#08 Cuenca – die beste Stadt in Ecuador (?)

Nach unserer einwöchigen Galapagos-Tour setzten wir unsere Reise nun auf dem Festland fort. Wir fuhren in Ecuadors drittgrößte Stadt Cuenca, die etwa 3,5 Autostunden von Guayaquil entfernt liegt. Die Stadt ist mit etwas unter 500.000 Einwohner*innen deutlich kleiner als die beiden größten Städte des Landes, Quito und Guayaquil, überzeugte uns aber mit einem wunderschönen Stadtbild und interessanten Ausflugsmöglichkeiten. Ähnlich wie Quito ist die Stadt vergleichsweise hoch gelegen, mit um die 2500m über dem Meeresspiegel.

Cuenca wurde im 16. Jahrhundert in Anlehnung an die spanische Stadt Cuenca gegründet und damit die dritte Epoche der Stadt eingeleitet. Ursprünglich war an diesem Ort das indigene Volk der Canari beheimatet gewesen, die von den Inka in einem Kampf geschlagen und vertrieben wurden. Nur etwa ein halbes Jahr später mussten die Inka die Stadt dann den spanischen Konquistadoren überlassen.

Cuencas historische und wirklich wunderschöne Innenstadt zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Am Parque Caledrón, dem Hauptplatz des Zentrums, befinden sich gleich zwei Kathedralen, denn die Stadt gilt sogar für ecuadorianische Verhältnisse als eher konservativ und sehr gläubig. In der Tat gibt es hier gefühlt eine ähnliche Kirchendichte wie es für Moscheen in Istanbul gilt. Die ältere Kathedrale wurde auf den Mauern eines Tempels von zunächst Canari und dann Inka errichtet, wie es in den von den Spaniern eroberten Regionen häufig der Fall war: Ein Tempel musste einer Kirche weichen. Weil die Grundmauern aber äußerst stabil waren, beließ man das Fundament und baute die Kirche quasi „on top“. Zugleich gibt es eine deutlich neuere, im 19. und 20. Jahrhundert errichtete beeindruckend mächtige und prunkvolle Kathedrale direkt gegenüber. Trotz einer Bauzeit von 1885 bis 1967 ist die Kirche auch bis heute nicht fertiggestellt. Resigniert wurde sie dann aber 1967 wohl eingeweiht. Wie man uns vor Ort sagte, fehlen die oberen Teile der beiden Haupttürme, welche der Neuen Kathedrale eine Ähnlichkeit mit Notre Dame verleihen sollten – doch als man die schwere Kirchenglocke in den halbfertigen Türmen befestigte, bildete sich ein beängstigender Riss in der Fassade der Kirche, denn die Glocke war zu schwer. Weil man die Kirche nur so fertigstellen sollte, wie es auf dem Plan von 1885 einst vorgesehen war, demontierte man die Glocken wieder und ließ das Gebäude in diesem Zustand und bei einer Höhe von 53 Metern. Die Kathedrale zählt zu den größten Südamerikas und ist ein wahrer Protzbau mit italienischem Marmor und anderen edlen Materialien aus aller Welt. Denn die gläubigen Bewohner*innen Cuencas wollten mit der Neuen Kathedrale ein Zeichen ihrer Religiosität setzen. Entsprechend verzweifelt fielen die Reaktionen – so wurde uns überliefert – aus, als man den Riss in der Fassade bemerkte. Zahlreich erschienen die Bewohner*innen der Stadt vor Ort und beteten, weinten oder wüteten.

Rechts der ursprüngliche Entwurf und links das heutige Ergebnis

Dies waren einige der vielseitigen Infos, die wir über die Stadt auf unserer tollen Free Walking Tour durch das Zentrum erfuhren. Außerdem besuchten wir eine ehemalige Klosterschule, die zunächst in Privatbesitz übergegangen war und nach einigen Bränden in den Besitz der katholischen Kirche. Heute gibt es dort verschiedene gastronomische Angebote. Man könne, so wurde uns gesagt, dort auch heiraten. Schlappe 20.000 $ würde es kosten, das gesamte Gebäude für einen Abend zu blockieren.
Natürlich besuchten wir auch den lokalen Markt, wo wir weißen gekochten Mais (mote) probierten und die größte Ansammlung von Spanferkeln sahen, die uns je begegnet war. Unsere Tour beinhaltete auch das Gerichtsgebäude der Stadt, das heute aber nur noch für Büros genutzt wird und für Besucher*innen geöffnet ist. Das Gebäude ist von innen und außen gleichermaßen beeindruckend und liegt ebenfalls direkt am Platz Calderón, genauso wie die Kirchen und die Stadtverwaltung. Damit sind alle drei Mächte an diesem Platz vereint, was ihn schon des Öfteren zu einem beliebten Ort für Demonstrationen hat werden lassen.
Außerdem besuchten wir den Mirador del Turi, einen berühmten Aussichtspunkt der Stadt.

