Wohlwissend, dass der Januar nicht die beste Reisezeit für das kleine Land im Nahen Osten darstellt, haben wir uns dennoch auf die Reise auf die Arabische Halbinsel begeben. Das muslimisch geprägte Land, das im Norden an Syrien und den Libanon, im Nordosten an den Irak und im Südosten an Saudi-Arabien sowie im Westen an Israel grenzt, gilt als Friedens- und Stabilitätsanker der Region und kann daher problemlos bereist werden. Zu den 10 Millionen Einwohner*innen kamen vor der Coronapandemie jährlich etwa noch um die 4 Millionen Tourist*innen hinzu.
Jordanien ist nicht allzu groß. Mit einer Fläche von 89.000 km² misst es in etwa die Größe von Portugal und kann von Norden nach Süden in etwas mehr als 5 Stunden mit dem Auto auf dem gut ausgebauten Highway durchquert werden. Somit war es für uns möglich, alle Teile und Attraktionen des Landes in etwas mehr als einer Woche zu besichtigen. Allerdings muss man auch hinzufügen, dass einige Aktivitäten aufgrund der Wetterbedingungen und zum Teil starker Schneefälle nicht möglich waren – sonst hätten wir sicherlich noch zwei oder drei Tage mehr dort mit Wandern verbringen können.
Mit deutlich unter 10 Grad Celsius im Norden und Temperaturen von knapp über 0 Grad bei Nacht wurden wir in Amman empfangen. Im Laufe der ersten Tage kühlte es weiter ab, im Verlauf der zweiten Wochenhälfte konnten wir jedoch noch einige Sonnenstrahlen genießen. Lediglich am südlichsten Teil, in Aqaba am Roten Meer, ist es das ganze Jahr relativ warm mit Temperaturen auch im Januar um die 15 bis 20 Grad.
Jordanien empfing uns zwar mit eher schlechtem Wetter, dafür aber mit einem breiten Grinsen auf den Gesichtern der Menschen und mit unfassbarer Gastfreundschaft. Selten haben wir uns in einem Land so freundlich empfangen gefühlt – und entsprechend entspannt und problemlos verlief auch unsere Reise.
Gestartet sind wir in Amman, der Hauptstadt mit einem Internationalen Flughafen, der nach der bei einem Flugunglück verstorbenen dritten Frau des Könings Hussein benannt wurde. Jordanien ist – das sieht man auch recht schnell am Straßenbild – eine konstitutionelle Monarchie mit einem gewählten Präsidenten und einer Königsfamilie, die in direkter Nachfolge des Propheten Mohammed steht. Derzeit ist König Abdullah II., der Sohn von Hussein, an der Macht und nahezu überall ziert sein Konterfei das öffentliche Bild, wahlweise gemeinsam mit dem Bild des Vaters und des Thronfolgers Hussein bin Abdullah.
Bei einer Free-Walking-Tour mit unserem fantastischen Guide Mujallih von GuruWalk haben wir die wichtigsten Informationen über Land und Leute von einem Local bekommen und sind über den großen und bunten Markt im CityCenter der Altstadt gelaufen. Nach einem Kaffee zur Stärkung haben wir dann die Hauptattraktionen, das Amphitheater und den Herkulestempel, besichtigt. Dank unseres Jordan Pass, den wir im Voraus gemeinsam mit dem Visum gekauft haben, hatten wir freien Eintritt in die meisten Sehenswürdigkeiten.
Die Pandmie hat die Tourismusbranche, die ein Zehntel des gesamten BIP ausmacht, sichtlich getroffen. Viele Einheimische, die hier als Tourguides, Fotografen oder Souvenirverkäufer arbeiten, haben zwei Jahre kaum Einnahmen verbuchen können. Erst jetzt beginnt der Tourismus wieder anzulaufen, die Hauptsaison startet im März und dauert bis Juni, danach wird es zu heiß, um viel zu unternehmen und erst im Herbst beginnt die zweite Hochsaison.
Nach zwei Nächten in Amman ging es für uns weiter an das Tote Meer. Dies ist der ausgewiesen tiefste Punkt der Erde mit einer Lage von 420 m unter dem Meeresspiegel. Außerdem verbucht das Tote Meer einen Salzgehalt von um die 34%, sodass man hier wirklich auf der Wasseroberfläche zu schweben scheint. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Wärme im salzhaltigen Wasser besser gespeichert wird und die Wassertemperatur bei einer Außentemperatur von etwa 7 Grad immerhin noch wohlige 22 Grad betrug. Da am Strand liegen also keine Option war, haben wir den Tag im angrenzenden ZaraSpa verbracht, den wir mangels Besucher*innen quasi ganz für uns alleine hatten.
