An einem Ort physisch ankommen und in einem neuem Lebensmittelpunkt emotional ankommen, sind zwei ganz verschiedene Dinge. Das war uns zwar bewusst, aber das emotionale Ankommen fühlt sich um einiges besser an als erwartet. How so?
Wir glauben, es fängt bei kleinen Dingen an, wie Lieblingsorte, die man für sich entdeckt oder eine sich einstellende Routine. Hier zwei Beispiele: Letzten Sonntag haben wir einen Italiener entdeckt, der gleich um die Ecke ist. Das Essen war so authentisch, dass wir sofort beschlossen, öfter zu kommen, obwohl die Besitzer weder Italiener sind noch italienisch sprechen (Sorry, Hannah).
Felix fährt jeden Morgen mit dem öffentlichen Bus, dem TransMilenio, zur Arbeit. Das sind ellenlange Busse, die in Bogotá eine U-Bahn ersetzen sollen. Und gefühlt benutzt diese Busse jeder, der morgens zur Arbeit fährt. Die Schlangen sind also lang und man muss drei Busse abwarten, bis man sich endlich in einen reinquetschen kann. Festhalten muss man sich nur „pro forma“, denn umfallen geht gar nicht. Beim Ein- und Aussteigen gibt es weder Rücksicht noch Regeln – sobald die Türen aufgehen, drängeln sich alle sofort in den Bus, ohne erst einmal die Leute aussteigen zu lassen. Nicht sonderlich komfortabel, aber es gehört eben auch zur Routine, zum Ankommen.
Um wirklich anzukommen, muss man sich natürlich auch in den vier Wänden wohlfühlen, um die Abende auf der Couch nach einem langen Arbeitstag genießen zu können. Zwar haben wir ein paar Sachen von den Vormietern übernommen, aber es fehlten ein paar wichtige Sachen wie ein Schreibtisch, Kissen und ein Teppich (!!!) sowie Pappe und Panzertape gegen die Kälte (dazu später mehr).
Einen Teppich zu kaufen stellte sich schwerer heraus als gedacht, denn anders als angenommen, waren alle Teppiche, die wir gefunden haben, entweder mit Glitzer versehen (oh ja, Kolumbianer stehen auf sowas) oder viel zu teuer. Nach stundenlangen Internetrecherchen und erfolglosen Einkaufstouren durch komische Prunk- und die erwähnten Glitzer-Einrichtungshäuser fanden wir endlich einen Teppich, der uns gefiel. Natürlich nicht mehr in der richtigen Größe auf Vorrat und über dem Budget … Aber was tut man nicht alles, um die Freundin glücklich zu machen. Also ab zur nächsten Filiale der Kette (nur schlappe 45 Minuten mit dem TransMilenio entfernt) und sofort zuschlagen!
Zu unserem Wohlfühlfaktor immens beigetragen hat auch unsere Dachterrasse, von der aus man bei in dieser Woche erstaunlich gutem Wetter auf die Stadt hinunterschauen und sich entspannen konnte:
Das Glück ist fast perfekt, wäre da noch nicht eine Sache: Wir haben ein Loch im Fenster. Also eigentlich ist es weniger ein Loch, sondern eher Abzugschlitze, denn gesetzlich müssen Räume mit Gas betriebenen Herden in Kolumbien einen Luftdurchzug haben. Klingt wichtig und richtig, nur zieht es einmal komplett durch unsere Wohnung – da hilft auch ein Heizlüfter nichts mehr. In Kombination mit einem kalten Fließenboden ergibt sich daraus natürlich kein Ort der Gemütlichkeit. Abhilfe musste her und wurde gefunden: Wir nahmen das Gaserstickungsrisiko auf uns und klebten die Schlitze mit Pappe und Panzertape kurzerhand zu (an unsere Mütter: das mit dem Erstickungsrisiko war eine erhebliche Übertreibung, wir sind hier sicher!).
Und auch diese Woche wieder das Obst der Woche #4: Die Pithaya
Wir sind also angekommen und auch angekommen und fühlen uns sehr wohl. Bis nächste Woche!
Ein Kommentar
Hallo ihr zwei, ich habe wieder einmal euren (Felixs)Bericht genossen, es ist doch immer wieder erstaunlich wie anderst bei euch alles funktioniert oder auch nicht. Euch ist es zu kalt, wir schwitzen gerade bei bis zu 33 Grad, aber ab Montag soll es ja etwas abkühlen. (24 grad).
Bis nächste Woche.