Von Antalya ging es für uns weiter an die andere Küste der Türkei: Ans Schwarze Meer. Dort ist es weniger heiß und leider auch weniger schön. Vielleicht hätten wir schon aufhorchen sollen, als man uns in der Warteschlange beim Check-In verblüfft ansah und fragte, warum wir denn bitte nach Trabzon wollten? Auch im Flugzeug wurden wir gewarnt: Niemand spricht Englisch, es wird nicht so einfach. Der junge nette Mann gab uns dann noch seinen Instagram-Account mit dem Hinweis, wir können uns jederzeit melden (wie nett!) und wir sollten nicht zu viel erwarten.
Statt glasklarem türkisblauem Wasser und Sandstrand kann die Schwarzmeerküste allerdings mit Bergen und Graslandschaften aufwarten, sodass nicht wenige die Region als „türkischen Schwarzwald“ oder „türkische Alpen“ bezeichnen. Das Wandern sollte man jedoch gut planen, denn ausgeschilderte Wege und eine große Wandercommunity – vielleicht eine Arte türkischen Alpenverein? – gibt es nicht. Die Türk*innen sind, das wissen wir schon, nicht unbedingt das Volk, das gerne zu Fuß unterwegs ist. Wandern ist hier also quasi schon Leistungssport. Trabzon selbst ist eher überschaubar, was Aktivitäten und Attraktionen angeht. Es gibt einen Platz, wo man türkischen Cay trinken kann, eine kleine Hagia Sophia und einen Aussichtspunkt. Ansonsten ist die Stadt über die Türkei hinaus vor allem wegen ihres Fußballclubs, Trabzon Spor, bekannt.
Bei Trabzon liegt das Sümela Kloster, das zu den meistbesuchten Touristenattraktionen der Region zählt. Das griechisch-orthodoxe Kloster stammt aus der byzantinischen Zeit, seine Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 385 n.Chr. Eindrucksvoll ist es deshalb, weil es quasi in die Felswand des Berges eingemauert wurde. Viele Legenden ranken sich um das Kloster, die ich allerdings an dieser Stelle nun nicht nacherzählen werde. Die ältesten erhaltenen Gebäude stammen aus dem 14. Jahrhundert. Fast 300 Jahre lang beherbergte das Kloster, das auf einer Höhe von 1071 Metern liegt, eine griechische Schule. Im Jahr 1930 dann wurde das Kloster bei einem Brand nahezu zerstört und geriet dann in Vergessenheit. Erst 1972 wurde es zum Nationalerbe ernannt und für Besucher*innen zugänglich gemacht. Für Christ*innen ist es ein wichtiger Wallfahrtsort und wird seit 2010 wieder als religiöser Ort für Messen der orthodoxen christlichen Gemeinde benutzt. Das Kloster sieht nicht nur von außen beeindruckend aus, es enthält auch zahlreiche Fresken, die leider durch Vandalismus oft stark in Mitleidenschaft gezogen wurden und seit 1998 wieder restauriert werden.
Nach einer Odyssee, die ich hier nun außen vor lassen möchte, fuhren wir dann nach Artvin, in Richtung der georgischen Grenze. Dort gibt es einige schöne Orte, die allerdings oft sehr abgelegen und nur auf holprigen und kurvigen Straßen zu erreichen sind, z.B. der kleine See Karagöl oder das Papart Vadisi.
Weil wir nicht so ganz fit waren, kamen große Wanderungen für uns allerdings nicht in Frage. So beschränkten wir uns auf kleine Tagesausflüge in die Natur.
Nachdem wir Karagöl schon ganz fantastisch fanden, erwarteten wir auch viel von Uzungöl. Doch uns bot sich kein malerisches Idyll mit See und Bergen, sondern eine gut ausgebaute Spielwiese für Toursten aus dem Iran, Irak oder den Emiraten.
Nachdem wir unser Auto dann zurück nach Trabzon gebracht hatten, ging es mit dem Bus nach Batumi und damit raus aus der Türkei und rein nach Georgien – davon dann mehr in Etappe 3 unserer Reise von Istanbul nach Tbilsisi.
Ein Kommentar
Danke für den ,wieder mal, tollen Bericht.
Freu mich schon auf den dritten Teil.🙋♀️