Felix entspannt sich im Toten Meer Totes Meer mit Salzkruste Totes Meer trotz 7 Grad Im ZaraSpa Blick aufs Tote Meer Moevenpick Resort Am Tiefpunkt angekommen…
Noch am Abend ging es für uns dann an Tag 2 weiter in das Dana Biosphere Reserve, das von einem atemberaubenden Canyon durchzogen wird. Leider war es aufgrund des Schneefalls nur möglich, eine der vielen Wanderungen zu machen – doch diese war absolut lohnenswert. Da wir auch hier die einzigen Gäste waren, hat sich unser bezaubernder Küchenchef nicht lumpen lassen und für uns ein 3-Sterne-Dinner und ein entsprechendes Frühstück gleich dazu gezaubert.
Wadi Dana Unsere treuen Begleiterinnen Wadi Dana Sonnenuntergang in Dana Durch die Schlucht
Ordentlich durchgefroren fuhren wir dann an Tag 4 weiter nach Petra, einem UNESCO-Weltkulturerbe und in Prä-Pandemiezeiten einem der Touristenmagneten des Landes. Die Ruinen, die von den Nabatäern erbaut wurden, sind so beeindruckend, dass sie 2007 im Rahmen eines Fernsehprojekts sogar zu einem der sieben neuen Weltwunder erkoren worden sind. Besonders beeindruckend sind das Schatzhaus sowie der Felsentempel. Um zu den Hauptattraktionen zu gelanden, muss man außerdem durch eine Felsschlucht, den Siq, hindurchlaufen, der ebenfalls durch seine Imposanz beeindruckt. Leider wurden in Petra schon seit jeher Lastentiere wie Kamele, Esel oder Pferde für den Transport von Touristen verwendet, was uns ehrlich gesagt unbegreiflich ist. Durch die Pandemie und das Ausbleiben zahlender Besucher*innen, hat sich deren Situation immens verschlechtert. Zwar weist die örtliche Behörde darauf hin, man solle Missbrauch melden – das gänzliche Abschaffen von Tieren im Rahmen von Touristentransporten scheint aber keine Option zu sein.
Mit freundlicher Mithilfe von Einheimischen Tierrechte fehl am Platz Da ist wohl der Sprit ausgegangen In Petra Amphitheater in Petra Die Tempelanlage in Petra Schatzkammer in Petra Die Siq Monastery in Petra Ähm ja… Achtung! Kamele
Nach einem langen Tag in Petra ging es dann weiter zur sagenumwobenen Wüste – nach Wadi Rum. Bilder von farbenprächtigen Sonnenuntergängen und Kamel-Karawanen, die durch den roten Sand stapfen, waren vom Reiseführer in unsere Köpfe gepflanzt worden – inklusive Schlafen unter klarem Sternenhimmel. Ganz so romantisch wurde es dann bei beißendem Wind und nächtlichen Temperaturen um die 0 Grad in unserem Zelt dann nicht. Doch zumindest konnten wir einen kleinen Sonnenuntergang sehen, nachdem wir mit dem Jeep eine Tour durch die Wüste gemacht hatten. Unser Gastgeber Eid und seine Familie sind Beduinen, also ursprünglich nomadische Wüstenbewohner. Eid und seine Familie haben sich in einem Dorf niedergelassen, wo die Kinder zur Schule gehen und die gesamte Großfamilie (inklusive Dromedar) vom Tourismus lebt. Gemeinsam mit anderen Reisegruppen, die aus Tschechen, Belgierinnen und weiteren Deutschen bestand, saßen wir abends am wärmenden Feuer im Gemeinschaftszelt und aßen typisch zubereitetes Essen: Gemüse (und für diejenigen, die wollten, auch Hähnchen), das in einer Art unterirdischem Grill zubereitet wurde. Dazu Hummus (den es immer und überall in Jordanien zu jeder Mahlzeit zusammen mit Fladenbrot gibt) und Reis. Alles sehr lecker und eine wirklich tolle Erfahrung – auch ohne Sternenhimmel und Karawane.
