Woche #11: Urlaub an der Küste Kolumbiens

Das Faszinierende an Kolumbien ist, dass dieses Land landschaftlich und klimatisch beinahe alles innerhalb der Landesgrenzen bietet. Neben warmen und feuchten Regenwäldern gibt es heiße, wüstenartige Landschaften, das kühle Hochland um Bogotá, wo wir unsere meiste Zeit verbringen, die wärmeren tiefergelegenden Zonen drumherum und daneben auch warme und sonnige Küstenabschnitte. Die freie Zeit in der semana de receso haben wir also genutzt, um Letzteren einen Besuch abzustatten und das „wahre Kolumbien“, wie wir es nennen, kennenzulernen. Denn wenn man davor nur Bogotá und Umgebung kennengelernt hat, wird einem an der Küste schnell klar, dass Bogotá und seine Bewohner nicht repräsentativ für dieses Land sind. Die Küstenregion ist nicht nur klimatisch völlig anders, sondern zeigt auch deutlich, wie groß die Schere zwischen Arm und Reich in Kolumbien ist.

Unser erster Anhaltspunkt war Santa Marta. Da das aber nicht besonders schön ist, sind wir direkt mit dem Bus weiter zum Costeño Beach, einem Strandabschnitt östlich des berühmten Tayronaparks (Parque de Tayrona) gefahren. Dort erwartete uns unser sehr bescheidenes Hostel in einer Idylle des Nichts (und mit „Nichts“ meinen wir auch keinen Strom). Das Hostal Paraíso liegt nur wenige Meter vom Meer entfernt, was zunächst einmal sehr romantisch klingt, sich aber bei genauerem Bedenken als nicht förderlich für einen erholsamen Schlaf erweist, vor allem nicht, wenn das Meer aufgewühlt vom Gewitter auf den Strand prallt.

So machten wir uns am zweiten Tag nach einer kurzen und wenig erholsamen Nacht auf in den Tayrona Park, das Muss für jeden Touristen. Die Tickets kann man vorher online kaufen, was aber an diesem Tag unter der Woche gar nicht nötig gewesen wäre. Am Wochenende sei dies aber zu empfehlen, da die maximale Besucherzahl aus ökologischen Gründen auf 1700 pro Tag beschränkt ist.

Früh morgens also starteten wir unsere Wanderung durch den nur wenige Kilometer vom Hostel entfernten Park. Neben der atemberaubenden Natur bietet der Park auch Strände, an denen man schwimmen und durchatmen kann. Nach 2,5 Stunden und Begegnungen mit allerlei kleinem Getier pausierten wir dann am Cabo San Juan del Guia und brachen dann zu unserem zweiten Teil der Wanderung auf. Da es insgesamt drei Ein- beziehungsweise Ausgänge gibt, entschlossen wir uns, nicht denselben Weg zurückzulaufen, sondern einen anderen Weg zu nehmen nach Calabazo. Obwohl wir vor der anstrengenden, angeblich bis zu 5 Stunden dauerenden Wanderung gewarnt wurden, liefen wir gegen Mittag wild entschlossen los. Die Warnungen vor der Anstrengung sollten sich bewahrheiten, doch die Zeitvorgabe von 5 Stunden konnten wir glücklicherweise um 2 Stunden unterbieten. Drei Stunden lang kämpften wir uns also durch den schwülen, bergigen Dschungel. Die versprochenen und berüchtigten Affen bekamen wir leider dennoch nicht zu Gesicht.

Nach dem anstrengenden Tag ließen wir den Abend mit einem typisch karibischen Essen am Strand ausklingen. Das bedeutet arroz de coco (Kokosreis) mit vegetales (Gemüse) und pescado oder camarones (Fisch oder Shrimps).

