Unsere letzte Etappe steht an: Von El Bolsón fahren wir die malerische Route der sieben Seen über San Carlos de Bariloche (oder kurz einfach: Bariloche) bis nach San Martín de los Andes (oder kurz: San Martín) und dann über die Grenze zurück nach Valdivia in Chile – wo wir vor fast zwei Monaten unser Auto gemietet haben und nun wieder abgeben müssen.
Die Stadt Bariloche mit etwas über 130.000 Einwohner*innen zählt zu den beliebtesten Ferienorten in Argentinien, ist aber auch über die Landesgrenzen hinaus beliebt. Insbesondere kommen in die Region natürlich Chilenen, die nur einen kurzen Weg über die Grenze zurücklegen müssen. Aber aufgrund der wunderschönen Landschaft aus schneebedeckten Bergen, grünen Wäldern und tiefblauen Seen ist die Region auch für Weitgereiste ein beliebtes Ziel. Hinzu kommt die außergewöhnliche Architektur der Stadt, die sicherlich zum Spitznamen „argentinische Schweiz“ beigetragen hat: Häuser aus Stein und Holz sollen an die Architektur von Schweizer Dörfern erinnern. Auch die Geschichte der Stadt hat einen deutlichen Bezug zu Europa. Denn der Gründer der Stadt war der deutschstämmige Chilene Carlos Wiederhold.
Bariloche liegt direkt am Nationalpark Nahuel Huapi und zählt nicht zuletzt wegen dieser ausgezeichneten Lage mehr als 1 Million Tourist*innen im Jahr. Etwas weiter nördlich liegt der Nationalpark Lanín, den man von einem weiteren beliebten Örtchen, San Martín, aus besuchen kann. Neben den zahlreichen Wandermöglichkeiten in der Region gibt es viele Sportangebote wie Kayaking oder Wasserski und darüber hinaus lockt die Stadt die Besucher*innen mit zahlreichen Geschäften, in denen es hochpreisige Schokolade gibt. Eine weitere beliebte Möglichkeit, Zeit in Bariloche zu verbringen, ist der Besuch einer (oder mehrerer) Brauereien der Region. Besonders kleine Craft-Beer-Brauereien, wie Manush oder Blest seien einen Besuch wert (wurde uns gesagt).
Um die Region um Bariloche kennenzulernen, kann man den sogenannten Circuito Chico (die kleine Runde) fahren. Zunächst stoppt man am altehrwürdigen Luxushotel Llao Llao, wo man den Ausblick auf die nahgelegenen Seen genießen und den riesigen Hotelkomplex bestaunen kann. Natürlich ist das Hotel auch noch in Betrieb und wer genügend Kleingeld dabei hat, kann dort auch nächtigen. Auf der weiteren Strecke liegen zahlreiche hübsche Aussichtspunkte und kleine Wanderwege, zum Beispiel durch die Arrayanes-Wälder, nach denen auch der Nationalpark Los Arrayanes benannt ist. Die Bäume wachsen sehr langsam und sind zum Teil schon über 600 Jahre alt.
Außerdem besuchen wir die Colonia Suiza, ein von den Schweizer Siedlern gegründetes Dorf, das heute ein beliebter Ort für Tourist*innen ist. Wirklich Alpenfeeling kommt in dem überfüllten Städten nicht auf und die zahlreichen Besucher*innen mit den vielen Autos versprühen nicht gerade Idylle. Irgendwie sollen die Restaurants, in denen es zum Teil Käsefondue gibt (aber wer will das bei 30 Grad schon essen?) und die vielen Läden mit Schokoladensortiment den Anschein eines Schweizer Bergdorfs erwecken – aber wird sind nicht so wirklich überzeugt.
An den zahlreichen Seen gibt es viele Strände, an denen man herumlungern und baden kann. Da gerade noch Ferien in Argentinien sind und das Wetter herrlich ist, sind diese erwartungsgemäß ziemlich überlaufen und laden eher weniger zur Erholung ein.
Für etwas Ruhe kann man sorgen, indem man die Wanderung zum Refugio Emilio Frey des Clubs Andino Bariloche macht. Am Cerro Catedral, einem Dorf mit luxuriösen Ski-Resorts außerhalb von Bariloche, startend wandert man 10 Kilometer zum Refugio, wo man sich an (oder in) der Lagune erfrischen und ausruhen kann und sich mit Essen, Kaffee und anderen Getränken stärken kann. Die Berge um das Refugio laden viele Kletterer*innen zu waghalsigen Exkursionen ein und wer länger bleiben möchte, kann im Refugio schlafen. Wir machen uns nach einem Kaffee und Kuchen wieder auf den Rückweg.