Impressions of Wadi Rum „Die Brücke“ – Foto aufgenommen unter Lebensgefahr Unser Camp Die Weiten von Wadi Rum Die rote Wüste Kamele <3
Nachdem wir eine Nacht ordentlich durchgefroren verbracht haben, sehnten wir uns nach nichts mehr als einer ordentlichen Portion Sonne und Windstille. Glücklicherweise liegt Aqaba nur etwa 30 Autominuten von Wadi Rum entfernt am Roten Meer. Unseren sechsten Tag verbrachten wir mit Falafelsandwiches an der Küste in der Sonne. Für den siebten Tag unserer Tour haben wir es uns nicht nehmen lassen, einen Schnorcheltrip zu unternehmen – und haben dabei wirklich beeindruckende Unterwasserwelten kennengelernt. Wir waren so begeistert, dass wir sogar überlegen, einen Tauchschein zu machen, um in Zukunft noch tiefer ins Meer eintauchen zu können.
Am Roten Meer Sonnenuntergang am Roten Meer Aquaba Unser Partyboot Chillen am Roten Meer In Aquaba
Auf die vierstündige Bootstour mit Mittagessen und allem Drumherum folgte eine vierstündige Autofahrt ganz zurück in den Norden nach Jerash. Die Ausgrabungsstätte dort würden wir uns dann am Folgetag ansehen. Das antike Gerasa kann auf eine fast 2000-jährige Geschichte zurückblicken. Übrig geblieben sind davon der beeindruckende Hadriansbogen (nach Kaiser Hadrian), der im Jahr 129 n. Chr. erbaut und mittlerweile in rekonstruierter Form wiederhergestellt worden ist. Daneben gibt es je einen Tempel für die römischen Götter Jupiter und Artemis sowie zwei Amphitheater im Norden und Süden der Stadt. Insgesamt erstreckt sich die Ausgrabungsstätte über eine immense Fläche und die Vielzahl der erhaltenen Gebäude lässt die Besucher*innen staunen.
Jerash Jerash – Artemistempel Jerash – Hadrianstor Jerash – Tempel des Jupiter Hauptstraße des antiken Jerash Platz des antiken Jerash
Nach so viel Geschichte wollten wir eigentlich noch ein wenig in die Natur. Doch leider hatte das Bioreserve Adjloun wegen der Witterung all seine Wanderwege geschlossen und wir mussten unverrichteten Weges wieder die Rückreise nach Amman antreten, wo wir uns den Nachmittag mit einem Besuch im Museum of Fine Arts versüßten, um den achten und letzten Tag dann gemütlich ausklingen zu lassen.
Unseren noch verbleibenden Montagvormittag nutzten wir zum Besuch von Madaba, einer Stadt in der Nähe des Flughafens, wo es ein nettes Besucherzentrum und einige kleinere Sehenswürdigkeiten: Die St. Georgs-Kirche beherbergt ein Mosaik aus dem 6. Jahrhundert, welches eine Landkarte von Palästina zeigt. Außerdem gibt es ein weniger sehenswertes archäologisches Museum.
Wir sind alles in allem absolut begeistert von Jordanien. Ein facettenreiches Land, das viel Geschichte und Natur bietet und dessen Bevölkerung uns mit großartiger Gastfreundschaft und Herzlichkeit empfing. Wir sind fast versucht, bei besserem Wetter noch einmal wieder zu kommen (vielleicht wenn wir vorher noch ein paar andere Sachen gesehen haben). Abschließend können wir aber festhalten: We love Jordan!
Wir wissen, dass wir euch lange haben warten lassen mit einem neuen Blogpost. Vieles ist im vergangenen Jahr passiert und die Schreiblust flammte nach der Corona-Zwangpause irgendwie nicht mehr so richtig auf. Aber wir hoffen, dass wir einige nicht-erzählte Stories noch nachreichen können und starten das Blogjahr 2022 mit diesem zugegebenermaßen umfangreichen Reisebericht – wie gewohnt an einem Sonntagmorgen!
Als kleinen Trost gibt’s den Jordanienurlaub auch als Video:
Bis bald (versprochen!),
Hannah & Felix
3 Kommentare
Spitze, was ihr so alles macht !
Super, dass wir daran teilhaben dürfen und ihr uns in die fremde Welt mitnehmt.
Danke euch und weiterhin viel Spaß !!!
Hi ihr zwei…echt toll!!!….klasse dass wir wieder daran teilnehmen dürfen an euren interessanten und spannenden Reisen!!!….
Danke 🤗
Sehr schön, aber zu der Jahreszeit noch etwas kühl, wie man an den Fotos sehen kann, weiterhin viel Spaß auf euren Reisen.
Wir werden dieses Jahr endlich auch mal wieder weiter weg fliegen.
LG Martina u. Uwe