Am nächsten Morgen stand die Reise nach Taganga an, das westlich des Parks liegt. Das als „romantisches Fischerdörfchen, das zum Entspannen und Durchatmen einlädt“ angepriesene Dörfchen erreicht man mit dem Stadtbus von Santa Marta aus. Doch nicht nur der erste Anblick war alles andere als romantisch. Auch beim zweiten Blick, der auf den Strand fiel, mussten wir feststellen, dass hier wirklich nichts zum Entspannen einlud. Der Strand war steinig und dreckig, überall sind Menschen, die einem etwas verkaufen wollen. Ruhe und Entspannung sieht anders aus. Da auch der größere Strand Playa grande eher noch eine Steigerung dessen war, was uns da begegnete, verkrochen wir uns in ein Hostel mit Pool, sehr gutem Essen und darüber hinaus einer unfassbar freundlichen französischen Gastegeberin. Zwar hatte unser Hostel, das Casa Gypsy, auch eine nette Dachterrasse, wir würden aber nächstes Mal auf jeden Fall das Divanga als Unterkunft auswählen!

Da ein Strandtag nicht wirklich in Frage kam und Santa Marta sonst auch nicht viel zu bieten hat, fuhren wir am nächsten Tag in das etwa 1,5 Stunden entfernte Minca, um unsere neu entdeckte Wanderleidenschaft auszuleben. Minca war bis vor wenigen Jahren touristisch unerschlossen, da es von der FARC kontrolliert wurde. Seit einigen Jahren jedoch ist es ein beliebter Urlaubsort mit atemberaubenden Aussichten, Kaffee- und Kakaofarmen, die auch Touren und Verköstigungen anbieten, und zahlreichen Restaurants und Hostels. Wir planten einen Rundgang zu machen, der uns zunächst zu den Wasserfällen Cascadas de Marinka führen sollte, dann weiter zum Casa Elemento mit den größten Hängematten der Welt und schließlich zum Gipfel Los Pinos, von wo aus man das gesamte Tal überblicken kann. Als hätten uns der Aufstieg und die Kulisse nicht schon die Luft geraubt, machten wir uns dann auf zum zweiten Teil unserer insgesamt fünfeinhalbstündigen Wanderung, auf der wir fast 23 Kilometer zurückgelegt haben (die steckten uns noch zwei Tage in den Knochen). Deshalb haben wir es auch nicht mehr zu der Lagune Pozo Azul geschafft, sondern sind daran vorbei gelaufen, um den letzten Bus Richtung Santa Marta noch zu erwischen.

Unser Wanderweg um Minca

Obwohl es jetzt glücklicherweise größtenteils bergab ging, sorgten die Regengüsse der vorigen Tage für knietiefen Matsch – denn gepflastert sind die Straßen hier nicht – und einen ungewohnt beschwerlichen Abstieg. Hungrig kamen wir wieder in Taganga an und hatten Glück, das vielleicht beste Restaurant der Stadt, das Babaghanoush gleich um die Ecke zu haben (auch, wenn es kein Babaghanoush auf der Karte gab).

Unser letzter Stopp auf unserer Küstenreise führte uns in die drittgrößte Stadt Kolumbiens und die Heimat von Shakira – nach Barranquilla. Von dort aus würden wir am Abend die Rückreise antreten und so wollten wir den letzten Tag nutzen, um diese Stadt kennenzulernen. Wir wurden bereits vorgewarnt, dass Barranquilla außer Shakira und Karneval nicht viel zu bieten hat und so versuchten wir, die „Top-Highlights“, die uns die sehr empfehlenswerte Website Culturetrip (gibt es auch als App) vorschlug, zu besichtigen. Das Carribean Museum zeigt auf 5 Stockwerken die Kultur der Küste Kolumbiens unterteilt in die Felder Sprache, Völker, Musik und Tanz, alltägliches Leben und Landschaft und Natur. Leider sind alle Beschreibungen und Videoinstallationen dort gänzlich auf Spanisch, sodass wir dieses Museum leider nicht für all diejenigen empfehlen können, die des Spanischen nur teilweise mächtig sind. Ansonsten war es sonntags in Barranquilla sehr ruhig, abgesehen von einem großen und unüberschaubaren Markt. Auch die wenigsten Restaurants und Geschäfte waren geöffnet und so fanden wir uns letztlich an der Puerta del Oro direkt am Hafen wieder. Dort fand ein Kulturfestival statt, sodass wir bei gutem Wetter mit einem kühlen Bier und sehr guter Unterhaltung inmitten der Bevölkerung unseren Tag in Barranquilla und unseren Urlaub ausklingen ließen.