Während Felix arbeitete, nutzte ich die Zeit, um mir noch ein paar andere Kirchen anzuschauen und ins Museum Pumapungo zu gehen. Das Museum wurde neben der Ausgrabungsstätte Pumapungo errichtet und beinhaltet neben einer Ausstellung der Fundstücke auch einen zweiten Stock mit einer Führung durch die verschiedenen indigenen Völker Ecuadors und ihrer Bräuche und Traditionen. Das Museum ist größtenteils auf Spanisch, was es für viele Besucher*innen sicherlich nicht leicht macht, den roten Faden der Ausstellung zu erkennen (und auch mit blieb er mit meinen Spanischkenntnissen einigermaßen verwehrt). Die Ausgrabungsstätte bietet einen tollen Blick über die Stadt, aber leider kaum Infos dazu. Ein kleiner Park ist angeschlossen, wo einige Lamas leben. Obwohl das Museum zu den bedeutendsten des Landes zählt, gibt es keine Führungen und auch im Internet eher wenige Infos auf Englisch.

Einer unserer Tagesausflüge führte uns nach Ingapirca, etwa 3 Stunden Busfahrt entfernt von Cuenca. Die Ruinenstadt zählt zu den bedeutendsten Inkastätten Ecuadors, die zuvor vermutlich von den Canari besiedelt worden war. Bisher ist aber nicht viel über den Komplex bekannt. Er besitzt einen Tempel und ein großzügiges System aus Wasserleitungen, um die Stadt mit Wasser zu versorgen. Auch einige Gräber wurden dort gefunden. Die Stätte befindet sich auf einer Höhe von 3160 Metern und könnte aus der Zeit um 500 n. Chr. stammen.

Zu unseren Highlights gehörte sicherlich unsere zweitägige Wanderung durch den Cajas Nationalpark. Auf zwei Tage verteilt wanderten wir 21 km durch den Park, ohne dabei überhaupt jemandem zu begegnen. Nach den ersten 10 km waren wir bereits von gut 4040m auf immerhin 3580m abgestiegen und schlugen direkt an der Lagune unser Nachtlager auf. Just in diesem Moment fing es dann auch an zu regnen und kurz danach wurde es schlagartig dunkel. Nach einer Nacht im Zelt begannen wir den Tag mit einem traumhaften Frühstück aus Käsetoast und Müsliriegeln an den Ufern der Lagune, um dann unsere zweite Etappe von 12 km anzutreten und schließlich wieder bei 3180m „unten“ anzukommen.

Cuenca und die Umgebung waren bisher eines unserer Ecuador Highlights. Die Stadt ist nicht nur schön, sondern auch lebendig und bietet viel kulinarische Abwechslung, nette Cafés und Bars zum Verweilen auf Kaffee, heiße Schokolade oder Craft Bier. Man kann am Flussufer entlang spazieren oder einfach durch die Straßen wandern, in kleine Geschäfte hineinschauen oder auf den lokalen Handwerksmärkten stöbern. Und die Stadt ist auch wirklich sehr fotogen!

Von den Bergen geht es nun wieder ans Meer. Etwa vier oder fünf Tage wollen wir im Surferparadies Montanita bleiben und dort auch vielleicht die ein oder andere Surfstunde nehmen, Cocktails oder Kokosnüsse trinken und am Strand entspannen. Und genau damit fangen wir jetzt mal an! Bis zu unseren Berichten aus Montanita und vom Strand wünschen wir euch jetzt viel Spaß bei eurer Sonntagslektüre und senden euch liebe Grüße mit einem Mojito in der Hand!

Hannah y Felix

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