#11 Huaraz – Zehn Tage in Perus Wanderparadies

Voller Vorfreude erreichen wir Huaraz mit dem Nachtbus nach acht gemütlichen Stunden im Liege-Abteil von Trujillo aus gegen 6.00 Uhr in der Früh. Nach einem Tag zum Akklimatisieren können wir dann auch direkt am zweiten Tag unsere erste „Akklimatisierungs-Wanderung“ zur Laguna Llaca starten. Huaraz liegt bereits auf 3000m Höhe und wer wie wir von der Küste kommt, sollte sich erstmal ein bis zwei Tage an die dünne Höhenluft gewöhnen. Auch sollte man einige kleinere Tageswanderungen unternehmen, bevor man sich an eine ausgiebige Mehrtagestour wagt, um nicht der Höhenkrankheit zu erliegen und mitsamt dem schweren Gepäck rückwärts wieder den Berg runterzurollen.

Die Laguna Llaca liegt auf 4474 m über dem Meeresspiegel und kann nach etwa 7 km wandern erreicht werden. An der Lagune gibt es auch eine kleine Hütte, wo man heiße Schokolade und Kaffee bekommt, um sich für den 7 km langen Rückweg zu stärken. Ehrlicherweise setzt uns diese erste Wanderung auf über 4000 Höhenmeter ziemlich zu und ich lande mit dicken Kopfschmerzen am Abend im Bett. Trotzdem hat es sich gelohnt, denn das war unsere erste Wanderung zum Akklimatisieren und die Aussicht war fantastisch! Und wir können hier noch nicht ahnen, dass es mit jeder Wanderung noch schöner wird!

Unsere zweite Wanderung am nächsten Tag ist glücklicherweise kurz und dauert insgesamt nur etwa 1,5 Stunden (dafür aber 3,5 Stunden Hinfahrt und – danke Bauarbeiten – 5 Stunden Rückfahrt). Dank der Strapazen der Fahrt sind wir aber auch an Tag 2 ziemlich kaputt und gleichzeitig fasziniert von dem wunderschönen Pastoruri-Gletscher, der leider einer der am schnellsten verschwindenden Gletscher weltweit ist und allein in den letzten 30 Jahren fast 30% seiner Eismasse verloren hat. Der Gletscher liegt auf stolzen 5000m über dem Meeresspiegel (unser erster 5000er also!), aber heute geht es deutlich besser als gestern, denn der Weg ist kürzer, weniger steil und wir sind jetzt schon ein bisschen besser auf die Höhen eingestellt. Als wir die letzten Meter fahren, setzt der Regen ein, vor dem wir gewarnt wurden, und mit jedem zusätzlichen Höhenmeter wird der Regen mehr und mehr zu Schnee. Wir sind gut vorbereitet und haben Regenjacke, -hose und -schutz für den Rucksack dabei. Einige unserer Mitfahrer*innen haben jedoch nur Turnschuhe und kurze Hosen bzw. bauchfreie T-Shirts an. Wie die also die 45 Minuten zum Gletscher laufen wollen, ist uns schleierhaft. Während dann auch einige im Bus auf besseres Wetter warten, laufen wir in Schnee und Regen los zum Gletscher – und nach gut 20 Minuten Fußmarsch beginnt der Himmel aufzuklaren! Gut 15 Minuten später erreichen wir bei strahlend blauem Himmel den Gletscher und sind erschlagen von dem beeindruckenden Panorama. Doch wer sich nun bei schönem Wetter auf den Weg gemacht hat, wird enttäuscht werden: Nur 15 Minuten hält der Sonnenschein an, dann ziehen wieder dicke Wolken auf und das Panorama verschwindet hinter einer dicken grauen Schicht. Wir freuen uns über so viel Glück und können richtig schöne Bilder machen!

Auf dem Hin- und Rückweg haben wir denn auch einige Zwischenstopps gemacht. Zunächst halten wir auf der Hinfahrt in einem Restaurant, wo die Peruaner fleißig ihr Essen für den Abend vorbestellen (wir nicht, denn wir haben noch Reste vom Vortrag und vegetarisch ist hier sowieso keine Spezialität). Wir trinken stattdessen Coca-Tee gegen die Höhenkrankheit; und ja, der ist wirklich aus Cocablättern, aus denen auch Kokain hergestellt wird. Hier sind die Cocablätter und Cocaprodukte, die nicht Kokain sind, übrigens völlig legal – mitnehmen nach Europa darf man sie aber nicht. Dann halten wir an zwei netten Aussichtspunkten in der Paramo-Landschaft, wo wir Fotos schießen können und die Führerin etwas zu den Pflanzen, Tieren und der Kultur der Region erzählt. Auf dem Rückweg machen wir dann noch einen unfreiwilligen einstündigen Stopp an einer Baustelle, aufgrund derer die Straße gesperrt ist, die uns zum Restaurant führt. Die Peruaner werden ungeduldig und wütend und fordern den Fahrer auf, er solle doch seine Hupe einsetzen, um zu signalisieren, dass wir weiter möchten. Plötzlich will auch keiner mehr sein Abendessen, aber keine Chance: Wir warten eine gefühlte Ewigkeit und fahren dann noch zum Restaurant mit dem vorbestellten Essen. Zum Glück hat der Fahrer nicht auf die Reisegruppe gehört und die Hupe benutzt – das ist in Huaraz nämlich ein gängiges Mittel für – wir wissen es nicht. Aber alle hupen. Ständig. Dauernd. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Es ist unerträglich.