Kulturfest an der Hafenpromenada Barranquillas

Auch wenn es ein schöner Urlaub war, so sind wir doch bei einigen Dingen in die Falle getappt. Hier sind deshalb unsere 8 Do’s and Dont’s für einen Trip zur Karibikküste um Santa Marta:

Do’s:

  • den Tayronapark unter der Woche besuchen!
  • mindestens eine Nacht in den traumhaften Bergen Mincas verbringen
  • das köstlichste karibische Essen bei Don Samuel am Costeno Beach probieren.
  • Die Busse, Colectivos und den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Funktioniert einwandfrei und ist viel günstiger als ein (Moto-)taxi.                                                      

Dont’s

  • nach Taganga fahren. Es lohnt sich wirklich nicht, egal, was im Netz dazu steht!
  • ein Hostel direkt am Meer buchen, wenn man mehr als 3 Stunden pro Nacht schlafen will.
  • Barranquilla am Sonntag besichtigen.
  • Geld beim Hostel sparen. 10€ mehr sind in Kolumbien gut investiertes Geld, wenn es um die Unterkunft geht.

Jetzt sind wir wieder in Bogotá. Ich muss sagen, ich hab es ja fast schon ein bisschen vermisst. Während wir am Montag dank Puente noch Homeoffice (naja, ohne Internet, also eher Café-Office) machen konnten, hatte uns spätestens am Dienstag der geballte Alltag zurück.

Nach wie vor treffen wir uns mittwochs mit einer Truppe von Expats, die mal mehr und mal weniger groß ist, auf ein Bier oder ein anderes alkoholhaltiges Getränk. Auch hier bekommen wir immer wieder Tipps für Tagestrips, Restaurants und Ausgehmöglichkeiten, die wir dann freudig mit euch teilen können!

Jetzt müssen wir erst einmal in Bogotá bleiben, bis die nächste Puente in 2 Wochen ansteht, doch bis dahin haben wir noch genügend Zeit, herauszufinden, wo unser nächster Trip hingeht. Die Küste wird es nicht, soviel ist sicher.

In diesem Sinne wünschen wir euch allen einen schönen und entspannten Sonntag. Im Übrigen erzählen wir nicht nur euch gerne, was wir so machen, sondern freuen uns auch, wenn wir von euch hin und wieder etwas mitbekommen. Ihr müsst ja nicht gleich einen Blog starten ?

Bis nächste Wocheeee!!

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2 Kommentare

  1. Hallo Hannah, Felix
    Wir finden eure blogs/ Berichte sehr spannend und immer sehr interessant und freuen uns immer auf die sonntags -Lektüre! Danke dafür!
    Wir haben ja ähnlich spannendes und aufregendes vor ca. 6 Wochen in Peru erlebt (leider nur für 17 Tage), können aber gut nachvollziehen wie es euch geht bzw. wie ihr die Zeit erlebt
    Macht weiter so, genießt die Zeit und haltet uns auf dem Laufenden!
    Liebe Grüße Martina und Uwe

  2. Hallo Hannah und Felix,

    durch euren Bog bekommt man schon Fernweh. Vorallem möchte ich mal an einen so schönen Palmenstrand wie ihr ihn erlebt habt.
    Ich war zwar in den letzten Wochen auch viel unterwegs, aber meist geschäftlich.
    Nach einem herrlichen Urlaub in Italien (Comer See, Bellagio) zusammen mit Andrea, bei dem wir auch sehr viel gewandert sind, war ich nur eine Woche zu Hause.
    Dann ging es nach Washington und Texas (Dallas und Austin), dann nach einer Woche schon wieder nach China (Nanjing und Shanghai). Das war dann doch etwas viel und ich kann euren Bedarf an Schlaf gut nachvollziehen, da ich die letzte Woche immer nur stundenweise geschlafen habe. Jetzt liege ich auch wach und habe endlich Zeit gefunden die herrlichen Blogs der letzten Wochen zu lesen und euch was zu schreiben.
    Lasst es euch weiter gut gehen.

    Papa Erich

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