#04 Quito

Über Ecuador und Quito

Nach einer Woche „Aufwärmen“ in Bogotá landen wir am Mittwoch in Quito, der Hauptstadt von Ecuador. Das Nachbarland von Kolumbien grenzt im Süden und Osten an Peru und im Westen an den Pazifischen Ozean. Auch die etwa 1000 km von der Küste Ecuadors entfernten Galapagos-Inseln sind Teil des Landes und einer der größten Touristenmagneten. Das um die 283.000 km² große Land beherbergt etwa 17,8 Millionen Menschen, davon leben etwa 2,8 Millionen in der Landeshauptstadt Quito. Diese liegt auf beachtlichen 2850 m Höhe über dem Meeresspiegel und ist damit die zweithöchst gelegene Hauptstadt der Welt. Ecuador besteht aus vier wesentlichen geographischen Zonen: der Küste, dem Amazonas-Tiefland, den Galapagos-Inseln und dem Anden-Hochland, in welchem auch Quito angesiedelt ist und wo unsere etwa 5-wöchige Reise durch Ecuador beginnen sollte. Ecuador wird von einer Vulkankette durchzogen, insgesamt 55 Vulkane zählt das Land, wovon 18 derzeit noch aktiv sind. Der höchste davon ist der Chimborazo mit einer Höhe von 6263 m, den wir aber wohl nicht erklimmen werden. Zumindest den 5900 m hohen Cotopaxi, südlich von Quito, werden wir in einer 3-tägigen Tour nach unserem Quito-Aufenthalt besuchen, allerdings nicht über die Gletschergrenze hinauf besteigen.
Quito liegt auf über 2800 m Höhe und nur 20 km vom Äquator entfernt. Entsprechend ist es nicht sonderlich warm, jedoch strahlt die Sonne unheimlich stark, wenn sie sich blicken lässt. Wir hatten während unseres einwöchigen Aufenthalts großes Glück mit dem Wetter, denn wir blieben von Regen verschont und konnten uns häufig über angenehme 20 Grad Celsius und Sonnenschein freuen, obwohl die „Trockenzeit“ eigentlich nur von Juni bis August geht.

Exploring Quito

Unseren Aufenthalt in Quito verbrachten wir im Hostel Viajero, das uns wirklich sehr begeistert hat. Wir schliefen in einem 4er-Dorm für etwa 10 USD pro Nacht und Bett. Für 4 USD gibt es ein solides Frühstück obendrauf. Das Hostel ist sauber und schön gestaltet, es gibt einen Garten und viele Aktivitäten wie Yoga, Salsa-Kurse, Kochkurse, Beertastings, ein Schokoladen- und ein Kaffeetasting und man kann auch Ausflüge buchen, wenn man möchte. Das Personal ist außerdem auch super freundlich und wir mochten es hier wirklich sehr gerne!

Unser erster Eindruck von Quito ist: Die Menschen hier sind super freundlich und hilfsbereit, vorausgesetzt man kann ein bisschen Spanisch. Trotzdem sind die Sicherheitsvorkehrungen hier irgendwie höher als in Bogotá, viele Cafés und Restaurants kann man nur durch Klingeln betreten, draußen sitzt eigentlich niemand. Auch die Bushaltestellen, Hostels und öffentlichen Plätze sind gut bewacht.


Um uns einen Überblick über die Stadt und wertvolle Insidertipps zu holen, haben wir mit einer Free-Walking-Tour gestartet, so wie wir es häufig in neuen Städten tun. Die Tour begann im Community-Hostel, das eine wunderbare Dachterrasse mit Blick über die Stadt und auf die Basilica del Voto Nacional bietet. Von dort aus ging es zum lokalen Markt, der in einer Markthalle beherbergt ist und der neben Obst und Gemüse auch viele kleine Stände mit lokalen Gerichten aufweist. Die lokale Kost ist – wie wir es schon aus Südamerika gewohnt sind – eher fleisch- und fischlastig und entsprechend hielt sich unsere Probierlust in Grenzen.
Weil die Gegend selbst nicht sonderlich schön ist, ging es danach direkt weiter ins Historische Zentrum, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Es zählt verschiedene Plätze, um die herum wichtige Gebäude und insbesondere Kirchen angelegt sind. Zu den beeindruckendsten zählt die ganz in Gold gehaltene Iglesia de la Compania de Jesús, die es zu besuchen allerdings Eintritt kostet. In der Nähe liegt am Plaza Grande der Palacio de Carondelet, der Regierungssitz. Unweit davon liegt der Plaza Santo Domingo mit der ebenfalls eindrucksvoll gestalteten Basilica La Mercéd. Weiter führte unsere Walking-Tour uns zum Centro Cultural Metropolitano, einem beeindruckenden Gebäude mit Innenhof, wo wir mehr über die Geschichte Ecuadors erfuhren, unter anderem auch, warum die offizielle Landeswährung seit 2000 der US-Dollar und nicht mehr der Sucre ist.
Auf dem Weg dorthin hielten wir auch in einem der schönsten und geschichtsträchtigsten Hotels der Stadt, dem Patio Andaluz, wo wir eine kleine Schokoladen-Verköstigung bekamen, doch zum Thema Kakao und Schokolade später mehr. Insgesamt war es eine nette, dreistündige Tour, auch wenn wir nur einen kleinen Teil des centro histórico abdeckten und wir uns etwas mehr Zeit für Fotos gewünscht hätten.

