Puente – Endlich wieder langes Wochenende!
Und so machten wir uns auf in die berühmte „Kaffeezone“, die Zona Cafetera, die sich zwischen Ibagué, Armenia, Pereira und Manizales erstreckt und eines der Hauptanbaugebiete für Kaffee in Kolumbien ist, wie der Name wohl bereits erahnen lässt. Um alle Facetten der Region ausreichend kennenzulernen, sollte man wohl mindestens 7-10 Tage einplanen, allerdings hatten wir nur 2 Tage, also haben wir uns entschieden, zunächst das ikonische Valle de Cocora in der Nähe von Salento zu besuchen und derweil in Filandia, einem beschaulichen, aber bunten Dörfchen, zu residieren.
Die Kaffeezone ist zugleich auch ein Magnet für in- und ausländische Touristen, da sie kulturell und landschaftlich einiges zu bieten hat. Daher gibt es in der Region viele sogenannte „Kaffeefincas“, also Kaffeeproduzenten, die schicke Übernachtungsmöglichkeiten sowie einen Einblick in ihre Kaffeeproduktion anbieten.
Das Wetter meinte es mit uns leider nicht so gut, wie es das eigentlich seit 8 Wochen nicht tut – viel Regen ist derzeit an der Tagesordnung in Kolumbien, wohl auch durch den Hurrikane in Mittelamerika bedingt. Unsere Planung wurde daher wesentlich vom Wettergott torpediert, aber immerhin noch ein weiterer Grund, definitiv ein zweites Mal wiederzukommen.
Mit dem Auto waren es bei guten Verkehrsbedingungen bis vor Kurzem etwa 7-8 Stunden nach Salento. Dem „Tunnel“ sei dank wurde die Fahrzeit nun um eine Stunde auf 6-7 Stunden verkürzt. Auf den 8,65 Kilometer langen tunel de la línea mussten die Kolumbianer*innen gerade einmal 118 Jahre warten – vom Vorschlag eines Architekten, den Tunnel im Jahr 1902 zu bauen bis zu dessen Eröffnung im Jahr 2020 – allerdings vorerst nur in eine Richtung, man muss das gute Stück mit einer Baugeschwindigkeit von sagenhaften 91 Metern pro Jahr – ab dem Zeitpunkt der ersten Bauarbeiten im Jahr 1925 gerechnet. Wenn wir fair bleiben wollen, hat es also nur 95 Jahre gedauert, den das gute Stück zu bauen. Wie bei allen großen Bauprojekten, kostete er dann statt der geplanten 629.000 Millionen COP (was in etwa 193 Millionen US-Dollar entspricht), auch nur das Doppelte. Dagegen ist der Berliner Flughafen ja eigentlich ein Hochgeschwindigkeitsprojekt.
Apropos Hochgeschwindigkeit – für den Rückweg brauchten wir dann trotz des Tunnels auch nur schlappe 9 Stunden – für 295 Kilometer, dank Stau, Regen und furchtbaren Straßen. Da bekommt Slow Travelling doch gleich eine ganz neue Bedeutung (kleiner Fun Fact am Rande: Der längste Stau der Welt war das bei Weitem noch lange nicht, dieser befand sich überraschenderweise auch nicht in Bogotá, sondern in China und dauerte 10 Tage).
Nun genug zum ewigen Leidthema Verkehr. Eines der Herzstücke der Kaffeezone ist das Valle de Cocora, eine Art Nationalpark, in welchem meterhohe Wachspalmen stehen, welche ein fantastisches Bild inmitten der grünen Berglandschaften erzeugen. Im sogenannten Nebelwald kann man zwischen den höchsten Palmen der Welt umherwandern, den Ceroxylon quindiuense, die bis zu 70 Meter Höhe erreichen. Oder man macht es wie viele der Touristen und läuft die 30 Metern bis zu einem Selfie-Spot.
Traurige Wahrheit: Damit die Palmen imposanter für die Fotos der Touristen wirken, wird die Flora um die Palmen herum entfernt, sodass diese jedoch nicht mehr ausreichend Nährstoffe und Schutz erhalten – und irgendwann sterben, obwohl die zwischen 60 und 100 Jahren alt werden können. Ihr Nutzen des Wachses und der Tourismus tun ihr aber einmal mehr ihr Übriges, obwohl die Palmen gesetzlich geschützt sind.
Zu essen gab es übrigens auch reichlich Leckeres. Als besonderes Highlight kann an dieser Stelle definitiv das Helena Adentro hervorgehoben werden, da wir in Kolumbien selten so lecker und atmosphärisch gegessen haben.
Viel Arbeit steht in den nächsten Wochen bei uns an. Aber auch viel Entspannung. Die Pläne für weitere Wochenendtrips sind quasi schon gemacht. Außerdem müssen wir uns mit der Urlaubsplanung über Weihnachten baldigst ernsthaft auseinandersetzen. Denn in Bogotá möchten wir natürlich keinesfalls bleiben. Und Kolumbien hat noch so viel zu bieten, dass wir gar nicht wissen, wie wir das in der kurzen Zeit, die uns hier noch bleibt, nur schaffen sollen!
Nach diesem Post bleibt wohl nur noch ein Post für 2020, bevor wir euch dann im Jahr 2021 von unserer Residenz aus an eurem Frühstückstisch sonntags informieren.
Bis zum nächsten Mal wünschen wir euch eine gute Zeit und senden euch liebe Grüße an den Frühstückstisch!
Ein Kommentar
Hi ihr beiden…..sehr schöne Fotos…..es ist schön mit euch „dabei “ zu sein….wünsche euch eine gute Zeit bis zum nächsten Mal…..