Woche #76: Kolumbien entdecken – Part II

Der Beginn unserer zweiten Reisewoche hielt einige Überraschungen für uns bereit. Schon die Anreise war mehr als abenteuerlich. Nachdem wir am 25.12. wegen des Feiertags genau nur einen einzigen Bus von San Agustín aus nach Popayan nehmen konnten, von wo aus wir weiter nach Cali mussten, ging es für uns erst gegen 15.30 Uhr los. Der Weg von San Agustín nach Popayan ist weitgehend eine nicht gepflasterte Straße, die durch den Puracé-Nationalpark führt. Gut 5 Stunden brauchten wir für die 140 km kurze Strecke, dafür waren wir aber auch die einzigen und hatten quasi einen Privat-Transport. Als wir schließlich im verregneten Popayan ankamen, war es bereits dunkel und mit Ach und Krach erwischten wir noch den letzten Bus nach Cali, wo wir dann gegen 23 Uhr ziemlich müde ankamen.
Dafür mussten wir am nächsten Tag direkt wieder früh aufstehen, denn wir wurden von Stephany, einer Freundin von Felix‘ ehemaligen Arbeitskollegen und Kumpel Jorman abgeholt. Gemeinsam mit den beiden wollten wir nach San Cipriano. Dieses kleine Dörfchen liegt in der Nähe der Hafenstadt Buenaventura. Eigentlich bekannt ist der Ort wegen des Nationalparks, der allerdings, wie so viele andere auch, geschlossen hatte. Deshalb entschlossen wir uns für eine kurze Fahrt mit den Brujitas zu einem natürlichen Schwimmbad. Nach unserem kurzen, etwas enttäuschenden Abstecher nach San Cipriano ging es dann noch kurz nach Buenaventura, wo es aber eigentlich nichts zu sehen gibt, wenn nicht gerade Wal-Saison ist und man mit einem der Boote zu den Inseln zum Wale beobachten fahren kann.
Selten jedoch ist uns in Kolumbien eine so große Armut begegnet. Sowohl in San Cipriano als auch in der Umgebung war es mehr als schockierend zu sehen, wie die Menschen hier leben, das „echte Kolumbien“ eben, das mit unserer Wohlstandsblase in Bogotá so gar nichts zu tun hat.


Nach unserem Ausflug ging es jedoch nicht zurück nach Cali, sondern, ja, wohin eigentlich – irgendwo ins Nirgendwo. Dort besitzt Jormans Mutter eine kleine Finca, die jedoch trotzdem voller Leute ist und wo wir herzlich aufgenommen wurden (inklusive ortsüblicher großzügiger Verpflegung, Salsa-Kurs und musikalischer Einlage von der „Band“ des Hauses – bestehend aus den dort lebenden Kindern).

Familia de Jorman – so tolle Gastgeber!


Das Häuschen ist ziemlich einfach gehalten: Der Boden ist aus Lehm, nicht überall gibt es Wände, draußen leben Hühner, Kaninchen und die beiden Haushunde – das „echte Kolumbien“ eben. Dann erzählte uns Jorman jedoch die Geschichte, die sich hinter dem Häuschen verbirgt:
Das Grundstück, wo die Finca steht, gehört Jormans Mutter. Als diese aber nach gezwungenermaßen Venezuela ging, blieb das Haus leer. So beschloss der „Nachbar“ (nicht Nachbar im Sinne von Zaunnachbar, eher der Mann, der 500 m Luftlinie auf der anderen Seite des Hügels lebt), das Grundstück samt Haus zu verkaufen – ohne dass es ihm jedoch gehörte. Erst als die Nachbarn die Mutter darüber informierten, dass der Nachbar ein Gerichtsverfahren eingeleitet hatte, um auch offiziell an das Grundstück zu kommen, erfuhr sie vom Verkauf – also kam sie zurück nach Kolumbien, um vor Gericht für ihren Grund zu kämpfen (denn: Wäre sie nicht erschienen, hätte sie den Prozess automatisch verloren und alles verloren). Das war vor sechs Jahren. Bisher gab es immer noch keinen Abschluss des Verfahrens – und solange wohnen sie quasi „illegal“ aus ihrem Grundstück. Das Haus daher zu renovieren, macht wenig Sinn, denn was, wenn sie den Prozess verliert? Verrückte Welt.

