Obwohl wir nun bereits fast zwei Monate in Bogotá leben, gibt es noch viele Orte, die wir nicht besucht und viele Sehenswürdigkeiten, die wir noch nicht gesehen haben. Deshalb haben wir am letzten Wochenende unseren Kultursonntag wiederbelebt und sind in den Süden der Stadt, nach La Candelaria, gefahren. Dieser älteste Teil Bogotás ist quasi auch das kulturelle Zentrum der Stadt, es gibt zahlreiche Museen und historisch bedeutsame Orte.
Wir haben uns diese Woche zur Aufgabe gemacht, euch ein wenig durch Bogotá und seine kulturellen Highlights zu führen. Für unsere englischsprachigen Follower haben wir außerdem im Laufe der kommenden Woche auch einen Blogpost parat, in dem wir unsere Erlebnisse in Bogotá in einem Wochenendtrip zusammenfassen.
Kultursonntag ist Museumssonntag. In Bogotá bedeutet das freien Eintritt in alle Museen. Ansonsten kostet der Eintritt in der Goldmuseum für Erwachsene $3,000 COP, also etwa 80 Cent. Im Botero-Museum ist der Eintritt immer frei, da das eine Bedingung des kolumbianischen Künstlers war.
Wir entschieden uns für die beiden wohl bekanntesten Museen der Stadt: Das Goldmuseum und das Kunstmuseum Fernando Botero. Leider schließen die meisten Museen gegen 17.00 bzw. 18.00 Uhr, sodass wir keine Zeit mehr für das MAMU, das Nationale Museum für Moderne Kunst hatten.
Unser Kultursonntag begann also nach einem ausgiebigen Frühstück mit dem Besuch im Goldmuseum. Das Goldmuseum beheimatet mehr als 30.000 Ausstellungsstücke aus vielen Jahrhunderten. Die Stücke zum Teil mehr als 2000 Jahre alt. Es ist eines von vielen Goldmuseen, die über das ganze Land verteilt sind. Auf drei Etagen kann man hier anhand der Ausstellungsstücke aus Gold, Kupfer, Silber und anderen Werkstoffen die Geschichte des prähispanischen Kolumbiens und die Kultur der indigenen Völker kennenlernen (zum Glück sowohl auf Spanisch als auch auf Englisch!). Im zweiten Stockwerk erfährt man etwas über Gebrauchsgegenstände und Werkzeuge, während sich die Ausstellung im dritten Srockwerk vor allem mit den Ritualen und der Mystik der Bewohner.
Eines der beeindruckendsten Stücke ist das Goldfloß von Eldorado der Muisca-Kultur. Es ist deshalb so bekannt, weil es als Beweis für die Echtheit der Eldorado-Legende gehandelt wird. In der Nähe von Bogotá liegt der See Guatavita (das werden wir sicherlich auch noch besuchen!). Die Legende besagt, dass der neue Herrscher der Muisca in einer Zeremonie auf den See hinausfuhr und dort dem Sonnengott Opfergaben in Form wertvoller Goldgegenstände erbrachte, die er im See versenkte. Die Legende vom Schatz (el dorado) auf dem Grund des Sees schürte die Gier der spanischen Konquistadoren und war einer der Gründe, warum sie sich aufmachten, das unbekannte Land zu erforschen.
Ein Beispiel für einen Gebrauchsgegenstand ist der Poporo. Das ist ein Becher aus Kalk, in dem die Bevölkerung ihre Cocablätter aufbewahrten. Auch davon gibt es im Museum zahlreiche zu sehen, wobei wir einige Momente brauchten, um die Bedeutung und den Nutzen den winzigen Gefäßes herauszufinden.
Bei all den faszinierenden Werk- und Schmuckstücken sollte man allerdings nicht vergessen, das die Reichtümer des Landes auch im Zusammenhang mit einer beispiellosen Ausbeutung der Bodenschätze und einheimischen Bevölkerung stehen. Auch hierzu kann man im Museum viele Informationen bekommen.
Anschließend kann man im Museum noch einen leckeren Kaffee und ein Stück Kuchen essen, bevor man sich weiter aufmacht, das nahegelegene Boteromuseum zu erkunden. Direkt vor dem Museum gibt eine Einkaufsmeile mit kleinen Läden, die ihre Waren an Touristen verkaufen.
Fernando Botero ist wohl der bekannteste Künstler Kolumbiens. Der 1932 in Medellín geborene Maler- und Bildhauer prägt nicht nur das öffentliche Stadtbild Medellíns, sondern auch den nach ihm benannten Stil des „Boterismus“. Menschen, Tiere und Gegenstände werden in übergroßem Volumen dargestellt, weshalb man Botero häufig auch als den Künstler kennt, „der die fetten Leute malt“. Die Stadt Medellín ist voll mit seinen Skulpturen überdimensionierter Leute und Tiere. Im Botero-Museum in Bogotá kann man jedoch nicht nur seine gespendeten Werke umsonst besichtigen, sondern auch die Werke vieler bekannter internationaler Künstler, wie Picasso oder Joan Miró. Außerdem gibt es noch das Münzmuseum direkt im gleichen Gebäudekomplex und weitere temporäre Ausstellungen, sodass wir noch die Gelegenheit hatten, die imposanten Videoinstallationen einer kolumbianischen Künstlerin anzusehen.
Neben den dauerhaften Institutionen, wie dem Goldmuseum oder den zahlreichen Kunstmuseen bietet Bogotá auch viele temporäre kulturelle Veranstaltungen. Im Oktober findet etwa das Festival Jazz im Park statt, daneben gibt es zahlreiche weitere Musikfestivals in den Monaten November und Dezember. Und wenn wir besser Spanisch können, werden wir sicherlich auch einmal die ein oder andere Theaterveranstaltung besuchen.
Die Besuche in den Museen und unsere Tours mit einem Guide durch Bogotá zu Beginn unserer Zeit hier haben uns bereits viele wichtige und interessante Informationen über unser neues Heimatland gegeben. Da Kolumbien eine so aufreibende und bedeutsame Vergangenheit hat (die in einigen Teilen auch noch Gegenwart ist), lohnt es sich, sich mit dem Land und seiner Geschichte ebenso wie mit seiner aktuellen politischen Situation auseinanderzusetzen – sei es als Tourist*in oder als mittelfristiger Bewohner*in der Stadt.
Noch eine Woche, dann geht es schon ab in die Herbstferien! Dann geht es für uns das erste Mal für einige Tage an die warme Pazifikküste, nach Santa Marta und Barranquilla. Wir sind gespannt auf diese Reise, auf der wir – das wurde uns schon gesagt – ein ganz anderes Kolumbien, ein „echteres“ Kolumbien kennenlernen werden, als wir es hier im modernen und urbanen Bogotá erleben.
Wir wünschen euch einen schönen Sonntag! 🙂
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