Zwei Wochen Roadtrip durch Marokko – das erste Mal auf dem afrikanischen Kontinent!

Marokko steht schon seit ich mich für das Reisen interessiere auf meiner Bucket-Liste. Irgendwo verankert zwischen den Einflüssen französischer Kolonialisten, der nahöstlichen und afrikanischen Kultur mit atemberaubenden Wüstenlandschaften und traumhafter Architektur, schien es mir ein Sehnsuchtsort zu sein: Vom quirligen Fés, der Stadt der Ledergerber und -färber über die Sahara-Wüste mit ihren schier endlosen Dünen bis hin zur stürmischen Atlantikküste und zurück zum mystischen kulturellen Zentrum des Landes, Marrakesch bereisten wir also zwei Wochen lang Marokko.

Marokko beherbergt auf einer Fläche von über 440.000 km² knapp 37 Millionen Einwohner*innen, die weitgehend Arabisch, Französisch und Tamazight, die Sprache des Berbervolkes sprechen. Aber da das Land ein beliebtes Reiseziel ist, kommt man auch mit Englisch gut voran, da wir leider nur das mittlerweile völlig vergessene Schulfranzösisch einiger Reisegruppenmitglieder zur Verfügung hatten.

Begonnen haben wir unsere Reise in der Millionenstadt Casablanca. Die dortige Moschee ist die einzige des Landes, die man als Nicht-Muslim besuchen kann – anders als etwa in der Türkei, wo man, sofern man sich an die Regeln hält und außerhalb der Gebetszeiten kommt, eigentlich immer einen Blick in eine der Moscheen erhaschen kann. Die Hassan II. – Moschee ist deshalb ein beliebtes Touristenziel in Casablanca – wir haben uns aber den Eintritt von umgerechnet 14€ gespart und die Moschee lediglich von außen besichtigt. Das imposante Gebäude direkt am Wasser besitzt mit einer Höhe von 200 m das zweithöchste Minarett der Welt und hat Platz für ca. 25.000 Gläubige. Die Baukosten erwiesen sich mit mehreren hundert Millionen Dollar als derart hoch, dass der Bau der Moschee seinerzeit und bis heute in der Kritik steht. Benannt wurde die Moschee nach dem 1999 verstorbenen König Hassan II. Sein Sohn, Mohammed der VI., regiert das Land bis heute in einer konstitutionellen Monarchie.

Hassan II. Moschee
Felix vor der Hassan II. Moschee in Casablanca

Casablanca ist zwar das Finanz- und Handelszentrum Marokkos, hat aber touristisch eher wenig zu bieten. So blieben wir nur eine Nacht dort und machten uns am nächsten Tag auf nach Méknes. Die Stadt mit knapp 500.000 Einwohner*innen zählt zu den vier sogenannten „Königsstädten“ und beherbergt einen lebhaften Markt im historischen Stadtzentrum, der sogenannten Medina und eindrucksvoll verzierten Toren, die jedoch zu unserem Besuch gerade renoviert wurden. Erschwerend kam während unserer gesamten Reise hinzu, dass wir während des Fastenmonats Ramadan unterwegs waren – und der wurde in Marokko, anders als in Istanbul, doch recht ernst genommen, was bedeutet: Kaum gastronomisches Angebot den Tag über, abends sind viele Restaurants geschlossen, da die Familien selbst beim Fastenbrechen sind und kein Essen und Trinken auf offener Straße den Tag über. So wurde auch die tägliche Nahrungssuche zu einem ganz eigenen Abenteuer. In Méknes hatten wir Glück und wurden in einem touristischen Restaurant fündig. Hier gab es die für uns erste von vielen Gemüse-Tajines. Die Tajine ist ein Tongefäß mit spitz zulaufendem Deckel, in dem Fleisch, Fisch und Gemüse zubereitet werden. Das traditionelle Gericht sollte neben Couscous unser stetiger Begleiter werden.

Meknes
In der Medina von Meknes

Von Méknes aus ist es nur noch einen Katzensprung nach Fés. Die Königsstadt ist für die dort ansässige Gerberei bekannt und dafür, dass sie die größte Medina der Welt beinhaltet, also den von Mauern umgebenen historischen Stadtkern mit schmalen, autofreien Gassen aus Lehm. Die Geschichte der Stadt reicht bis in 8. Jhd. n. Chr. zurück und entsprechend beherbergt sie viele historische Gebäude wie Moscheen, Madresas (Koranschulen) und Markthallen. Daneben gibt es auch ein neues Viertel, das von den französischen Kolonialisten erbaut wurde. Fés ist lebendig, laut, voll, chaotisch und anstrengend. Eine Free-Walking-Tour gab uns dennoch einen guten Einblick in das Leben in der Stadt und in die Kultur des Landes.

