From Istanbul to Tbilisi: Etappe 3 – 11 Tage Georgien Roadtrip

11 Tage waren wir leider nur in Georgien unterwegs – gerne hätten wir noch mehr von dem kleinen Land mit nicht einmal 4 Millionen Einwohner*innen – dafür aber mit eigener Sprache und eigenem Schriftsystem – gesehen. Obwohl Georgien nicht einmal so groß wie Bayern ist, konnten wir nicht einmal ansatzweise alle Ecken des Landes besichtigen. Das lag nicht zuletzt an den spannenden Straßenverhältnissen und der Abgelegenheit so mancher schöner Orte. Besonders spektakuläre Orte errreicht man ohnehin häufig nur in mehrtägigen Wanderungen – doch dafür hat uns dieses Mal leider das Equipment und die Zeit gefehlt.

Nach unserem Grenzübergang von der Türkei aus zu Fuß nach Georgien starten wir in der Hafenstadt Batumi. Anders als in der Türkei werden wir an dieser Stadt am Schwarzen Meer mit Regen begrüßt, der uns auch am Folgetag noch treu bleiben wird. Batumi ist vor allem für Casino-Tourismus und seine für örtliche Verhältnisse besondere Skyline bekannt. Viele Touris kommen für den Strand und die Casinos her, doch der Strand konnte uns nicht überzeugen und Casino – nein, danke. Dafür konnten wir uns schnell mit dem Naturwein, für den Georgien bekannt ist, anfreunden. Der Wein ist ungefiltert und sehr trocken, ohne viel Säure – und schmeckt damit ganz anders als die Weine, die wir sonst so trinken. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber auf jeden Fall ein großer und außergewöhnlicher Genuss!

Nach zwei Nächten in Batumi fuhren wir dann mit dem Bus nach Tbilisi, wo wir unser Auto für die kommenden Tage abholen würden. So schön die Chevrolet Limousine auch war – Georgien-tauglich war das gute Stück nur bedingt.

Nach einer Nacht in Georgien ging es dann nach Korsa. Über mehr oder weniger gepflasterte Straßen fuhren wir in den kleinen Ort, der nur aus wenige Häusern besteht, um dort in einem Guesthouse unterzukommen. Der Grund für unsere Reise in das Örtchen mitten im Nichts waren die nahegelegenen Abudelauri-Seen: Drei Seen, einer weiß, einer blau und einer grün. Von Korsa aus kann man nach Roshka fahren, ein weiteres kleines Dörfchen, das als Ausgangspunkt für die Wanderung zu den drei Seen. Acht Kilometer sind es bis zu den Seen und weitere acht Kilometer wieder zurück. Blöd nur, wenn die Wanderung nicht in Roshka, sondern bereits acht Kilometer zuvor, am Fuße des Berges, auf dem das Dörfchen liegt, beginnt. Denn mit unserem Auto hat man keine Chance, die Schotterpiste hinaufzukommen. Leider gibt es auch keine Autos weit und breit, die uns mit nach oben nehmen könnten. Also beschließen wir, die Strecke komplett zu wandern, soll heißen: 8 km den Berg hoch, 16 km zu den Seen und wieder 8 km zurück. Diese 32-Kilometer-Wanderung hätten wir möglicherweise geschafft, hätten wir uns nicht zwei Mal verlaufen – so mussten wir wieder umdrehen, bevor wir die Seen erreicht hatten, um nicht im Dunkeln zurücklaufen zu müssen. Das fing ja nicht so gut an mit unserer Wanderei. Etwas versöhnlich konnten wir dann aber wenigstens durch das fantastische Abendessen unserer Gastwirtin gestimmt werden – und Felix kam endlich in den Genuss des berühmt-berüchtigten Khachapuris, der bekannten georgischen Käse-Teig-Kombination.

Am nächsten Tag brachen wir dann früh auf nach Stepanzminda, auch bekannt als Kazbegi, da es am Fuß des Berges Kazbek liegt. Wer Lust und Zeit hat, kann den 5047 Meter hohen Berg besteigen und dann von sich behaupten, den dritthöchsten Berg Georgien erklommen zu haben. Wir sind nach unserer Wanderung vom Vortrag jedoch noch völlig geschafft und entschließen uns, lediglich eine kleine Wanderung zur Gergeti-Kirche. Am Abend landen wir in einer kleinen Lokal, das von außen unscheinbar aussieht, aber extrem gut besucht ist – denn hier kocht die Großmutter noch selbst. So sind wir gut gestärkt, wenn wir am nächsten Tag wieder eine längere Runde im Trusso Valley drehen wollen. Dieses Mal sind wir allerdings besser vorbereitet und haben gleich am Vortag einen Jeep-Transport dorthin gebucht, um nicht wieder 8 km vor dem Ausgangspunkt der Wanderung feststellen zu müssen, dass es keine geteerte Straße gibt.

Nach drei Nächten in Stepanzminda fahren wir nun weiter nach Kutaisi. Die zweitgrößte Stadt Georgien ist wahrlich keine Schönheit, aber aufgrund der zentralen Lage ist die Stadt ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge. So besuchten wir von dort aus den Martvili Canyon, den man in einem kleinen Boot durchqueren kann, den Okatse-Canyon, der nichts für Leute mit Höhenangst (also Leute wie mich!) ist und den Kobuleti Nationalpark, der sich als kleine Enttäuschung herausstellte. Als kleinen Trost fanden wir eher zufällig eine reizende Weinbar, deren Stammgäste wir für unseren Aufenthalt in Kutaisi wurden.