Zu den weiteren Highlights von Quito zählt ein Besuch des Panecillo, wo die Virgen del Panecillo steht und die Stadt überblickt. Weil der Weg dorthin aber von allen als zu gefährlich eingestuft wurde, sollte man sich dort mit dem Taxi hinkutschieren lassen – dazu hatten wir aber keine Lust. Stattdessen ging es für uns weiter zur Basilica del Voto Nacional, der größten neogotischen Kirche Amerikas. Vom Idee des Baus einer solchen Kirche bis zu ihrer Fertigstellung 1924 sollten gut 40 Jahre vergehen. Auch sehenswert war der etwas entfernt liegenden Botanische Garten mit seiner Ausstellung an Orchideen, fleischfressenden Pflanzen und dem Bonsai-Museum. Er liegt im Parque Carolina, wo man am Sonntag herrlich herumliegen und die Einheimischen beobachten kann.

Kulinarisch ist das Angebot für uns ja immer ein bisschen begrenzt, aber wir haben ein paar tolle Restaurants gefunden, die auch lokale Küche für Veggies anbieten. Besonders angetan haben es uns das La Mala Negra, direkt bei uns um die Ecke, wo wir die typische Kartoffelsuppe Locro bekamen, gemeinsam mit Empanadas und Bolos, gefüllten Teigwaren mit Gemüse und Reis. Die Atmosphäre ist ganz traditionell und sehr familiär. Im Café Kawa konnten wir außerdem lecker und vegetarisch frühstücken. Auch gut gefallen hat uns das Govinda Gopal, das ein bisschen esoterisch war (so wie das Integral), aber uns wirklich mit leckerer, frischer und vegetarischer Küche überzeugte. Das Café Minka bietet neben köstlichem Kaffee und heißer Schokolade auch einen tollen Ausblick über den Plaza Santo Domingo.

Outside Quito: Otavalo und Mindo

Zu den beliebtesten Tagesausflügen aus Quito heraus zählen der Besuch der Ciudad Mitad del Mundo (also die Stadt, die direkt am Äquator liegt und wo Tourist*innen bewiesen wird, dass sie sich exakt dort befinden), Tagesausflüge zum Cotopaxi, zum Abenteuersport-Ort Baños de Agua Santa, auf den Markt nach Otavalo und in den Nebenwald in Mindo. Da uns die Touristenattraktion Mitad del Mundo wenig interessierte und wir für Cotopaxi einen dreitägigen Aufenthalt im Secret Garden für danach gebucht hatten, entschieden wir uns für einen Ausflug nach Otavalo und nach Mindo. Die beiden Blogs von Explorers Away und LaidBackTrip haben jeweils tolle Guides für die Ausflüge dorthin erstellt, die uns sehr bei der Planung geholfen haben, vor allem, weil wir uns teure Touren sparen wollten und stattdessen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollten. Mögen die Abenteuer also beginnen.

Vorab: Das öffentliche Verkehrssystem in Quito besteht aus Bussen. Eine Metro wurde 2016 in Auftrag gegeben, Anfang 2023 mit Verspätung geöffnet und dann Mitte des Jahres bereits wieder geschlossen. Seither wartet man auf die Eröffnung, die nun für Ende 2023 geplant ist. Busse werden hier in bar mit Kleingeld bezahlt, das man an den Schaltern oder beim Fahrer wechseln kann.
Mit nur zwei falschen Entscheidungen, was die Busse anging, kamen wir dann nach gut 1,5 Stunden am Terminal Carcelén an, wo die Busse nach Otavalo abfahren. Gut noch einmal 2 Stunden dauert die Fahrt dann dorthin. Die Stadt ist deshalb für Tourist*innen interessant, weil sie noch stark von der indigenen Kultur geprägt ist und viele Bewohner*innen in traditionellen Gewändern umherlaufen und ihre Waren auf dem riesigen Markt feilbieten. Allerdings gehen wir nach einiger Recherche und der Besichtigung vor Ort davon aus, dass der Großteil der Waren Industrieware und nicht handgefertigt ist.

Neben dem Plaza de los Ponchos, dem Zentrum des Marktes, der samstags am größten und umfangreichsten ist, kann man auf eine Wanderung zu einem Wasserfall (Cascada de Peguche) und einer Lagune (Laguna San Pablo) machen, wovon man sich aber nicht zu viel versprechen sollte.
Wir mussten uns nach der Anfahrt erstmal stärken und entschieden uns für einen köstlichen Moccachino im Tayta Wasi Café, bevor wir uns auf den Markt stürzten. Von dort aus wanderten wir zum Wasserfall und dann weiter zur Lagune, wo wir uns mit einer Portion Pommes stärkten, weil es in dem ansonsten schönen Restaurant nichts anderes für Veggies gab.

