages, ganz viel Limettensaft, Chili, Salz und roten Zwiebeln zubereitet wird. Für uns gab es wieder eine vegetarische, leider weniger aromatische Variante. Dazu wurde uns ein Andean Punch serviert, ein alkoholfreier Cocktail des Hauses, dessen Hauptzutat die Kaktusfrucht ist. Bevor wir unsere Tour mit dem Dessert, einem Eis in der Gelatería Blu, abschließen konnten, mussten wir selbstverständlich noch Pisco Sour mixen und probieren. Das angebliche Nationalgetränk besteht aus dem Pisco-Schnaps, Limettensaft, Zuckersirup und Eiweiß sowie ein bisschen Bitteraroma. Der beste Ort, um den zu trinken, ist die schnörkellose und traditionsreise Bar Juanito del Barranco. Dort hat uns der Pisco Sour so gut geschmeckt, dass wir nach unserem Eis und dem Ende der Tour mit unserer Mitstreiterin Brittany direkt dorthin zurück sind, um noch einen zweiten zu trinken.
Auch ansonsten kann ich behaupten, dass das Beste an Lima das Essen ist: Im Oiga! aßen wir eine klassische peruanische Fleischplatte „Anticuchos“ in der veganen Version, im Asianica Street Food Lokal fanden wir fantastische vegane Burger und in der Pizzeria L’Autentica gab es nicht nur fantastische Pizza, sondern auch perfekte Gnocchi alla Sorrentina.
Nach zwei Arbeitstagen, die wir mehr oder weniger im Hostel verbrachten, waren wir dann froh, als wir endlich unsere Nachtbus-Fahrt nach Arequipa antreten konnten. Auch im zweiten Hostel hatten wir uns trotz des guten Frühstücks nicht wohl gefühlt. Es war laut und eng, die Besitzer waren wiederum sehr merkwürdig und irgendwie hat uns Lima in eine ganz und gar schlechte Stimmung versetzt.
Unsere Laune hellte sich aber in Arequipa schnell wieder auf. Nach 17 Stunden Busfahrt checkten wir in unser Hostel ein und gingen erstmal einen Kaffee trinken und einen veganen Kuchen essen, um uns für die lange Fahrt zu entschädigen. Dann erkundeten wir bei bestem Wetter noch ein bisschen das Stadtzentrum von Arequipa und fielen nach dem Abendessen in einem indischen Restaurant müde und zufrieden ins Bett.
Für den zweiten Tag hatten wir eine Tour in den Colca Canyon gebucht. Bereits um 4 Uhr in der Früh wurden wir von unserem Tourguide abgeholt. Nach dem Frühstück und Stopps an einigen Aussichtspunkten, kamen wir dann am Colca Canyon an, wo wir etwa noch 45 Minuten wanderten, um bis zum Cruz del Condor zu gelangen. Leider ist die Kondor-Saison mittlerweile vorbei und entsprechend sahen wir auch keine Kondoren, aber der Blick über den dritttiefsten Canyon der Welt war mehr als genug Entschädigung. Auf der Rückfahrt machten wir dann Stopp in einem kleinen Dorf, um einen Colca Sour zu trinken, also eine Variation des Pisco Sours mit der Kaktusfrucht anstelle von Limette. Wir bekamen einen aufs Haus, weil wir beim Quiz im Bus gewonnen hatten und der Tourguide gönnte sich gleich zwei, um seine Laune aufrecht zu erhalten. Denn leider war unsere Reisetruppe zwar nicht altersmäßig, aber energiemäßig auf dem Level einer Kaffeefahrt mit Oma Inge und Tante Getrud.
Als wir dann die heißen Quellen erreichten, beschlossen wir und der Guide dann auch, die gute Laune mit weiteren Bierchen im angenehm warmen Wasser aufrecht zu erhalten. Leider hatten wir nur eine Stunde Zeit und mussten dann weiter zum Mittagessen und zurück nach Arequipa.
Weil wir sowieso bereits Colca Sour und Bier getrunken hatten, beschlossen wir, einfach da weiter zu machen und uns mit mehr Pisco Sour in einer Rooftop Bar zu verwöhnen. Richtig deftiges veganes Essen gab es dann im Prana Vegan Club, die neben vielen verschiedenen Craft Beer Sorten auch gutbürgerliches veganes Essen anbieten. Unsere Tour durch das Nachtleben von Arequipa endete dann nach zwei finalen Bier in einer Kneipe aber auch frühzeitig gegen 21.30 Uhr (wir waren ja auch um 3.20 Uhr aufgestanden!).
Für den zweiten und bereits letzten Tag in Arequipa hatten wir für den Morgen eine Free Walking Tour durch die historische Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, gebucht. Dort lernten wir etwas über die lokale Kultur und die zahlreichen kolonialen Bauten der Stadt. Denn anders als etwa Cusco ist Arequipa von den Spaniern gegründet worden und wurde nicht auf den zerstörten Inka-Bauten errichtet. Neben den prächtigen zentralen Platz Plaza de las Armas findet man die beeindruckend große Kathedrale vor, welche eine gesamte Seite des Platzes einnimmt. Teile von ihr mussten bereits mehrmals wiederaufgebaut werden, da die Stadt aufgrund ihrer Lage immer wieder von schweren Erdbeben heimgesucht wird, so etwa im Jahr 1868 oder im Jahr 2001, bei dem einer der beiden Glücktürme einstürzte und erst vor gut 20 Jahren wieder vollständig restauriert werden konnte. Das Kloster Santa Catalina zählt ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt und fällt besonders wegen seiner roten Wände auf. Ebenfalls am Plaza de las Armas liegt die Jesuitenkirche La Compania, deren Fassade besonders interessant ist, da sie neben christlicher Symbolik auch indigene Strukturen enthält. Blöd für uns war, dass es Sonntag war und deshalb relativ viele Museen und Kirchen geschlossen hatten. Nicht aber das Museum Mundo Alpaca, das von einem der größten Hersteller für Alpakawoll-Produkte in Peru gesponsert wurde. Hier kann man nicht nur Alpakas streicheln, sondern auch einiges lernen: Woher die Alpakas kommen, welche Arten es gibt und was etwa die Qualität der Wolle ausmacht. Günstige Alpaka-Wollpullover gibt es bereits für um die 60€. Doch wer einen Pullover aus Super Baby Alpaca Wolle möchte, muss schon eher 300€ dafür hinlegen. Wer es besonders exklusiv mag, kann sich auch einen Pullover aus Vicuna-Wolle kaufen. Vicunas gehören ebenfalls zur Familie der Alpakas und ihre Wolle ist ein wahres Luxusprodukt: Um die 11000€ kann ein Pullover kosten.
Mit reichlich Wissen über Alpacas stärkten wir im Café Masamama für unsere nächste Busfahrt. Am Abend würde es nämlich nach Cusco weitergehen. Nur 11 Stunden würde es diesmal dauern und immerhin werden wir dann für über zwei Wochen in Cusco bleiben, um das Heilige Tal, die Regenbogenberge und natürlich Machu Picchu zu entdecken. Falls wir es zwischen all den Wanderungen wieder Mal nicht pünktlich schaffen sollten, den Blogbeitrag zu posten, habt ein bisschen Verständnis und Geduld – wir haben bestimmt viel zu berichten!
Liebe Grüße aus Cusco
Hannah y Felix
Ein Kommentar
Sauber soge, da konnmers aushalten.