Unser vorletzter Stop war dann Borjomi, ein Kurort mit einer Heilquelle – von dort stammt das Borjomi-Wasser, einem säuerlichen Wasser, das für verschiedene Erkrankungen als Kur eingesetzt wird. Während ich das Wasser sehr lecker in Erinnerung hatte, konnte sich Felix nicht so wirklich mit dem gesunden Wässerchen anfreunden und blieb beim Naturwein. Der Nationalpark, der an die Stadt grenzt, hat verschiedene und gut ausgeschilderte Wanderwege (möglicherweise, weil diese unter deutscher Beteiligung entstanden sind, wer weiß? Ohne spekulieren zu wollen, es waren in ganz Georgien die einzigen ausgeschilderten Wanderwege…) und natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, auch hier eine „kleine“ Wanderung mit gut 1000 Höhenmetern zu machen. Nach einer Nacht in unserem Hotel, dessen Betten möglicherweise (ziemlich sicher!) noch aus der Zeit der Sowjetunion stammten, kehrten wir dem Ort den Rücken und traten unsere letzte Etappe nach Tbilisi zurück an, denn von dort aus sollte es dann nach Frankfurt in die Heimat gehen.

Tbilisi empfing uns mit tollem Wetter und leckerem, veganen Essen. Die Stadt ist pulsierend und bekannt für ihre Techno- und Elektroszene, aus der wir uns aber eher raushielten. Stattdessen machten wir eine Freewalking-Tour, die sich als echter Glücksgriff herausstellte, denn unser Guide war nicht nur unterhaltsam und gut informiert, sondern sorgte auch für eine kleine Verköstigung mit Wein, Chacha (dem Nationalschnaps) und Tschurtchelas, die mir schon bei meinem ersten Besuch in Georgien nicht geschmeckt haben.

Wir finden: Georgien ist eine Reise wert und zwar eine, die nicht nur 11 Tage dauert! Zu gerne wären wir noch in das sagenumwobene Swanetien gefahren, wo erst seit kurzem eine befestigte Straße hinführt oder in die Weinregion um Khakheti, die vielen anderen Nationalparks im Osten und im Süden des Landes. So bleibt uns nur ein kleiner Eindruck eines kleinen Landes mit einer atemberaubenden Natur, die jedoch mit Verschmutzungen zu kämpfen hat. Außerdem bleibt uns die großartige Gastfreundschaft und die Solidarität für die Ukraine in Erinnerung. Bis heute sind 20% Georgien immer noch von Russland besetzt, obwohl Georgien seit 1991 unabhängig von Russland ist. Immer noch und immer wieder gibt es Konflikte.

Georgien hat eine lange Geschichte der Besatzung hinter sich. Das Gebiet um Georgien wurde von den Römern, später von den Persern, den Byzantinern und den Arabern erobert. Nach einer Eroberung durch die Mongolen zerfiel das Reich im 16. Jahrhundert in fünf Königreiche, die unter anderem unter persischem und osmanischen Einfluss standen. Im Jahr 1783 schloss Ostgeorgien dann einen Schutzvertrag mit Russland, der zur Verteidigung des Landes dienen sollte. Doch binnen der folgenden 60 Jahre nahmen die russischem Zaren nach und nach mehr Gebiete ein und annektierten sie. Später wurden Teile in die Sowjetunion eingegliedert, was bis 1991 so blieb.

Georgien hat uns einige Male zum Schmunzeln gebracht. Zwar herrscht in Georgien Rechtsverkehr, aber Autos werden auch aus Ländern importiet, in denen Linksverkehrt gilt. Dies führt zu komischen bis erschreckenden Situationen, wenn man beim Überholen zum Beispiel in die Fahrerkabine des anderen Autos schon – und diese leer vorfindet. Überhaupt Autos: Der Fahrstil der Georgier ist bestenfalls rasant, in nicht wenigen Fällen lebensbedrohlich. Weil Autoteile teuer sind, teilen sich oft mehrere Fahrzeughalter diese, um das Auto bei Bedarf mit einem nicht-defekten Teil auszustatten und so durch den TÜV zu bringen – um das einwandfreie Teil dann wieder abzumontieren und zurückzugeben. Aber liegengebliebene Autos waren seltener ein Hindernis als Horden von Kühen, welche die Straße blockierten. Wenn es nicht Kühe waren, waren es Esel, Schweine, Pferde oder Hunde. Irgendein Getier trieb sich immer auf den Straßen herum.

Die Architektur in Tbilisi, aber auch in anderen Städten ist faszinierend – aber dennoch sind viele Gebäude, die einst prächtige Bauten waren, heute Ruinen. Teilweise werden sie nun von Investor*innen gekauft und saniert, aber gerade in weniger touristischen Regionen findet man viel Leerstand und Verfall.

Bald senden wir wieder aus der Türkei nach Deutschland und bis dahin schicken wir euch liebe Grüße!

2 Kommentare

  1. Wie immer fantastische Fotos und ein supertoller Bericht, der mich oft zum Schmunzeln brachte ☺️.
    Vielen Dank dafür 😁.
    Freu mich jetzt schon auf eure nächsten Erzählungen.

    Liebe Grüße aus Schwarzenfeld
    Ilona und Kurt

  2. Hi ihr zwei,
    wieder mal ein sehr gelungener Bericht.
    Obwohl wir ja schon einiges von Euch erzählt bekommen haben, war es nochmal ganz anders es jetzt nochmal nachzulesen. Da ging es mir wie Ilona und ich musste an der ein oder anderen Stelle ebenfalls schmunzeln.
    Toll, was ihr alles erlebt, und noch toller, dass ihr uns so ausführlich dran teil haben lasst. Mehr davon…LG Mom/Schwiegermom🙂

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