Mindo ist ebenfalls komplett auf den Tourismus ausgelegt; beliebte Aktivitäten sind Tubing, Quad fahren und wandern. Wir entschieden uns nach einem Kaffee für eine Wanderung rund um das Yellow House. Dort bezahlt man zwar 6 USD Eintritt pro Person, bekommt aber eine Karte und gut ausgewiesene Wanderwege in einer atemberaubenden Landschaft, wo man mit etwas Glück Affen (nein), Kolibris (ja) und Tukane (ja) sehen kann. Eine zweite Wandermöglichkeit ist die Via de las Cascadas, die wir zeitlich nicht mehr geschafft haben. Uns wurde aber berichtet, dass dies die weniger schöne Route sei, dafür kann man mit dem teleférico bzw. dem tarabita cable car fahren (8 bzw. 6 USD oder ein all-inclusive-Ticket für 13 USD).
Weil wir noch etwas Zeit hatten, besuchten wir das Yumbos Chocolate Café, wo man Kaffee und Kakao und einen super schokoladigen Brownie bekommt. Das Café bietet auf ein Schokoladen-Tasting und eine kleine Führung an und man kann lokale Schokolade im Shop kaufen. Kakao ist ein wichtiges Exportgut Ecuadors, auch wenn es weit hinter den Hauptexportgütern Öl, Bananen, Fisch und Shrimps, Schnittblumen und Metallgütern liegt.
Der Bus nach Mindo von Flor de Valle fährt am Wochenende fünf Mal pro Tag (8.00 Uhr, 9.00 Uhr, 11.00 Uhr sowie 13.00 Uhr und 16.00 Uhr) und wieder zurück nach Quito, unter der Woche nur vier Mal täglich (8.00 Uhr, 9.00 Uhr, 11.00 Uhr und 16.00 Uhr). Der Abfahrtsort ist das Terminal La Ofelia und die Fahrt kostet 3,60 USD. Uns erschien das eine günstige Alternative zu teuren Tagestouren, die zwischen 60 und 100 USD pro Person kosten! Der letzte Bus zurück geht um 17.00 Uhr, aber es gibt dort wunderschöne und zahlreiche Lodges und Eco Hostels, wo man auch sicherlich ein oder zwei schöne Nächte verbringen kann und es sind uns viele vegetarische Restaurants und Cafés begegnet. Aber Achtung! Es gibt keine Bankautomaten und vieles ist nur in Barzahlung möglich!

Kleiner Exkurs zum Thema Kakao

Kakao wurde wohl bereits vor über 5000 Jahren zum Verzehr verwendet, das belegen Funde in Süd- und Mittelamerika. Die Maya hatten sogar ihren eigenen Kakao-Gott Ek Chuah. Als Getränk wurde es bereits von den Azteken angerührt und in dieser Form auch an den spanischen Eroberer Hernán Cortés gereicht. Von den spanischen Eroberern wurde es dann nach Europa bis zur Queen gebracht, die das Getränk aber angeblich so ungenießbar fand, dass man es ihr erst mit ordentlich Süßungsmitteln schmackhaft machen konnte. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich in Europa erste Schokoladenfabriken, deren Triumphzug jedoch nicht ohne die südamerikanischen Kakaobohnen möglich gewesen wäre. Neben der richtigen Verarbeitung der Kakaobohnen ist auch ihr Anbauort entscheidend, da Kakaopflanzen die Aromen umliegender Pflanzen annehmen und so eine besondere Vielfalt an Geschmäckern und Gerüchen entwickeln.
Nach der Ernte wird der Kakao fermentiert und das Fruchtfleisch von den Bohnen getrennt. Durch diesen Prozess ändern sich die Farben, Aromen und Geschmäcker der Bohnen, denn ohne die Fermentierung wären die Bohnen bitter und würden nicht die typischen Aromen aufweisen. Die Hefe und der Zucker im Fruchtfleisch reagieren und bilden in einem anaeroben Prozess Ethanol, Kohlendioxid, Wärme bis 50°C und Säuren, die in das Innere der Bohne gelangen. Unter Luftzufuhr wird die Fermentierung fortgesetzt und der Alkohol und die Säuren entfernt. Wenn der Zucker aufgebraucht ist, kühlen die Bohnen sich ab und sind bereit, getrocknet zu werden. Die beste Qualität wird erreicht, wenn die Fermentation und Trocknung vollständig verlaufen. Eine zu kurze oder fehlende Fermentation führt zu bitteren Aromen und Ungenießbarkeit.
Kakao wird heute in den Regionen rund um den Äquator angebaut, im Süden Mittelamerikas, Kolumbien, Ecuador, Brasilien, Westafrika, Indien und Indonesien.

Das war es von unseren ersten Eindrücken in Quito. Für uns geht es jetzt weiter in die Berge, zum Vulkan Cotopaxi und danach zum Quilotoa-Trek, wo wir unsere 3-tägige Wanderung starten und uns wahnsinnig auf dieses Wandererlebnis in der Natur freuen!

Bis dahin einen schönen Sonntag euch,


Hannah y Felix

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