Um uns etwas von Fés zu erholen, fuhren wir in die Berge, in den Nationalpark um Ifrane. Dort sieht es aus, wie in einem Schweizer Bergdorf – nicht verwunderlich, dass es eines der beliebtesten Skigebiete auf dem Kontinent ist. Wir hatten zum Glück keinen Schnee, sondern machten eine gemütliche Wanderung, bei der man Affen in freier Wildbahn beobachten kann.

Mit einem kleinen Zwischenstopp ging es für uns dann weiter in die Sahara, nach Merzouga, nur einen Steinwurf von Algeriens Grenze im Osten entfernt. Umso überraschter waren wir, als wir unser Camp mitten in den Sanddünen betraten: Neben fließendem Wasser gab es W-Lan und ein voll ausgestattetes Zelt für uns zum Übernachten. Obwohl es erst April war, war die Hitze tagsüber schon beinahe unerträglich. Kaum vorstellbar, wie es sein muss, hier im Sommer zu leben!

Unser nächster Stopp war eines der Highlights unserer Reise: In Tinghir schliefen wir in einem kleinen Hostel und wanderten durch die Canyons, welche diese Oase zu einem Touristenmagneten machen. Außerdem konnten wir ein echtes traditionelles Hamam besuchen und mit den Einheimischen dort baden. Und die etwas Mutigeren von uns ohne Höhenangst wagten sich sogar an einen Klettersteig in einer der Schluchten (möglicherweise war die Autorin des Eintrages nicht Teil dieser Gruppe…). Von Tinghir aus ging es weiter nach Ait Ben Haddou. Diese Stadt mit gerade noch 2500 Einwohner*innen ist vor allem als Filmkulisse von Blockbustern wie Gladiator, Lawrence von Arabien und James Bond, aber auch der beliebten Serie Game of Thrones bekannt. Die etwa 1000 Jahre alte Festung wurde immer wieder restauriert, sodass man sie heute besichtigen kann und zwischen den zahlreichen Shops stöbern kann.

Nun standen uns 8 Stunden Fahrt an die Atlantikküste, nach Mirleft, bevor. Das Fischerdörfchen wirkte außerhalb der Hauptsaison recht verlassen, im Sommer ist es ein wahres Surferparadies mit langen Stränden und hohen Wellen. Wir genossen die Ruhe abseits des Trubels und wussten, dass es für uns bald auf zu unserem letzten Stopp gehen würde: Nach Marrakesch.

Auch dort gibt es eine Medina mit einem chaotischen Markt, den Souqs, und dem riesigen Marktplatz Djeema el Fna. Dieser war uns fast etwas unheimlich mit seinen Händlern, Künstlern und Schlangenbeschwörern, die alle versuchen, zwischen den Scharen an Touristen etwas Geld zu verdienen. Die Altstadt beherbergt außerdem noch die Medersa Ben Youssef, einst eine der bedeutendsten Koranschulen der Region, die Koutoubia Moschee oder den Bahia-Palast. Auch wenn wir die Moscheen nicht von innen sehen konnten, war es für uns sehr interessant, wie sich die Architektur von der in der Türkei unterscheidet.

Im neuen Teil der Stadt kann man dann den Jardin Majourelle besichtigen, der von dem Maler Jacques Majorelle 1923 errichtet wurde und mit 850.000 Besuchern jährlich zu einer der Hauptattraktionen Marokkos zählt. 1980 wurde der Garten von Yves Saint Laurent und Pierre Bérge gekauft und wieder hergerichtet.

Übernachtet haben wir in einem sogenannten Riad. Diese Form der Behausung ist typisch für Marokko und bedeutet eigentlich „Garten“. Riads sind Häuser mit einem Garten im Innenhof und die Zimmer sind um den Garten herum angelegt. Es erinnert an die römischen Atriumshäuser und die modernen Hotels haben auch oft einen Pool im Inneren.

Unsere Reise endete dann dort, wo sie begonnen hat: In Casablanca. Und von dort aus ging es wieder zurück nach Istanbul. Das war vorerst unsere letzte Urlaubsreise. Aber schon im August ist es soweit und unsere große Südamerika-Reise steht an! Und dann werdet ihr sicherlich wieder häufiger und zeitnaher von uns lesen. Jetzt machen wir erstmal Urlaub (auch vom Reisen) und tanken neue Energie!

Liebe Grüße,
Hannah y Felix

4 Kommentare

  1. Hi ihr beiden, das war wirklich eine sehr tolle eindrucksvolle Reise😉….super schöne Fotos….
    Also dann warten wir auf Südamerika ….bis bald 😘

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