Am nächsten Tag machten wir dann einen Ausflug zu einer Lagune, wo man Wassersport machen und in die Sonne faulenzen kann. Von dort aus ging es dann für uns zurück nach Cali. Die Stadt schauten wir uns dann am darauffolgenden Tag an. Viel zu sehen gibt es ehrlicherweise auch hier nicht: Einen Park mit Katzenfiguren, ein paar Kirchen und einen Aussichtspunkt „Tres Cruces“, den wir mühsam erklommen, um dann vor verschlossenen Türen zu stehen – ein Schicksal, das uns in Kolumbien leider regelmäßig ereilt.


Weil Salsatanzen in der Salsa-Hauptstadt jedoch aufgrund der Pandemie nicht ging, machten wir ein bisschen Bar-Hopping, bevor wir am nächsten Tag weiter nach Manizales fuhren.


Manizales liegt im nördlichen Teil der Kaffeezone. Die Stadt selbst ist – entgegen der Bekundungen der Einheimischen – wirklich nichts besonderes, laut, nicht sonderlich schön, irgendwie chaotisch. Warum also nach Manizales fahren?
Da wären zunächst die zahlreichen heißen Quellen, in denen man sich herrlich entspannen kann. Wir haben gleich drei davon besucht, weil wir gar nicht genug davon kriegen konnten.
Außerdem liegt Manizales unweit des Nationalparks PNN Ruiz, wo der noch immer aktive Vulkan Nevado del Ruiz und der nicht mehr so aktive Nevado Santa Isabel liegen. Beide konnten wir von Manizales aus mit einer geführten Tour besuchen.


Während man den Nevado del Ruiz wegen der akuten Ausbruchsgefahr nur mit dem Auto befahren darf, konnten wir beim Nevado Santa Isabel bis zur Schneegrenze wandern. Dafür wurden wir um 4.00 Uhr morgens mit einem Geländewagen abgeholt. Nach drei Stunden Fahrt erreichten wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung, nach nochmal 2,5 Stunden dann den Gipfel. Nach der Rückkehr zum Auto fuhren wir dann zu dem möglicherweise abgelegensten Restaurant/ Hotel Kolumbiens zum Mittagessen und schließlich wieder zurück nach Manizales.

Nach einer tollen Mischung aus Entspannen in den Quellen und der anstrengenden Wanderung ging es für uns dann bereits zurück nach Bogotá. Und nach diesem kurzen Zwischenstopp stand dann endlich „Strand“ auf unserer Reiseroute! Von Cartagena und Rincón del Mar berichten wir euch dann in unserem dritten und letzten Weihnachtsurlaubsbeitrag.

Bis dahin wünschen wir euch allen eine gute Zeit und natürlich einen wundaerbaren Sonntagmorgen!

Lovely Greetings!



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4 Kommentare

  1. Na, da habt ihr ja ganz schön was erlebt..wieder ein toller Bericht und sagenhafte Bilder…im Bikini und im Schnee…von allem was dabei….spannende, lustige, aber auch nachdenkliche Erfahrungen die ihr da macht..freu mich schon auf den letzten Teil der Reise🤗 LG

  2. Hallo ihr beiden 😃…. na da habt ihr ja wieder tolle Erlebnisse gehabt….und wenn es Probleme gibt nehmt ihr es sehr gelassen 😉 bin gespannt wie es weiter geht!! Dank und liebe Grüße Ilona und Andreas

  3. Faszinierend! Was für viele unterschiedliche Eindrücke innerhalb so kurzer Zeit!
    Ganz liebe Grüße aus dem verschneiten Schwarzenfeld 😘

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