Am nächsten Tag müssen wir dann früh um 5.00 Uhr los zur berühmten Laguna 69 auf 4604 m. Knapp 14 km ist die Wanderung zur türkisblauen Lagune lang, aber sie lohnt sich, wie die Bilder zeigen. Jetzt fühlen wir uns langsam richtig fit und bereit für unsere letzte Wanderung zur Laguna 513 – bevor wir unseren Multiday-Trek starten!

Nach einem Tag Pause steht unsere letzte Tageswanderung zur Laguna 513, die wir mit einem anderen deutschen Paar machen, an. Diese Lagune ist mindestens genauso schön wie die Lagune 69, aber weniger bekannt und deshalb sind wir am Ende der Wanderung ganz alleine zu viert oben auf 4500 m. Dort werden wir dann auch von Regen überrascht – der erste Tag für uns, der wirklich schlechtes Wetter bedeutet, aber zum Glück verzieht sich die Wolkenfront auch schnell wieder. Das Wetter hier in den Bergen wechselt unglaublich schnell und kein Wetterbericht ist richtig akkurat, deshalb hat man am besten immer ALLES dabei, sodass man von kurzer Hose und T-Shirt in Regenhose und Poncho wechseln kann und wieder zurück.

Und dann ist es so weit. Wir starten gut akklimatisiert unseren Mehrtages-Trek, den berühmten Santa-Cruz-Trek. Wir entscheiden uns für die „einfache“ Variante von Vaquería nach Cashapampa, damit wir mit unseren schweren Rucksäcken mehr bergab als bergauf müssen. Trotzdem verfluchen wir die letzten Tagesetappe bergab auf rutschigem Geröll. Die Wanderung kann man in drei oder vier Tagen machen und je nach Lust, Laune und Wetter noch einen Abstecher zum Alpamayo-Basecamp mit einbauen. Unsere Laune war nach vier Stunden wandern durch Regen und Schnee bis zum Pass Punta Unión auf 4750 m aber nicht mehr gut genug für die Lagunenwanderung und da wir früh gestartet waren, wanderten wir weiter bis zu einer Lagune, wo wir unseren Schlafplatz aufbauten. So konnten wir die Wanderung dann auch in drei Tagen bewerkstelligen, wobei der zweite und dritte Tag dann recht lang wurden. Insgesamt wanderten wir drei Etappen: In der ersten Etappe legten wir 13 km zurück, an Tag zwei dann immerhin gute 20 km über den Pass und zur Lagune und dann warteten am dritten Tag noch einmal 16 km auf uns bis zum Dorf, wo wir mit dem Colectivo zurück nach Huaraz in ein warmes Bett fahren konnten.

Wir sind stolz auf uns, dass wir das Wandern und Zelten so gut überstanden haben. Als Belohnung geht es erstmal zum Italiener und wir stoßen mit einem pisco sour, dem Nationalcocktail aus Zitrone, Eischnee und Pisco-Schnaps auf unseren ersten kleinen Wandererfolg an. In Cusco kommt dann noch ein Tag obendrauf und wir machen eine 4-Tages-Wanderung zum Machu Picchu – DEM Touristenmagneten Perus.

Doch bevor es wieder in die Berge geht, fahren wir jetzt in den Dschungel. Unsere ursprünglichen Pläne haben wir also komplett über den Haufen geworfen. Es geht erst nach Tarapoto, dann nach Yurimaguas und von Lagunas aus dann über den Fluss in den Amazonas. Danach machen wir noch einen Stopp in Chachapoyas, wo wir die Ruine Kuelap und einen der höchsten Wasserfälle der Welt besichtigen!

Jetzt legen wir uns aber erstmal an den Pool, denn in Tarapoto ist es unglaublich schwül und heiß. Ab Montag sind wir dann auch eine Woche offline – also nicht wundern, wenn wir kein Lebenszeichen von uns geben!

Wir senden euch Sonne ins kalte Deutschland und wünschen euch einen schönen Sonntag!

Hannah y Felix

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