Nach zwei Tagen, in denen Felix arbeitet und ich unsere weitere Reise plane, reisen wir dann weiter nach San Martín. Wir fahren die etwas über 100 Kilometer in Richtung Norden die sogenannte „Route der sieben Seen“ entlang. Die Route beginnt in Villa La Angostura und endet in San Martín. Auf dem Weg kommt man an mindestens sieben Seen vorbei und man kann auch an einigen Wasserfällen Zwischenstopps für kleine Wanderungen einlegen. Im Prinzip fährt man etwas mehr als zwei Stunden durch eine wunderschöne Landschaft aus Wäldern und Seen und kann ab und zu Halt für ein Picknick machen oder sich die Beine vertreten. Wir halten an einem Wasserfall und an einem kleinen Wanderweg, wo wir über ein paar eiskalte Bäche schließlich auch an einem Wasserfall ankommen. Den ein oder anderen Umweg zu einem weiteren der sieben Seen lassen wir jedoch aus, immerhin sind es alles ja auch irgendwie nur Seen…
In San Martín entschließen wir uns dann zu einer (letzten) Tageswanderung im Parque Nacional Lanín. Leider sind die Wegbeschreibungen des Parks ziemlich mies und der Weg, den wir uns eigentlich ausgesucht hatten, ist gar kein Wanderweg. Um zum Basiscamp des gleichnamigen Vulkans zu gelangen, hätten wir früher los müssen, also bleibt uns jetzt nur noch der kurze Weg zu – ja, richtig geraten – einem Wasserfall und noch ein Stündchen am See, bevor wir wieder zurückfahren.
Dann ist es soweit und wir machen uns auf in Richtung Valdivia. Dort verbringen wir noch etwas Zeit in der Stadt und besuchen den Botanischen Garten (der aussieht wie ein ganz normaler Stadtpark). Auf dem Weg dorthin laufen wir am Ufer entlang und entdecken eine Gruppe riesiger Seelöwen, die sich auf einer Plattform sonnt. Weil das Wetter gut ist und wir uns auch ein bisschen sonnen wollen, setzen wir uns noch auf der Isla Teja in einen Biergarten und trinken nostalgisch ein gutes Erdinger Alkoholfrei.
Früh am Morgen fährt dann unser Bus nach Bariloche zurück, von wo aus wir einen Flug nach Buenos Aires nehmen wollten. Doch noch während wir im Bus sitzen, bekommen wir die Nachricht, dass der Flug ausfällt. Wir müssen also eine Nacht länger in Bariloche bleiben und buchen einen neuen Flug für den nächsten Tag – doch nur wenige Stunden nach der Buchung wird auch dieser storniert – dieses Mal wird aber wenigstens die Begründung hinterhergeschoben: Wegen der Gewerkschaftsstreiks in ganz Argentinien fallen im Prinzip alle Flüge aus. Nach einer Stunde in der Warteschleife erreichen wir dann jemandem von der Airline, um den Flug umzubuchen (zum Glück buchen wir immer direkt bei den Airlines!) – doch den nächste freie Flug gibt es erst vier Tage später! Also müssen wir noch vier Nächte in Bariloche bleiben, bevor es dann endlich nach Buenos Aires geht. Statt einer Woche in Argentiniens Hauptstadt bleiben uns dann aber nur drei Tage, bevor wir zu den berühmten Iguazú-Wasserfällen weiterfahren – denn geplant und auch gebucht war das alles schon. Wir verbringen also noch einige Zeit in Bariloche und nutzen die Zeit zum Arbeiten, viel Kaffeetrinken und auch ein bisschen Nichtstun – denn Wandern gehen kommt nicht infrage!
Unser Roadtrip ist damit zu Ende gegangen, nach 53 Tagen geht es für uns nun wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter (ehrlicherweise will man in Buenos Aires auch bestimmt kein Auto fahren!).
Wir melden uns also wieder aus Brasilien und schildern euch in der kommenden Woche unsere Eindrücke von Buenos Aires und den Iguazú-Wasserfällen, bevor wir uns an die Copacabana legen und die Sonne in Río auf den Bauch scheinen lassen.
Hannah y Felix